26"Es gibt andere Werte!" Sie griff sich dem Umschlag und klopfte ihn lässig in ihreHandfläche. Ich erkannte Mayas Schrift, und es war mir, <strong>als</strong> betatschten ihre HändeMayas Arme, Schultern - Gestalt und Körper einer Elevin im achten Rang."Ausserdem habe ich höhere Ausgaben. Ob Ihre defätistischen Schriften das auf dieDauer einspielen?""Was geht hier vor?" Beinahe verlor ich die gespielte Ruhe, die souveräne Rolle derintellektuellen Schriftstellerin, der es egal ist, wo und wie sie lebt, Hauptsache, Zeit undRaum von Gestaltung sind gewährleistet.Sie bemerkte meine schlecht verhehlte Aufregung."Nun, gut - ich habe Mittel und Wege gefunden, Briefe der Elevin Maya Margasdott abSarga-" genüsslich breitete sie den verhassten Titel vor mir aus - "unzensiert undungeöffnet an sie weiterzuleiten. Natürlich nicht alle - aber dieser hier ist ein Original!Sie schlenkerte den Umschlag durch die Luft und trat näher an mich heran."Was mussten Sie bezahlen?""Oh -" Sie zog unschuldig die Augenbrauen hoch - "Besitz spielt keine Rolle in unserem<strong>St</strong>aat. Das wissen Sie doch. Wir sind Alle gleich. Die Einnahmen entsprechen ungefährIhren Tantiemen. Die Ausgaben sind allerdings auch sehr hoch! Leider. Was glaubenSie, was mich die reizende Privatunterhaltung mit Ihnen kostet? DieHubschrauberbesatzung, ihr Schweigen, das doppelte Anfliegen der Villa Garbo?""Okay - was wollen Sie nun von mir? Vorausgesetzt, der Brief ist echt!""Sie können gar nicht mehr bezahlen, schliesslich verfügen wir sowieso über ihre Gelder!Und Ihr - äh, <strong>St</strong>ipendium in dieser Villa ist sehr teuer! Ich sagte es ja schon - es gibtandere Werte!" Sie trat nahe an mich heran, hielt mir den Brief mit der linken Hand hinund legte ihre andere Hand auf meine Schulter."Nun - nehmen Sie schon!" Sie raschelte ungeduldig mit dem Papier. Als ich, ihrungläubig in das Gesicht sehend, nach dem Umschlag greifen wollte, hob sie ihnlachend über den Kopf, und ihre andere Hand glitt von meiner Schulter herab auf dielinke Brust. Ich sprang erschrocken zurück."Nicht?" Sie lächelte verschlagen. "Ist er Ihnen nicht mehr wert?""Wie kommen Sie auf diese Idee?""Oh - Sie haben mir schon immer gut gefallen! Die wippenden Brüste und der sichtbareBauchansatz unter dem Demonstrantinnenrolli, das kräftige Becken, die gut trainiertenBeine vom vielen Klettern, die festen Hände, die so feine Pflastersteine ausgrabenkönnen. Ich habe Einfluss und Sie nicht mehr zu bieten.""Haben Sie es auch bei der, hm - Elevin versucht?"Sie lachte laut auf."Natürlich nicht! Abgesehen vom Rang - gelobt seien die Top Sieben! - ist sie nicht meinTyp - eine Giraffe - wenn Sie das entschuldigen wollen. Sie wissen ja, auch dasMelancholische liegt mir nicht so! Sie zahlt in Cash - - und bisher sehr gut! Ich könnteIhnen noch mehr Vergünstigungen zukommen lassen - letztlich <strong>als</strong>o alles indirekteGeschenke von Ihrer - na ja, Angebeteten!" Sie leckte sich über die Lippen und zogmich an der Hand näher heran. "Ein Brief, eine Nacht - das gilt auch für Ihre Briefe. Ichüberlasse es Ihnen, ob Sie genauer schreiben, woher die neue Freiheit kommt!" Sie fuhrmit dem Umschlag um mein Gesicht und ich beugte den Kopf zurück."Ich will den Brief sehen!" Und dann roch ich das Parfüm: Mayas leichtes
27Rosenholzparfüm, das sie selten gebrauchte, und eine Flut von Erinnerungen stürzte aufmich ein. Ich musste mich am Schreibtisch festhalten, da mir plötzlich die Knie zittertenund Tränen in die Augen schossen."Er ist echt - nicht wahr?" lächelte der Vernehmungsoffizier, legte beide Arme um michund zog mich zu sich heran. "Ich weiss, dass Sie es mit der Liebe nie so ernst nahmen.Wie geht es Ihnen, schon so viele Monate auf dem Trockenen?"Ich stiess sie zurück."Hauen Sie ab!""Oho!" Sie stutzte kurz, dann nickte sie. "Natürlich - ich ahnte, dass wir nicht gleichhandelseinig werden würden. Aber überlegen Sie es sich gut: Mein Einfluss draussen istgewachsen, ich biete Ihnen mehr Freiheit, und - last but not least!" - Sie grinste - "einenUnterbruch im Zölibat!"Ich hatte mich halbwegs wieder gefasst."Haben Sie keine Angst vor mir? Fluchtversuche, Entführung oder Erpressung?"Sie grinste."Wohin denn fliehen? Ich weiss, Sie trainieren regelmässig, Sie haben im oberen<strong>St</strong>ockwerk ein Zimmer, die vorgesehene Schreibstube, in einen Trainingsraumverwandelt! Alle teueren Teppiche des Hauses liegen dort übereinander, und aus denschönen Kissen haben Sie sich einen Punchingball gestopft! In Menschengestalt! Siewerfen gezielt mit <strong>St</strong>einen auf seinen Kissenbauch, klopfen ihm die Federschulternweich, Sie machen Fallübungen und schwimmen bei jedem Wetter zweitausend Meteram Tag im Swimmingpool. Sie nehmen sich pro Woche einen Baum vor und erkletterndiesen, wie auch immer. Sie haben sich vor sechs Wochen bei einem Nachtgang denKnöchel verstaucht und versuchen, Karten von der Umgebung zu zeichnen!"Sie starrte mich mit strengen <strong>St</strong>irnfalten an."Nun - wir verstehen sehr wohl, dass Sie einen sportlichen Ausgleich neben Ihrersitzenden Schreibtischtätigkeit benötigen, wenn das wohl auch leider Ihrenschleichenden Verfall, mit dem wir ja rechnen, wie Sie wissen, etwas herauszögert.Andererseits, ich will da offen sein, dass Sie noch leben, passt uns zurzeit gut insKonzept! Wie gesagt. Ich habe Einfluss! Wer weiss, jenseits der Rhododendrenbüscheist die Welt auch sehr schön!"Sie schaute mich viel sagend an."Falls Sie verstehen, was ich meine."Sie trat zurück, wie um mir den Weg freizugeben."Den Brief - nun ja! - den nehme ich vorläufig wieder mit!"Ich stiess mich vom Schreibtisch ab."Nein!"Wir standen uns wie zwei Kämpferinnen auf dem einzigen, zum normalen Gebrauchliegen gelassenen Teppich gegenüber."Ich - ich bin einverstanden!"Die Husarenuniform lächelte und liess ihre Zähne sehen. Sie war nicht eigentlichhässlich oder schön. Sie war gar nichts: Das Gesicht eine Scheibe, die ihr Amtwiderspiegelte, und das Vergnügen, das sie daraus zog."Aber erwarte nicht zu viele Aktivitäten von mir!"Sie grinste, umfasste mit den Händen meine Rippen, ihre Daumen umspielten meine
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