84und Ella rief nun lauter:"Johanna, bist du wach? Können die Mädchen zu dir hereinkommen?""Aber klar", antwortete ich. "Eintrittspreis: Ein Becher Malz mit warmer Milch."Sie steckte den Kopf herein und brachte sogar ein schiefes Lächeln zustande."Wie du siehst, zur Feier des Tages im angepassten Rock.""Ich darf den Becher tragen!" quengelte Anna und Ella bremste das aufkommendeKindergewitter, indem sie Lena empfahl, mir doch eine Schnitte Brot zu bestreichen. Ichsetzte mich schleunigst auf, denn das war mir des Guten zuviel, und die beidenMädchen kamen nun mit ihren Köstlichkeiten nacheinander hinein."Ich gehe dann."Ich wischte meine Kleidungsstücke vom <strong>St</strong>uhl und zog ihn neben mein <strong>St</strong>rohsackbett.Die beiden Schwestern stellten die Malzmilch und die etwas ungleichmässig geschmierteBrotscheibe darauf."Frühstückst du gerne im Bett?"Offensichtlich war ich wohl in ihrem Leben die erste Person, die so etwas machte."Vorher soll man doch beten, sagt Pater John." Anna kletterte ohne Umschweife auf dasFussende, dann schlug sie sich mit der Hand vor den Mund. "Von dem reden wir nichtmehr.""Beiss' doch vom Brot ab!" forderte Lena mich auf und trat, mit sehnsüchtigem Blick aufAnna, von einem Bein aufs andere."Du kannst dich auch hinsetzen. Ihr müsst nicht vor mir stehen wie meine Diener."Sie setzte sich erleichtert, nach einer verlegenen Pause fuhr sie fort:"Gestern hat Mama mit uns geredet.""Und jetzt kommt er in die Hölle!" Anna schlug triumphierend auf den <strong>St</strong>rohsack undzappelte, dass das <strong>St</strong>roh ächzte und quietschte."In der Hölle bin ich." Lena schaute auf ihre Hände."Was meinst du damit?"Sie zuckte mit den Schultern."Wenn ich es erzähle, komme ich rein. Ich habe ja auch von den gestohlenenSüssigkeiten gegessen.""Hast du es denn Ella gestern erzählt?""Die wusste schon alles." Anna griff, ganz in Gedanken, zum Rest meiner Brotschnitteund biss hinein."Lass' das! Das ist Johannas Brot!" Lena funkelte ihre kleinere Schwester zornig an."Ella wusste schon alles?" Ich hakte wieder nach."Sie hatte eine Freundin. Aber die ist nun ertrunken und Mama sagt, Pater John seidaran schuld, wegen - wegen seinen Schweinereien.""Vielleicht wärst du auch ertrunken." mischte Anna sich altklug ein, aber Lena schütteltestumm den Kopf."Manches Mal kann man auch in sich selber ertrinken." Tastete ich mich vorsichtig vor."Ja -" Lena nickte. "aber ich wäre gross und stark geworden und dann eine Lehrerin,und dann hätte ich ihn 'rausgeschmissen und ich hätte geheiratet und der Mann hättemir geholfen.""Dann ist er doch längst tot!" Anna lachte. "Der hat doch Papa und Mama schonunterrichtet."
