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vollständig als pdf - Dr. Martina Schäfer, St. Gallen

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35Seite der Mauer angekommen war.<strong>Dr</strong>ei Tage später seilte sich das Husarenuniformjäckchen über dem Flachdach der Villaab. Ich hatte mir angewöhnt, das Dach von Papierabfällen, ausgelaufenenKetchupflaschen, zermanschten Apfelsinenresten und aufgetauter Tiefkühlkost zubefreien. Einerseits war das eine neue und auf jeden Fall erstrebenswerteBeschäftigung, die mir auch für den Winter ein wenig Abwechslung bieten würde.Andererseits schränkte das saubere Flachdach meine saubere Husarin in ihrenseltsamen Spielereien wenigstens etwas ein. Es macht nämlich absolut keinen Spass,Mayonnaise verschmierte Fallschirmspringerinnenturnschuhe auf Knien abzulecken, nurweil die gnädige Dame das schaukelnde Seil nicht an einer sauberen <strong>St</strong>elle aufhaltenkann!"Weisst du -" sagte sie und begutachtete die sauberen <strong>St</strong>iefel - "selten, dass mir wirklicheine die Füsse leckt - schön, dich da unten zu sehen, du kleine <strong>St</strong>eineschmeisserin!" Siestiess mich zurück und warf den Briefumschlag in den verschmierten Klecks in welchemihre Füsse gelandet waren.Seitdem putzte ich das Dach, hielt die Küche sauber, schaffte organische Abfälle aufeinen Komposthaufen weiter weg vom Haus und verbrannte die anderen Reste auf einerFeuerstelle.Ich hatte die kleine Waffe am linken Unterschenkel unterhalb der Kniekehle befestigt. Eswar ein zweischneidiges, schmales <strong>St</strong>ilett. Die Göttin allein wusste, in welchem Museumes die Ratten oder Sperlinge gestohlen hatten, denn <strong>St</strong>ichwaffengebrauch war seitfünfzig Jahren tabuisiert und Schusswaffengebrauch sogar verboten. Die Magna Matresbrauchten keinen martialischen Erzwingungsstab, um die Interessen der Frauendurchzusetzen. Die Frauenwelt war auch eine waffenfreie Welt, zumindest äusserlich.Die Technologisierung der Kücheneinrichtung war, insbesondere in der Villa Garbo,soweit fortgeschritten, dass sich sämtliche Schneidegeräte sicher innerhalb gutverschweisster Küchenmaschinen befanden, die auseinander zunehmen ich langevergeblich versucht hatte. Einmal nur war es mir gelungen, eine rasiermessergrosseKlinge aus solch einem Zerkleinerungsapparat heraus zu brechen, doch die Maschinewar unwiderruflich und auffallend zerstört.Das perverse Jäckchen pflegte meist <strong>als</strong> erstes mit gezücktemElekrobetäubungsschlagstock die Kücheneinrichtung zu inspizieren, über deren genauen<strong>St</strong>and sie vorbildlich informiert war. Als sie die heraus gebrochene Küchenmaschineentdeckte, schüttelte sie nur missbilligend den Kopf, zog einen Brief aus der Tasche,steckte ihn dann in den nächsten Apparat, eine Kaffeemaschine, und stellte diese solange auf Hochtouren, bis nach Gummi stinkender Rauch aufstieg. Sie riss grinsend dieKaffeemühle aus ihrer Verankerung, kappte den <strong>St</strong>romkreis und warf das ganze in denKomposteimer, der dazumal noch voll in der Küche stand. Zischend und gurgelndversank die Mühle in der braunen Brühe. Es Dauerte drei Wochen, bis sie mir persönlicheine neue Mühle am Seil herab brachte, drei Wochen ohne Kaffee, der mich morgensinspirierte und mittags mein zwei-Uhr-Leistungstief fortspülte."Ich mag es eigentlich gar nicht, wenn Frauen Haare auf den Beinen haben!" beendetesie diese Szene, nahm die kleine, heraus gebrochene Klinge und schabte meine Beineab.

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