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vollständig als pdf - Dr. Martina Schäfer, St. Gallen

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9Ihrer Schreibe versagen. Das Publikum wird das Interesse an Ihnen verlieren, IhreGeliebte -" Sie legte das Wort auf die Zunge wie eine bittere Pille - "sowieso, wenn sieIhrem Einfluss endgültig entzogen ist und sie ihren spirituellen Weg unbelastet vonIhren scheinkollektiven Phrasen weitergehen kann. Dann ist immer noch Zeit, Ihnen denProzess zu machen!"Sie lehnte sich zufrieden zurück, ich starrte sie erstaunt an."Ich soll im Gefängnis schreiben?""Natürlich. Die Frauenwelt ist eine gute Welt. Wir stellen Ihnen einen hübschenBungalow zur Verfügung, ein hübsches Gärtchen zum Spazieren gehen, ein hübschesWasserbecken zum Schwimmen und Trainieren, denn wir wissen, dass Sie eineausgezeichnete Taucherin sind, ein hübsches Arbeitszimmer und eine gute Bibliothek.Solange sie leben, schreiben Sie. Und für uns sind sie damit erst einmal aus demVerkehr gezogen! ""Sie sind verrückt! Sie können mir doch Nichts vorwerfen!"Ich stützte den Kopf in die Hände. Auch das hatte es in patriarchalen Zeiten bereits,wenn auch nur in Romanform, gegeben!"Nein, das nicht so genau. Aber, was sie bisher alles angestellt haben, reichte voll aus,um den Zorn der Magna Matres - " Demutsgeste -, "auf sich zu ziehen, so dass sie es inihrer Weisheit für besser hielten, eine Aufwieglerin wie sie erst einmal kühler zu stellen,bis sich die Wogen beruhigt haben. Natürlich werden wir ein bisschen Einfluss auf IhreSchreibe nehmen müssen! Nicht so viel Lesbisches, das fördert nicht gerade dieGebärwilligkeit der jungen Frauen. Nicht so viel Erotisches, eher mal eine spirituelleHerosbegegnung im Hain! Aber wir halten uns zurück. Wir wollen Ihren <strong>St</strong>il ja nichtverderben!""Meine Honorare? Bisher habe ich einen Teil unseres Familieneinkommens damitbestritten!""Nun, im Grunde genommen, erhalten sie, wie alle anderen Frauen auch in unseremLand, im Austausch zu ihrer Arbeitsleistung Sachwerte, wie ich sie ja gerade ebenbeschrieben habe. Glauben sie mir, meine Liebe..." Sie beugte sich vertraulich vor, "esgibt immer noch eine Menge Frauen auf dieser Welt, die glücklich wären, ein trockenesDach über dem Kopf und regelmässige Ernährung ihr Eigen nennen zu können." Sieschaute mich kopfschüttelnd ob meiner kritischen Undankbarkeit an. Sicher - ich solltewohl froh sein, überhaupt noch zu leben, zog ich gewisse Dinge in Betracht, die unsgerade in den letzten Wochen bei unseren Forschungsarbeiten zu Ohren gekommenwaren. "Darüber hinaus müssen wir den Aufwand irgendwie finanzieren, den wir für Sietreiben." Aberm<strong>als</strong> beugte sie sich vor, stemmte die Socken rechts und links neben dasTischlein - "meinen Aufwand, wenn Sie verstehen, was ich meine -" Sie deutete auf dasBild, welches wie eine verlorene Schwanenfeder auf dem gläsernen Teich lag: " EinGrossteil des Wohlbefindens unserer geliebten Elevin hängt von meiner Hände Arbeitab, ihre <strong>St</strong>immung richtet sich sicherlich in der nächsten Zeit leider noch nach dem, wasich von Ihrem Befinden, Johanna Helgesdott, berichten werde. Und umgekehrtmöglicherweise auch." Sie seufzte in gespielter Überforderung."Wie erkenne ich, dass Sie mich nicht belügen?"Der Vernehmungsoffizier zuckte nachlässig mit den Schultern."Vertrauen, ihr Demonstrantinnen habt kein Vertrauen in die Ziele der Frauenwelt, das

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