162von uns Frauen. Hände wollen gefasst, Brüste gestreichelt, Münder geküsst undGeschlechtsorgane geweckt werden!Ohne eine weitere Antwort abzuwarten, zog er meinen Kopf herab und begann, michnach allen Regeln der Kunst zu küssen. Das fühlte sich schmaler, härter wie bei Frauenan, erinnerte ein wenig an die Rücksichtslosigkeit meiner Resozialisierungsagentin in derVilla Garbo und war doch fragender, abwartender, beinahe höflich-priesterlich in derTat.Einmal machte er eine Pause und sagte, mein Gesicht von sich fort haltend:"Irgendwie ist das eine seltsame Prüfung. Ist es nicht auch ein Opfer für euchTempeldienerinnen? Was wirst du später tun? Zum Nächsten gehen?"Ich nickte und wurde, trotzdem es eine Lüge war, verlegen.Wir hatten in der Schule gelernt, dass in den dunklen Zeiten arme Frauen ihre Körperverkauften und dass es in den lange vergangenen Übergangszeiten von denvorgeschichtlichen matriarchalen zu den historischen patriarchalen Kulturen eineInstitution, genannt Tempelprostitution, gegeben haben sollte.Verkaufte oder missbrauchte ich? Kurz schoss mir auch die Überlegung durch den Kopf:Was, wenn ihm mein seltsamer Geruch weiter auffällt?Ich zog mich von seinem Gesicht zurück und zog das Hemd über den Kopf. Ihm in dieAugen blickend, wickelte ich langsam die Verbandsbinden von meiner Brust.Der Heros grinste und schüttelte den Kopf. "Wieso verkleidest du dich <strong>als</strong> Bursche?""Wir werden sehr heimlich geschickt und die Wächterinnen sollen uns unter Umständenfür einen von den Neuen halten, der sich nachts ein wenig herumtreibt, weil er vielleichtHeimweh nach seiner Wohngemeinschaft hat. So, wie du eben auch."Schüchtern fuhren seine Fingerspitzen über meine Brüste."Weist du, dass ein Heros nie eine nackte Frau zu Gesicht bekommt? Die zukünftigenPriesterinnen werden im Dunkeln gezeugt. Schade eigentlich, oder?""Nein, denn sonst geschieht das, was geschehen ist, ihr verliebt euch und flieht."Er schälte sich selber aus seiner Toga und zog meinen Körper auf seine flache Brust."Aber das könnte doch auch jetzt passieren?" Seine Hände wanderten über meinenRücken und ich registrierte mit Erstaunen, dass auch mein lesbischer Körper einpeinliches Eigenleben führte: Wenn ich die Augen schloss und mir nicht dauerndvorsagte, dass das hier ein magerer, ziemlich unerotischer Heroenaspirant sei schauertedie Haut wohlig und mein Inneres verlangte nach der Tiefe aller Küsse und allerweiteren Berührungen.Ich stellte fest, dass eine liebeserfahrene Lesbe doch mehr weiss, <strong>als</strong> so ein Heros mitseinen wenigen, dunklen Beischlafzuchterfahrungen und ich machte mich eifrig daran,diesem unglücklichen Menschen die Sprache der Haut zu lehren, wie sie mir seit langerZeit vertraut war. Nicht nur, um mein politisches Ziel zu erreichen, sondern auch, weilmein eigener Körper zu lange hatte schweigen müssen, weil des Heros Neugierde ihnweckte, weil mich seine Blicke aufregten, die er immer wieder über meine Haut wie diesuchenden Finger selber gleiten liess.Aber ich bemerkte im Verlaufe der Zärtlichkeiten beider Beteiligten auch, was solch einmännlicher Körper mag und warum ich, meine Zellen, mein Körper und Generationenvon Lesben vor mir auch, sich doch für die Frauensprache der Liebe entschieden hattenund nicht für die andere der Männer!
