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vollständig als pdf - Dr. Martina Schäfer, St. Gallen

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59gesamte Erdgeschoss einnahm, sah ich hier Türen verschiedener kleiner Räume, die vondem Küchenraum abgingen, in den wir nun eintraten.Ella stand mit dem Rücken zur Haustüre vor einem alten <strong>St</strong>eingutbecken und klappertemit Tellern, Tassen und Besteck. Eine mir ebenfalls ganz ungewohnte Tätigkeit,besassen doch die Frauen unserer <strong>St</strong>ädte und Landsiedlungen alle Gerätschaften, die sostupide Tätigkeiten wie das Abwaschen verklebter Essensreste von vielen kleinenEinzelteilchen übernahmen. Hier im Haus trug auch Ella eine lange, enge Hose und imZwielicht einer Hängelampe über dem <strong>St</strong>eingutbecken, die ein flackerndes, warmes Lichtverbreitete, sah sie von hinten selber schlank und hoch gewachsen aus. Ein Eindruck,der aber leider etwas durch ihre gebeugte Spülhaltung vermindert wurde.Sie drehte den Kopf herum, wischte sich mit einer nassen Hand unter der Nase durch,lachte dann verlegen, griff nach einem Tuch und kam einen Schritt von der Spüle fortauf uns zu."Johanna wird unseren Ruf hier im Dorf auch nicht gerade fördern!"Heinz wies auf Tisch und <strong>St</strong>ühle, die rechts neben der Türe standen. "Ach, das sind wirja gewohnt."Ella beugte sich zu einem Regal herab und fragte über die Schulter hinweg: "Wollt ihretwas essen? Was haben sie denn gesagt?""John hat sichtlich H<strong>als</strong>schmerzen bei Johannas frechen Reden bekommen. Aber sie darftatsächlich morgens schreiben, und wie ich sie einschätze, setzt sie es auch durch, mitauf die Jagd zu gehen." Er zwinkerte mir zu. Während er Ella half, Brettchen und Messerauf den Tisch zu legen, berichtete er, was sich im Versammlungshof zugetragen hatte.Unter seinen Worten verwandelte sich die ehrenwerte, bigotte Wäldlerversammlung ineine konspirative Mafiasitzung, und ich musste unwillkürlich lächeln, während ichBrotscheiben von einem Laib abschnitt, den Ella mir über den Tisch zuschob."Für die Mädchen jeweils nur eine und dünn! Sonst schlucken die Damen das nicht.""Und das <strong>St</strong>ärkste war -" Heinrich setzte sich hinter den Tisch und zog eine Tasse zusich heran - "<strong>als</strong> alle draussen waren, hat er Johanna verboten, sich bei uns zuverlieben, die Ärmste!" Er legte die Kappe neben seinen Teller und strich sich über denhell schimmernden Kopf."Ach! Das geht ja gar nicht." Ella öffnete eine der Türen und rief ein kurzes "Kommt,Essen ist fertig!" in den Nebenraum."Du vergisst, wo sie herkommt, Ella. Johanna liebt Frauen.""Spielt das eine Rolle?" Sie schaute mich mit diesem unergründlich flachblauen Blick an,der mir bereits im Wald aufgefallen war."Bei euch anscheinend schon.""Man muss ja nicht gleich alles an die grosse Glocke hängen. Frisch gewaschen und insauberen Kleidern machst du sicher überall einen guten Eindruck."Zwei Mädchen im Alter von ca. sieben und neun Jahren stürmten in die Küche, stürztenauf den mir am nächsten stehenden <strong>St</strong>uhl zu und versuchten, sich gegenseitigwegzudrängen."Mir gehört der <strong>St</strong>uhl!""Nein - Mama hat gesagt, ich darf neben dem Besuch sitzen.""Du kannst ja auf der anderen Seite sitzen.""Das ist Mamas Platz."

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