146"Hast du das bei den frommen Leuten am Meer gelernt? Du hast doch eigentlich sonstnicht solch ein musikalisches Gespür?""Paddeln habe ich von Tate Martin <strong>als</strong> Kind gelernt. Er hatte ja auch die Idee, mit einemleisen Boot auf die Insel Mainau überzusetzen. Jetzt komm, was wir vorhaben, ist nichtleicht. Wir müssen über den ganzen Arm des Südsees paddeln, das sind sicher mehr <strong>als</strong>fünf Kilometer.""Und wie findest du die Insel?""Wir paddeln genau nach Westen, Mondin im Rücken, dann am Ufer südlich, <strong>als</strong>o links'runter. Irgendwann stossen wir auf den Damm, der zur Mainau führt. An dem hangelnwir uns dann entlang, bis wir eine gute <strong>St</strong>elle zum Einsteigen finden."Leise summte ich das kleine Lied von der Mondin, der uralten Mutter und Weisen.Nachdem ich es Shulamith zweimal vorgesungen hatte und den Rhythmus auf dieBordwand geklopft, stimmte sie mit ein. Wir hoben die <strong>St</strong>echpaddel und stachen imgleichen Rhythmus langsam auf der gold-silbrig schimmernden <strong>St</strong>rasse, welche dieaufsteigende Mondin, die über den Häusern des Dorfes leuchtete, uns über den Seewarf noch immer etwas schaukelnd, in den See hinaus. Die Luft war ruhig, kein Lüftchenging und das Wasser plätscherte nur sachte an die hölzernen Seiten des Einbaumes. Esdauerte gar nicht lange und die Schattenlinie des gegenüberliegenden Ufers hob sichhinter dem Wasser empor, mit Leichtigkeit hielten wir darauf zu. Lange vorher wendeteich bereits das Boot nach links und zielte schräg auf die Insel zu, die wie ein schlafenderWal sich allmählich deutlich vor dem Ufern abzusetzen begann.Wir fanden eine sehr versteckte <strong>St</strong>elle, genau an der dem Damm entgegen gesetztenSeite der Insel, glitten durch das Schilf, wozu ein Einbaum wie geschaffen scheint undzogen ihn dann, durch flaches Wasser patschend, längs dem Schatten einesaufgestapelten Reisigbündels heran, so dass er mit diesem völlig im Dunkelnverschmolz."Ich glaube kaum, dass heute Nacht noch ein eifriger Förster auftritt, das Reisigabzubrennen!" bemerkte ich, <strong>als</strong> wir, etwas unschlüssig, im Dunkeln dastanden."Wie willst du die Säuglinge überhaupt finden?" Fragte Shulamith. Wir schauten unterden Bäumen hindurch zu den vagen Umrissen einiger Häuser."Als du mal hinter einem Busch verschwinden musstest, erzählte Tate Martin , soweit erwisse, schliefen die kleinsten Töchter und frisch geborenen Babies bei den Elevinnen inden Zimmern. Diese eine, spezielle Elevin kenne ich ja nun sehr gut.""Kennzeichen: Baby mit leicht mongolischem Einschlag neben honigblonder Frau mitherbem Gesicht. Dann mal los!"Shulamith lief vor mir her durch das Gras des Parks."Was ist mit Wächtern, Husarenuniformjäckchen und ähnlichem Volk?""Martin sagte, eher zum Damm hin. Da soll es wohl eine regelmässig auf und abfahrende Wagenpatrouille geben. Die Matres rechnen nicht mit so etwas Verwerflichemwie Kindsentführung vom See her.""Wer entführt auch freiwillig eines dieser heiligen Bankerte?"Das Haus oder Schloss ragte vor uns auf einer freien Fläche ohne Parkbäume undexotisch duftende Büsche empor."Ich zähle alleine auf dieser Seite sieben Fenster in jedem <strong>St</strong>ockwerk. Achtundzwanzig,wenn du es ganz genau wissen willst. Also am ganzen Haus mindestens hundertzwölf."