163Er hatte mich auf den Rücken gelegt. Wir waren beide nackt und seine Blicke folgtenseinen Händen."Wie schön seit ihr Frauen." Murmelte er immer wieder und <strong>als</strong> ich bescheidenerwähnte, dass ich doch etwas mager geraten sei, lächelte er: " Nein, Solche wie wirsind mager. Mager nicht nur am Körper sondern mager in der Seele. Ich kannverstehen, dass die Magna Matres - ihr Name sei gelobt - sagen, dass es keine Liebegäbe zwischen Frau und Mann, denn wie könntet ihr wunderbaren Gestalten auchsolche lieben wie uns?"Er legte sich auf mich und ich hatte gerade noch Zeit in sein Ohr zu flüstern:"Täusche dich nicht, ich kenne Frauen, die auch Männer lieben und sie laufen freiherum." <strong>als</strong> unsere Bewegungen heftiger und drängender wurden.Die Becken aller Liebenden drängen zueinander <strong>als</strong> wollten sie verschmelzen. Aber wofür uns Frauen oft dieses <strong>Dr</strong>ängen und Tanzen reicht, um über die Hemisphäre zufliegen, brauchen diese Männer das Eindringen, dass ich fürchtete. Nicht ausUnerfahrenheit heraus, denn auch wir Frauen erforschen die Tiefen der Partnerin,sondern wegen der unguten Erinnerungen an die seltsamen Liebespraktiken meinerPeinigerin im Garbohaus.Doch er war ein sanfter, unbeholfener, unerfahrener und schüchterner Mensch. SeinEindringen schmerzte kaum und ich fand genügend Kraft und Geistesgegenwart, seinelustvolle <strong>St</strong>imme durch meine zu ergänzen. Ich konnte seiner Vorsicht fast etwasabgewinnen, so dass ich Hannah und Jan-San ein bisschen besser verstehen lernte, diesich für die Hautsprache zwischen Mann und Frau entschieden hatten, denn eigentlichfand ich es weniger unangenehm <strong>als</strong> die wilde Küsserei zuvor.Ich lag still auf dem Rücken und blickte ihm ins Gesicht, <strong>als</strong> wir fertig waren. Pan-Tenhockte neben mir und sah mich an."Du bist immer noch nicht die, für die du dich ausgibst?""Und wenn nicht?""Du bist keine Versuchung, das war ein merkwürdiger Schwindel. Du bist eineUngläubige. Du hast mich bewusst verführt, weil du etwas anderes willst.""Lust gab es wohl nicht in deiner Ausbildung, was?""Nein. Das Leben ist süss, und das <strong>St</strong>erben mag eine Hingabe sein an das Höhere. Dochdas, was zwischen dir und mir geschah, war etwas Anderes. Du wolltest, dass ich Lustund Hingabe an das Gesicht einer Frau erlebe, mich selbst <strong>als</strong> weiche Welle immenschlichen Arm, nicht wahr? Du wolltest, dass ich lieben lerne. Warum hast du dichhier hereingewagt? Was willst du wirklich?""Deine Rolle <strong>als</strong> Opferheros in Constantia. Ich will auf die Tempelplattform."Er fuhr zurück, aber jahrelange Klosterdisziplin rief ihn gleich wieder zur Ordnungzurück."Du bist eine Verrückte! Das heisst, dass du sterben willst." Er sah mich kopfschüttelndan. "Wozu? Ich möchte, dass du lebst!""Dann höre, du treuer Herosaspirant, was ich dir jetzt erzählen will. Höre in Ruhe meineganze Geschichte an."Das zweite Mal im Leben erzählte ich einem Mann alle diese Erlebnisse, wie zuvor TateMartin. Als schriebe, nein, spräche ich ein Buch. Zum Ende hin kamen meineÜberlegungen in nie gekonnter Weise über meine Lippen. Ich konnte das erklären, was
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