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vollständig als pdf - Dr. Martina Schäfer, St. Gallen

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13Widerstandes führten, zur ersten Erhebung, zum Schrei der Massen auf dem grossenPlatz vor dem Kalitempel dam<strong>als</strong> - - und meine Erlebnisse waren vielleicht nichteinschneidender, wie die anderer Dissidentinnen vom Ende des ersten frauenbezogenenJahrhunderts. Aber dennoch schreibe ich sie auf, denn es waren meine Erlebnisse undmeine Gefühle die eines der vielen kleinen Erdbeben lostraten, die die Frauenwelten zuerschüttern begannen, kleine Flutwellen..., die dennoch bisher alle im Sande verlaufenwaren, weil moderne Gesellschaften moderat und weich wie Schwämme sind, die allesauffangen und verkraften, ohne krude Gewalt oder Menschen fressende Kriege...ausser, dass einige ersticken und untergehen -versinken, wie ich Maja, meine ersteLiebe, in all den Ereignissen versinken sah, mit hochgereckten Armen über der weichen,unbesiegbaren Wasserflut moderner, frauenzentrierter Gesellschaften. Einzig ein raschaufgetürmter Geröllhügel auf irgendeiner einsamen Passhöhe in den Alpen blieb zurück,Mahnung und nachdenklicher Platz meiner alten Erinnerungen.Erinnerungen an das Jahr 69 (2069 n. d.Zt.)"Wenn frau bedenkt, dass die Grossmutter meiner Aufzieherin noch zu hören bekam, einuneheliches Kind gehöre nicht aufs Gymnasium, so ist doch erstaunlich viel passiert in kurzerZeit. Zappel nicht so, Johanna, und wehe, du schaffst es, dir fünf Minuten, ehe wir losziehen,noch die weissen Hosen zu verdrecken!"Meine Mutter stupste mich auf die Bank neben der Haustüre."Ich richte die Zwillinge her. Bleib' ja ruhig hier und warte, bis wir fertig sind.""Warum sagst du nicht 'Meine Mutter', Mama?"Sie stutzte und trat noch einmal über die Schwelle zurück."Und diese meine älteste Tochter geht kaum ein Jahr zur Schule! Was du immer alles hörst! Siewar nicht meine leibliche Mutter, sie war eine Lesbe, die mich und Tate Martin adoptierte. ""Aber der war dein echter Bruder?""Natürlich. Wir waren die Kinder einer Pilotin, die während der Geschlechterkriege bei einemFlugzeugabsturz ums Leben kam. Er hat auch mit drei bereits den Leuten das Wort im Mundverdreht - wie du.""Also: Deine Oma wurde noch beschimpft, und deine Mama belohnt?""Richtig, mein Schatz, so schnell ging das. Deshalb freuen wir uns doch auch immer so auf diegrossen Freiheitsfeiern. Wir wissen eben noch zu genau, wie übel es den Frauen vorher erging."Sie verschwand im Haus, und kurz darauf hörte ich sie in der Küche mit den Zwillingen, welcheeigentlich das Frühstücksgeschirr spülen sollten, fröhlich herumschimpfen.Die Feste: Grosse, landesweite Feiern mit Tänzen auf allen öffentlichen Plätzen,Würstchenbuden, langweiligen Ansprachen und feierlichen Szenen in den Tempeln, manchesMal ebenso langweilig wie die Ansprachen, manches Mal aber auch von irgendeinem seltsamen,spannenden Schauer umgeben."Je weniger Blumen, desto spannender." Ich blickte unser Vorgärtchen hinab. "Ah, und jewärmer, desto langweiliger!"Es war warm auf dem Bänkchen, unsere Mutter schob die Zwillinge aus der Haustüre."Setzt euch zu Johanna. Aber wehe, ihr streitet!"Überall rechts und links unseres Häuschens schoben nun die Mütter ihre Töchter mitErmahnungen, liebevollen Klapsen oder Lachen aus den Häusern. Wir hockten in den Vorgärten,die Mutigsten und Aelteren flanierten bereits auf der Sippenstrasse herum. Mütter, welche keine

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