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vollständig als pdf - Dr. Martina Schäfer, St. Gallen

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63erhalten, was ihnen die Männer nicht geben können, beim besten Willen nicht.""Ja, zumindest wird das bei uns im Frauenland auch immer so gesagt. Mir fehlt natürlichder Vergleich!""Na, siehst du, dafür bist du ja nun hier!""Ich glaube kaum, dass ich mich in einen Mann vergucke! Pater John würde solch einreuiges Schäfchen sicher freuen.""Na, dann eben in eine unglückliche Konse!" Ella lachte und schob ihren <strong>St</strong>uhl zurück."Dann bist du schneller draussen <strong>als</strong> du denkst. Aber damit hast du ja Erfahrung. Es istletztlich doch überall das gleiche, hm?" Sie räumte die Becher zum Spültrog."Ja. 'Wasch' dir die Hände!' sagte meine Mutter auch immer, dabei ist es doch alleineSache des Mädchens, ob sie sich ihre dreckigen Finger ins Maul stopfen will oder nicht.""Eben doch nicht ganz! Kleine Mädchen haben die Angewohnheit, ihre dreckigen Fingerin die Teller anderer Leute zu stecken. Das ist eben das Problem." Sie grinste und kaman die Türe."Und -" ich stand auf, "dass es <strong>Dr</strong>eck an den Händen gibt, den tausend TonnenSchmierseife nicht wieder abwaschen können!""Ja." Sie stand dicht vor mir und schaute mich nachdenklich an. "Das denke ich auch.Ich weiss nicht, ob ich dich für deine Erfahrung bewundern, beneiden oder bemitleidensoll." Sie musste den Kopf etwas schief legen, und die äusseren Ränder ihrer Augenzogen sich zusammen. So verharrte sie eine Weile, dann erwachte sie, schüttelte sichein wenig und hielt mir die Türe an. "Komm, Johanna, Auftritt Nummer zwei: DieFrauenversammlung."Auf dem Gummen im Jahr 135 ( 2135 n. d. Zt. )Ja, alt bin ich vielleicht geworden, mag sein, aber jenes süsse, innere Lächeln, dasurplötzlich aufwacht beim Anblick eines Gesichtes im Kerzenlicht, bei schnellen, hohenSchritten, die sich im Sonnen überfluteten Laub verlieren, beim Spüren einer trockenen,klaren Hand in der eigenen, heftig Pochenden, ein solches Lächeln steigt immer nochdann und wann in mir auf und wird mich wohl nie verlassen, so wie es mich ein Lebenlang begleitete, durch allen <strong>Dr</strong>eck und allen Triumph hindurch: Das Sehen der Schönheitin den Frauengestalten, das Erkennen von Liebe und das Lieben-Können <strong>als</strong> Erkennender Welt.Die jungen Frauen hier oben - mit 'jung' meine ich innerhalb der letzten fünfzig Jahregeboren - staunen auch heute noch über meine <strong>St</strong>ärke, den breiten Rücken, die fastquadratischen Hände, die stämmigen Beine. 'Wie musst du erst in unserem Altergewesen sein!' rufen sie und schielen, ein bisschen Schuld bewusst, an sich selber herabund ich murmele dann bescheiden etwas wie: 'Das Leben ist die beste Trainerin!'.Als ich jünger war, machten mich längere Phasen ohne erotische Kontakte nervös; ichneigte zu Abenteuern, leichtsinnigen Flirtereien, Kurzgeschichten und wilden Nächten.Ich flog ebenso oft aus zornigen Frauenbetten wie ich selber nächtens temperamentvollLoverinnen auf den Teppich beförderte. Aber neben alldem gab es immer diejahrelangen Freundschaften, später die treue Anhänglichkeit meiner jüngerenSchwestern und die Sicherheit, das Haus meiner Mutter jederzeit und unter welchen

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