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vollständig als pdf - Dr. Martina Schäfer, St. Gallen

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111"Geh' mal." sagte sie, Nebel und Salz glitzerten um ihre Augen, dass ich nicht erkennenkonnte, wie ihr wirklich zumute war. "Eine brave Konse dankt es dir!"Dann war das Erstarren aus Trostlosigkeit und Abschied endlich gebrochen, nurmehrunser gemeinsames Schniefen und Tränentropfen klang so laut durch die Nacht, dassPit sich bemüssigt fühlte, uns ein gutmütige "Nu-Nu, Frauens!" zuzurufen und unsbeiden über den Rücken zu streicheln.Auf dem Gummen im Jahr 135 ( 2135 n. d. Zt. )Und so erinnere ich mich an jene tausend möglichen Abschiede meiner Welt. Wer warendie Mütter der kahl geschorenen Jünglinge in den Häusern, welchfrau erkannte sie nachJahren wieder, hoch droben auf den Plattformen aus Trommelschlag und Blut, welchfrauhatte um sie geweint, <strong>als</strong> sie in die Knabeninternate zogen und wer beweinte jene, diedanach den Weg der Tempelhaine zu gehen hatten?Wer hatte einst die Blüten umkränzten Grenadiere beweint, die so optimistisch undbegeistert in ihre Weltkriege gezogen waren?Nicht die liebende Vereinigung ist ein "kleiner Tod", wie patriarchale Dichter einst imRausch formulierten. Nein, jeder Abschied ist ein "kleiner Tod", hilflos, schäbig und ohneneue Aussicht auf Wiederkehr, ein "kleiner Tod", das Abbild des vielfältigen Todes inmeinem Land und zu allen Zeiten: Als sei <strong>St</strong>erben und Gehen gut und Bleiben undLieben nur ein Sumpf aus Feigheit und ältlichem Beharrungsvermögen selbst.Das Ruderboot schlurfte leicht über einen feuchten Grund, und Frank, der hinten am<strong>St</strong>euer sass, da ich ihn mittlerweile an den Rudern abgelöst hatte, bedeutete mir,stillzuhalten."Es ist Ebbe. Ihr werdet vielleicht achthundert Meter durch Brackwasser und Schlicktapsen, dann seid ihr an Land. Vom Deich herab solltet ihr die Lichter einer <strong>St</strong>adt sehen,falls Pit und Heinrich sich nicht verrechnet haben. Dann immer nach Südenwesten! KeinProblem!"Ich spürte, wie er lächelte, stemmte mich hoch und kletterte vorsichtig aus dem Boot.Glücklicherweise war dieser Herbst bisher relativ milde gewesen und die Temperatur desWassers, welches durch unsere <strong>St</strong>iefel eindrang noch erträglich. Hannah und Jan-Sanfolgten. Pit reichte jedem von uns einen kräftig gepackten Rucksack voller Essen,warmer Wäsche und ein wenig internationale Frauenlandwährung."Viel Glück! Lasst euch nicht erwischen!" Wir schoben sein Boot wieder ins Wasserhinein, mit leisem Klatschen verschwand es in der Dunkelheit. Ohne ein weiteres Wortdrehten wir uns herum und liefen landeinwärts auf den Deich zu.Die jütländische Männerprovinz gehörte nach Norden hin zum Gebiet des SchonischenFrauenlandes, in welchem meistens noch Schwedisch gesprochen wurde und eine ArtRätinnenrepublik vor zwei Generationen ausgerufen worden war.Im Süden grenzte die jütländische Halbinsel westlich an die niederländischenFrauenreiche, welche durch ein altes Königinnengeschlecht, mit wechselndem

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