28Brüste. Ich verfluchte den Mangel der letzten Monate und meine generell leichteErregbarkeit."Fass mir zwischen die Schenkel!"Und dann drückte sie meinen Körper langsam auf den Teppich nieder. Sie zog mein T-Shirt mit einem Ruck über den Kopf, öffnete die Hosen und zerrte alles herunter."Mach' weiter!" kommandierte sie, und ich strampelte gehorsam wie ein Baby dieKlamotten von den Beinen. Sie presste ihren immer noch bekleideten Körper gegenmeinen nackten Bauch, rieb meine Brüste zwischen ihren Fingern, dass es beinahe wehtat, und zwang ihre Zunge zwischen meine Zähne. Merkwürdigerweise war es nicht so,dass es mich geekelt hätte. Ich hatte zu lange mit keiner Frau mehr geschlafen, war zulange hier in diesem Garten ohne jegliche Form zwischenfraulicher Aufmerksamkeit undZuneigung gewesen. Ich schob ihr ebenfalls die Hosen herab, und plötzlich überkammich eine Teufelin, eine zerstörerische Lust, eine Gier, in diesem Akt alles auszulöschen,was gewesen war: Die Trauer, den Verlust, Mayas schlanken, ruhigen Körper und dasverschleierte Grüngrau ihrer Augen, die langen, schwierigen Liebesmomente, die siebrauchte, um abzufahren und los zufliegen!Ich stiess den Vernehmungsoffizier aus meinem Gesicht, und ehe sie sich von ihremSchreck erholen konnte, riss ich ihre feine Uniformbluse auseinander und zerrte dieganze Kleidung über ihren Rücken herab, dann zog ich ihren Oberkörper mit den festen,kleinen Brüsten wieder auf mich und schloss die Augen. Sie hatte begriffen, schien esmir. Ihren wilden Freifahrschein, der mir zwar wenig Lust brächte, aber vielleicht fürSekunden eine Art schmerzlichen Vergessens, eine Art Aufgehobenheit in ihrer Gier.Endlich fuhr sie mit irgendetwas in mich ein, vielleicht mit allen Fingern, vielleicht miteinem Ersatz, den ich übersehen hatte, dass ich meinte, es zerrisse mich, und sprengtemeinen Schmerz und meine Einsamkeit für alle Zeiten in alle vier Windrichtungen davon,während sie stöhnend wie eine Hyäne über ihrem Opfer den Kopf hob, sich aufbäumteund dann siegreich über mir zusammenbrach."Du bist ziemlich eng da unten!"Sie rollte sich herunter, und ich hörte, wie sie ihre Sachen zusammensuchte."Nächstes Mal bringe ich einen kleineren mit!"Sie warf den Brief auf meine nass geschwitzte Bauchfläche, dann hörte ich, wie sie dieInnentreppe der Villa emporstieg, "Und nächstes Mal ist das Dach sauber!" rief. Ichhörte das Rotieren der Helikopterflügel und das Höherwerden seiner Motorengeräuschebeim neuerlichen Abdrehen.Als ich aufstand, den Brief in der Hand, sah ich, auch neu in meinen Carepaketen, eineFlasche Whisky auf dem Schreibtisch stehen, und ich wusste, dass ich diesen erstenAlkohol seit Monaten nun ebenso dringend nötig hatte wie zuvor den Versuch, alles zuvergessen - und sei es mit Gewalt - unter den kleinen, gierigen Händen desVernehmungsoffiziers.Die Husarenuniform kam in Abständen von zwei bis drei Wochen. Meine Zeit dazwischenwar streng eingeteilt, strenger noch wie vor dem Erlebnis, denn es galt ja nicht nur, dieeigene Existenzberechtigung zu erschreiben. Es galt auch, etwas niederzuhalten: jeneMischung aus Ekel, Einsamkeit und Gier nach weiteren Kontakten, wie immer die sichauch anfühlen mochten. Die ängstliche Hoffnung auf diese teuer erkauften,