85"Das ist egal!""Meinst du denn, dass ein Mädchen gross und stark wird, wenn es innerlich in seinerHölle ertrinkt?""Weiss nicht." Lena zuckte die Achseln und schwieg."Ich will nicht in die Hölle, wenn Pater John drin ist. Dann schleimt der da auch so'rum." Anna schüttelte sich, doch Lena fuhr hoch."Woher weisst du denn so sicher, dass er da nun reinkommt?""Hat Mama gesagt und Papa auch!" Sie klatschte in die Hände und ein wenig musste ichsie beneiden: Auch Lena schaute sie verdutzt an."Du hast es gut. Du musstest auch nicht - äh, nachsitzen.""Sag mal, Lena," ich bedeutete Anna, ihren Schnabel zu halten, "du magst Pater John,du willst gar nicht, dass er in die Hölle kommt?"Lena schüttelte den Kopf."Bis auf das - äh, ich durfte viel mehr lesen wie in der Klasse. Ich musste fast nie wasabschreiben, nur vorlesen, von anderen Ländern und so. Und er hat auch viel mit mirgeredet, richtig geredet, wie mit den Erwachsenen. Wir haben Tee getrunken oderKakao, und Plätzchen gegessen. Und dann, später dann, dann musste ich ihn anfassenund er war so komisch und dann, ehe ich ging, war er wieder wie vorher."Anna starrte ihre Schwester mit offenem Mund an. Ihre Augenwinkel zogen sich inangestrengtem Denken zusammen, wie ich es auch bei Ella gesehen hatte. Plötzlichschien sie eine Lösung gefunden zu haben."Dann muss der halbe Pater in die Hölle, der mit dem Pimmel in der Hand!" Lena zucktezusammen, verdrehte die Augen und warf mir dann einen sehr erwachsenen Blick zu."Die Anna spinnt!""Warum!""Das geht doch nicht. Ich bin ja dann auch halb, oder?"Ich schüttelte den Kopf."Nein, du bist ganz. Du hast ihm vertraut und nicht gewusst, was er tut. Pater John darfso etwas nicht tun!""Aber beim zweiten Mal und später, <strong>als</strong> ich alles wusste, bin ich immer nochhingegangen!" Sie wischte sich unter der Nase durch."Du wolltest vernünftig sprechen, neues lesen und lernen. Hast du schon mal das Wort'Bestechung' gehört?""Das in der Klasse hat mir nie gereicht. Ich war immer <strong>als</strong> erste fertig. Die anderenwaren so dumm!"Anna zog ein beleidigtes Gesicht."Na ja, oder eben kleiner wie ich.""Aber er hat euch doch erzählt, dass das keine Sünde sei.""Ja. Doch komisch war mir immer und ich wollte Mama fragen, konnte aber nicht.Später hat er gesagt, es Dauere nun schon so lange und ich wolle das ja auch."Anna schaute ihre Schwester gross an, dann schüttelte sie sich wieder."Bäh - die grossen Jungen haben hinter seinem Rücken immer 'Schleimer' gesagt.""Er hat dich hereingelegt, Lena, und betrogen! Wie sollst du <strong>als</strong> Kind wissen, was derwill! Schau, ich rede doch auch mit euch über ernste Dinge, wir erzählen Geschichten.Kai-Ten unterrichtet die Kinder, eure Grossmutter weiss vieles, was sie euch erzählt,
- Seite 1:
1Martina SchäferH E R O S T O DWid
- Seite 4 und 5:
4Register der wichtigsten Personen
- Seite 6 und 7:
6Groschenromane! Diese Groschenroma
- Seite 8 und 9:
8Es war auch sonst nicht mehr, was
- Seite 10 und 11:
10ist es. Ich belüge Sie schon nic
- Seite 12 und 13:
12postpatriarchal gekennzeichnet. I
- Seite 14 und 15:
14kleinen Mädchen oder Säuglinge
- Seite 16 und 17:
16Atem rauben konnten. Das gleiche
- Seite 18 und 19:
18sodass die Hunde genügend Zeit h
- Seite 20 und 21:
20von Jugend auf!Der Park der Villa
- Seite 22 und 23:
22Unter einem Küchenfenster führt
- Seite 24 und 25:
24hatten, dass nicht die Armut nack
- Seite 26 und 27:
26"Es gibt andere Werte!" Sie griff
- Seite 28 und 29:
28Brüste. Ich verfluchte den Mange
- Seite 30 und 31:
30verboten und wurden, soweit das m
- Seite 32:
32Blutung das erste Mal in Anspruch
- Seite 35 und 36: 35Seite der Mauer angekommen war.Dr
- Seite 37 und 38: 37Seine Frau tanzte aussen herum mi
- Seite 39 und 40: 39Husarenuniformjäckchen und schlu
- Seite 41 und 42: 41Herz aus einem zuckenden Körper
- Seite 43 und 44: 43Zartheit und Leichtigkeit einst a
- Seite 45 und 46: 45Ich hatte das Meer geliebt, das M
- Seite 47 und 48: 47"Mit Anzug und Bleischürze, wie
- Seite 49 und 50: 49ihn als Puppenbettchen gebraucht.
