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vollständig als pdf - Dr. Martina Schäfer, St. Gallen

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159heraus, wegen der Krankentransporte. Anscheinend wollen die Kerle, mit Hilfe von denverdammten <strong>St</strong>eineschmeisserinnen morgen Randale machen in der <strong>St</strong>adt. Es sollenHunderte vom Norden her anrücken.""Und wir?" Die Vierte trat aus dem Häuschen heran."Ihr habt Sonderschicht. Bleibt, wo ihr seit. Auf die Jungens hier drin ist Verlass. MeineVorgesetzten zu Hause wissen aus sicherer Quelle, dass hier auf Zell heute Nacht undMorgen nichts läuft.""Was für eine Quelle?" Fragte die frierende Nummer Eins."Na, was wohl für eine? Zuträger, ihr könnt ganz sicher sein. Aber macht keineSchlampereien. Geht auch mal die <strong>St</strong>rasse richtig auf und ab. Und organisiert euch so,dass eine immer mal schlafen kann. Ich bin abkommandiert, euch die Erlaubnis dazu zuüberbringen. Sie haben uns aus den inneren Landgebieten zu eurer Unterstützung herbeordert. Seit ja eh schon doppelt besetzt. Wenn morgen früh keine Entwarnungkommt, bleibt weiter wacker dran. Möglicherweise ist der Spuk aber heute Nacht schonvorbei. Ihr werdet dann ganz ordentlich abgelöst." Ich knallte die Türe zu."Höchste Geheimhaltungsstufe! Kann sein, die Ablösung morgen früh tut so, <strong>als</strong> wissesie von Nichts. Ihr habt auch vergessen, dass ich da war! Dienst wie immer!""Was hast du vor?" Fragte Frostkäppchen, <strong>als</strong> ich Anstalten machte, weiter in dasHeroenlager hinein zu fahren."Ich soll den Pavillon des Heros bewachen, sicher ist sicher. Wenn sie ihn morgenabholen, bin ich dabei. Das Fahrzeug lass` ich hinten stehen, Irgendeine wird es wohlzurückführen." Und mit dieser Geschichte versehen, liess ich die Vier staunendenWächterinnen hinter mir und fuhr selbstsicher in das Lager hinein.Das Wichtigste im Lügen ist, selber in dem Moment des Erzählens an seine Geschichtezu glauben! Man muss aus seiner Kehle das innerste Timbre der vollen Überzeugungheraufklingen lassen. Im Moment meiner Überzeugungsarbeit war ich selber zutiefstdavon überzeugt, eine solche Uniformträgerin zu sein und ich konnte mir selberglauben, da ich ja einmal Teil gehabt hatte an dieser Macht und meine Hände schmutzigwaren vom Blut der getöteten Kollegin aus der Villa Garbo, weit hinten am See desbayrisch sprechenden Frauenlandes.Ähnlich wie Mayas f<strong>als</strong>ches Wochenbettzimmer war auch der Pavillon des oberstenOpfers leicht zu erkennen. Alle Quartiere zukünftiger Herosaspiranten warenebenerdige Flachbauten. Im Hintergrund der Dorfanlage erkannte ich auchmehrstöckige Gebäude für die Nachfolger in Ausbildung. Doch die Opferheroen lebtenein vergleichsweise privilegiertes Leben. Man war sich scheinbar ihrer Opferfreudigkeitso sicher, dass nicht einmal Gitter die Fenster verriegelten oder die mir bekanntgewordenen Elektrofallen aus den Resozialisierungscamps die Wege verstellten. Hiermusste keiner mehr resozialisiert werden, denn sie waren sozialisiert bis in die letzteFaser ihres Seins. Wer einmal in den Flachbauten lebte, war ihnen sicher. GefloheneAspiranten kannten wir nur aus den Etagenschulen früherer <strong>St</strong>adien. Jan-San, der indieser zweifelhaften Karriere ziemlich weit fortgeschritten war, hatte da eine Ausnahmegebildet. Kein Wunder, dachte ich nachträglich, dass die Magna Matres so scharf hinterihm und seiner Geliebten her waren!Auf den Wegen zwischen den Opferpavillons war niemand zu sehen. Ich liess dasFahrzeug hinter einem der mehrstöckigen Gebäude leise ausrollen und stellte es ab.

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