29unzensierten Zeilen, aus denen mir Mayas Abgründigkeit entgegen sprach, der ichletztlich, verkauft, verraten, eigentlich nur bitteren Überlebenszynismus hätteentgegensetzen können. Doch diesen verschwieg ich ihr gegenüber, hängte denZynismus meinen Gestalten um, wie die Regenmäntel den spätpatriarchalen Detektiven,und schrieb ihr von den Vögeln und den Bäumen, vom Meer hinter der Mauer undmeiner Sehnsucht nach ihr. Ich bevölkerte mein getriebenes, verlorenes Gehirn mit denGestalten meiner Romane, ich liess sie durch die Hirnwindungen klettern und anGanglien schaukeln, ihre Aktionen knallten die Synapsen entlang, und nebenbeierschöpfte ich den Körper durch eisernes Schwimmtraining, tägliches Laufen,Kraftübungen bis zum Umfallen. Ich grub pro Woche einen halben Hektar Land um,raufte Unkraut aus, wuchernde Büsche, so dass das unmittelbare Areal der Villa baldaussah wie ein kleiner ökologischer Betrieb mit sauberen Wegen zwischen denÄckerchen."Ich habe mich entschieden, den geraden Weg zu gehen -"Dieser von mir so teuer erkaufte Satz von Dscheltisnaja Maya klang, ein eigenerRhythmus, in mir, folgte meinen Füssen, bestimmte den Trott, der mich nach langen<strong>St</strong>unden Whiskyschlaf und fünf kalten Runden im Pool das Mauerviereck entlang führte.Rund, rund auf dem ausgetretenen Joggingpfad. Man hatte wohl in zensierten Briefen,die mir nie zugegangen waren, bereits diese Tendenz erkannt, und gebrauchte dasscheinbar illegal erkaufte Privileg unkontrollierten Briefwechsels nun <strong>als</strong> weitereZermürbungstaktik. Maya Margasdott ab Sarga war auf den rechten Weg zurückgekehrt,und ich nur eine teuere Last, deren '<strong>St</strong>ipendium' vielleicht noch widerwillig finanziertwurde, solange die junge ab Sarga ein Auge drauf hatte. Doch die Erinnerungen anmich würden wohl nach und nach im <strong>St</strong>rudel der grossen Würden, der Ämter und Feiernuntergehen. Die kleine Turnschuhlesbe aus dem illegalen Untergrund nur ein blasserJugendtraum sein, überstrahlt von Lärm und Lust unumschränkter Ehren.Es ging nur noch um mich, begriff ich mit eiskaltem Entsetzen. Mein Überleben war eineFrage der Zeit.Und doch, irgendein Trotz bäumte sich in mir auf, und wenn es eine Taktik von Majawar? Ihre Art, grössere Privilegien freizukämpfen, Spielraum zu erhalten, die anderen inSicherheit zu wiegen? Die Zweideutigkeit des geschriebenen Wortes <strong>als</strong> Rettungsankerauszuwerfen, geraden Wegs und direkt?Ich stürzte vom Morgenlauf in die Villa zurück, blätterte mit fliegenden Fingern ihreBriefe durch, die zensierten, beschmutzten und zerrissenen der ersten Phase und diesauberen, nur von mir geöffneten, mit Blut und Vernunft Erkauften der zweiten Phase.Ich hatte meine Tage gehabt, <strong>als</strong> das Husarenuniformjäckchen das letzte Mal bei mirgewesen war. Doch die Hoffnung, dass das ihre saubere Gewalttätigkeit abhaltenkönne, hatte mich getrogen."Das gleitet dann besser", antwortete sie und wandte eine Fausttechnik an, die ich wohlaus merkwürdig-alten Zeitschriften kannte, aber über die wir nicht einmal im kicherndenFreundinnenkreis gesprochen hatten.In Folge jener weltweiten Epidemie des ausgehenden Spätpatriarchats, die Millionenschwuler Brüder oder auch heterosexuell liebenden Frauen und Männern das Lebengekostet hatte, waren in der heilen Frauenwelt gewalttätige Praktiken strengstens
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