- Seite 51 und 52: 51Männer selber!""Das war an Bord
- Seite 53 und 54: 53räusperte sich indigniert."So et
- Seite 55 und 56: 55und stossend daran, ihre Beine au
- Seite 57 und 58: 57versammeln sich hier viel zu viel
- Seite 59 und 60: 59gesamte Erdgeschoss einnahm, sah
- Seite 61 und 62: 61heisse Blutwurst! Bis dann." Er s
- Seite 63 und 64: 63erhalten, was ihnen die Männer n
- Seite 65 und 66: 65Welches Leben ihnen diese Kraft,
- Seite 67 und 68: 67Laura starrte mich störrisch an.
- Seite 69 und 70: 69länger als das Bett, reichte der
- Seite 71 und 72: 71Schule abhalten, Versammlungen -"
- Seite 73 und 74: 73"Ja. Du bist ein gutes, einsichti
- Seite 75 und 76: 75hier praktizierten Christentum zu
- Seite 77 und 78: 77brühte das wertvolle Pulver auf
- Seite 79 und 80: 79"Gab es denn solche Themen bei eu
- Seite 81 und 82: 81Doch dieses Klassenzimmer, das wa
- Seite 83: 83"Ja, Ella. Und vielleicht Sarah u
- Seite 87 und 88: 87"Du denn?"Sie lächelte. "Als bra
- Seite 89 und 90: 89gesund sein. Die meisten Mädchen
- Seite 91 und 92: 91werdenden Oberpriesterin, dann sa
- Seite 93 und 94: 93Veränderungen eintreten zu könn
- Seite 95 und 96: 95Erwins Mutter, sie hatte noch dre
- Seite 97 und 98: 97Gemeinschaft auszuarbeiten. Ausse
- Seite 99 und 100: 99weiss, ob es sie da draussen wirk
- Seite 101 und 102: 101und erst kürzlich verheilt schi
- Seite 103 und 104: 103Tritte und Stimmen."Bleiben sie
- Seite 105 und 106: 105denn die Geschichte nicht gezeig
- Seite 107 und 108: 107Ich erinnere mich, wie der Schni
- Seite 109 und 110: 109bremsen und ergänzte die Aufzä
- Seite 111 und 112: 111"Geh' mal." sagte sie, Nebel und
- Seite 113 und 114: 113leichtesten Flügelschlag eines
- Seite 115 und 116: 115hinter sich und sind schon am En
- Seite 117 und 118: 117Ich nickte erstaunt und sah plö
- Seite 119 und 120: 119wir in den Wald? Ausser -" Sie l
- Seite 121 und 122: 121Leben aus, ihren Ausbildungen, n
- Seite 123 und 124: 123"Wann hast du das letzte Mal ges
- Seite 125 und 126: 125Wir schüttelten alle drei die K
- Seite 127 und 128: 127verstehen. Irgendwie gibt es imm
- Seite 129 und 130: 129"Da das anscheinend an der Grenz
- Seite 131 und 132: 131Ich schüttelte den Kopf. Shulam
- Seite 133 und 134: 133Arme reckten, Segelschiffe in st
- Seite 135 und 136:
135Die Sologeigerin spielte auch na
- Seite 137 und 138:
137Ich ahne, dass Du danach endgül
- Seite 139 und 140:
139Tropfen in seinen alten Augen, u
- Seite 141 und 142:
141Dämmerung unter den Tannen schi
- Seite 143 und 144:
143Neugierde, das Lieblich Klingend
- Seite 145 und 146:
145vorhin der See."Von hier nehmt i
- Seite 147 und 148:
147Sie schaute mich. "Hast du dir d
- Seite 149 und 150:
149Fussende von Mayas Bett, tatsäc
- Seite 151 und 152:
151den Einbaum aus dem Wasser zogen
- Seite 153 und 154:
153Fünftes Buch:HerostodDer Südse
- Seite 155 und 156:
155Dagegen sprach aber sicherlich d
- Seite 157 und 158:
157Die beiden Husarenuniformjäckch
- Seite 159 und 160:
159heraus, wegen der Krankentranspo
- Seite 161 und 162:
161"Wir werden nicht gefragt. Es da
- Seite 163 und 164:
163Er hatte mich auf den Rücken ge
- Seite 165 und 166:
165Ich rüttelte den jungen Mann un
- Seite 167 und 168:
167bitte nicht mehr an."Kurz darauf