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vollständig als pdf - Dr. Martina Schäfer, St. Gallen

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137Ich ahne, dass Du danach endgültig alleine weiter gehen wirst: Nämlich Dein eigenes,wieder gewonnenes Herz daran zu setzen, jenes der erwachsenen Priesterin zu retten,so, wie Du die Leben der Kinder gerettet hast und meine Freude mit Deiner Solidaritätund Zuneigung. Ich denke, Du wirst nach Constantia gehen und ihr begegnen, dennDeine "Sperlinge" teilten mir mit, dass Maja Margasdott ab Sarga demnächst die grossenKaliriten das erste Mal in ihrer Eigenschaft <strong>als</strong> Hochpriesterin durchführen wird. Irre ich,wenn mir dabei der Verdacht kommt, dass Du sie dabei stören willst? Aber vergiss nie,Johanna, Erwachsene sind keine Kinder und weniger leicht zu retten! Und du hast nurein Herz, es daran zu setzen.Ich weiss ja nicht, ob diese Person es wert ist? Aber das ist wohl ein mehr <strong>als</strong>unchristlicher Gedanke! ("Pfui!" Sagte Heinz, <strong>als</strong> ich gestern mit ihm über dieses Themasprach. "Wer nicht glaubt, wird leicht zynisch. Mein holdes Weib scheint auf dem bestenWeg dahin zu sein!")Pass auf Dich auf, Du leichtsinnige Rettungsschwimmerin, denn es gibt sicherlich nochmehr Frauen wie nur eine brave Konse am Ende der Welt, die Dich gerne wieder sehenwürden!Interessiert es Dich nicht auch, was aus Hannahs und Jan-Sans Baby wird? Magst Du esnicht heranwachsen sehen, so, wie Du selbst zu einer aufrechten Frau herangewachsenbist? Wozu sonst, retten wir unsere Kinder? Um Geschichte mit zu erleben. Das istmeine Meinung, jawohl!Meine Mädchen legen Dir Bilder unseres neuen Dorfes bei, Heinz ein aufmunterndeskritisches Schulterklopfen (auf die gesunde) und ich meine Sorge und Liebe, die Dichschwesterlich begleiten!EllaTate Martin war gealtert. Er sass auf einem umgestürzten Baum. Vor dem Spiel derbereits entlaubten Büsche hinter seinem Rücken verschwamm sein dunkelbraunes,runzeliges Gesicht beinahe wie ein Fixierbild. Seine milden Augen ruhten ein wenigironisch lächelnd auf meiner Gestalt. Mir fiel das erste Mal in seinem Leben auf, wie sehrseine Augen denen seiner Schwester, meiner Mutter glichen, deren Zorn und Liebe ichvielleicht nie wieder sehen würde. Mir sass ein Kloss im H<strong>als</strong>, doch Martin nickte, <strong>als</strong>könne er meine Gedanken lesen und zog mich, <strong>als</strong> sei ich noch das Mädchen vondam<strong>als</strong>, zu sich her. Es war das erste Mal seit meiner Verhaftung vor ungefähreineinhalb Jahren, dass ich einen Menschen aus meinem früheren Leben wieder traf.Einer der Heiler aus Shulamiths Team war im Dunkeln zu seinem Wohnort geschlichen,um ihn zu dieser verfallenen Wanderhütte im Wald zu führen, denn es wäre sehrleichtsinnig gewesen, angesichts der Umstände, selber in sein Haus zu gehen.Prüfend schaute er mir von unten herauf ins Gesicht, drehte mich dann einmal um dieAchse, <strong>als</strong> sei ich immer noch die Kleine in ewig zerrissenen Kleidern und er derbesorgte Tate, der nachprüfte, ob nicht unter diesen löchrigen Hosen und zerknittertenHemden abgeschürfte Knie, Beulen oder Hautrisse hervorlugten, die er mit seinengeschickten Fingern säubern und abtupfen konnte."Immer noch die alte wilde Johanna!" Er zog meinen Kopf herab und lachte. "Aha, siehda: Wir bekommen graue Haare."Er zupfte etwas Imaginäres aus meinem Scheitel, küsste mich auf die <strong>St</strong>irn und zogmich neben sich auf den Baumstamm. Er lächelte Shulamith zu, die unsere

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