147Sie schaute mich. "Hast du dir dazu eine Lösung ausgedacht?"Tate Martin kennt ein paar Männer, die niedere Dienste auf der Mainau verrichten,beispielsweise den Proviantfahrer. Die Zimmer der jungen Mütter sind im ersten <strong>St</strong>ock.Hoch genug, um sicher zu sein, nicht zu hoch, damit die Ladies nicht allzu viele Treppensteigen müssen mit ihren heiligen Nachfolgerinnen im Arm.""Also vier Mal sieben Fenster zum Hineinschauen?""<strong>Dr</strong>ei mal! Über dem Haupteingang befindet sich ein langer Empfangssaal, zu dem diePrunktreppe hinaufführt. Hier werden die repräsentativen Pflichten erfüllt. Über dem Torgibt es einen Balkon, von dem herab die neueste ab Sarga jeweils huldvoll zu winkenpflegt."Wir hatten eine Ecke des grossen Gebäudes erreicht. Ein kräftiger Efeustamm wand sichüber die Mauer und verzweigte sich oberhalb der Parterrefenster links und rechts derEcke, so dass der gesamte, von unserer Position aus sichtbare Teil des Untergeschossesvon Efeu verhüllt wurde."Die belle Ètage war in jedem klassischen Haus des Hochpatriarchats durch ein sauberesSims vom Paterreplebs getrennt. Schau', da läuft es lang." Ich zeigte Shulamith dasGesims, das über dem Efeu und unter den Fenstern des ersten <strong>St</strong>ockes entlanglief."Wie lange hast du für diese Ausbildung gebraucht?" Seufzte sie und schaute zu, wie ichmir nun ein breites Tuch, das bisher wie ein Gürtel um meine Hüften gelegen hatte,diagonal um den Oberkörper schlang."Nicht länger <strong>als</strong> ein Leben. Die 'Sperlinge', unsere Schwestergruppe, sind noch vielbesser. Du hockst dich jetzt hier in den Schatten, schau' nicht auf meine Kraxelei,sondern beobachte den Park, besonders auf der Seite, wo ich auf dem Sims gehe. Wennich da vorne um die Ecke bin, huschst du mir nach und verbirgst dich dort hinten unterden herabhängenden Zweigen dieses Baumes, der wie eine Zeder aussieht. Bin ich umdie nächste Ecke, machst du es wieder so. Wenn dir irgendetwas verdächtig ist, pfeifstdu wie ein Käuzchen, drei Mal."Shulamith nickte und pfiff in der angegebenen Weise."Gut. Am kritischsten ist hier die Hausseite, auf die die volle Mondin scheint. Da tanzeich wie auf dem Präsentierteller herum. Ich wähle sie auch <strong>als</strong> erste, falls jemandunruhig wird, haben wir die hinter uns. Wenn ich das Zimmer von f<strong>als</strong>cher Mutter undechtem Kind entdeckt habe, tritt das in Aktion." Ich zog Klebestreifen und einen kleinenGlasschneider aus meinem Rucksack. "Hat mir auch Tate Martin geschenkt. Ich kann dieKleine ja schlecht durch eine zersplitterte Glasscheibe heben!"Shulamith schüttelte ungläubig den Kopf und nahm den Rucksack, in welchem dieSäuglingsflasche gluckerte und ein paar Verbandsbinden lagen, die ich unterwegs imSchwarzenwald von einer Leine gezogen hatte entgegen."Ist dir eigentlich klar, dass du sie, immerhin deine ehemalige Geliebte, nach so langerZeit wieder sehen wirst, nach Allem, was geschehen ist. Wie verhältst du dich, wennMaya Margasdott aufwacht?""Ihren Mund mit Küssen verschliessen!""Du spinnst, bleibe ernst!""Ich weiss es nicht und darf nicht daran denken. Wir holen Klein-Hannah hier heraus,damit ihr nicht der Schädel eines Tages geschoren wird und sie ihr Leben selber wählenkann. Wir holen sie heraus, weil wir Hannah und Jan-San mögen und ihnen helfen
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