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vollständig als pdf - Dr. Martina Schäfer, St. Gallen

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92"Aber die Mädchen dürfen nicht schon wieder etwas Heimliches haben, Mitwisserinnensein, die schweigen müssen. Dadurch wird das erst zu etwas Üblem."Ella verzog ihre breiten Mundwinkel."Das ist es doch gerade." Heinrich ballte seine Fäuste. "Sieh dir unsereGeneralversammlung heute Abend an: Grosse Worte, Zerknirschung beimDorfvorsitzenden, edle, öffentliche Beichte, die alles herunterspielt. Ach, der arme,ledige Priester, der sich für uns Alle aufopfert! Und dann seine Angriffe auf Johanna, dieganze <strong>St</strong>ory, die Toten in dieser Villa...""Woher er das alles so genau weiss!" Ich schüttelte verwundert den Kopf."Das ist doch egal. Im Grunde sind deine Koffer hier gepackt. Du hättest hören sollen,was er noch alles von sich gab, <strong>als</strong> ihr draussen wart! Aber es gibt wohl gute undmächtige Schutzengel über dir, deren Arm sogar bis hier herauf in den feuchten Nordenreicht. Noch ist Udars der beste Ort, dich vor deinen eigenen Leuten zu verstecken. Aberwenn der könnte wie der wollte...!""Und du selber?" Ich fasste über den Tisch hinweg seine Hand, ehe er sich wieder, wiedas seine Gewohnheit war, über und um den haarlosen Kopf fahren konnte. Heinrichlächelte schief."Komisch, ja. Ich hätte so etwas nie für möglich gehalten. Aber ich habe seltsamerweisenichts gegen dich. Ich weiss, dass du sowieso in unseren Kreisen nicht bleiben magst.Und ich vertraue auch meiner Frau. Falls du den Ausdruck gestattest. Wir kennen uns zulang, verstehst du mich?"Ich nickte erleichtert."Ich denke, dass ihr nie Entscheidungen gegen eure Mädchen treffen würdet.""Nein, nie."Wir schwiegen eine Weile und schauten so interessiert Geschirr und Besteck auf demTisch an, <strong>als</strong> hätten wir nie zuvor in unseren jeweiligen Welten gedeckteFrühstückstische gesehen."Ich weiss nicht wie weiterkommen. Es wird alles heruntergespielt. Aber fortan kann ichdoch meine Kinder nicht mehr zu ihm schicken. Letztlich klopft dem keiner auf dieFinger. Ich habe ihm immer vertraut, das war mein Ersatzvater!""Du wirst einen seltsamen Bericht über diese fromme Gemeinde in die Welt setzen."Ella schüttelte versonnen den Kopf."Das kann ich doch jetzt gar nicht mehr. Was soll ich denn schreiben? Jetzt lebe ichbeinahe sechs Wochen bei euch auf dieser Insel, fast drei davon lag ich brav im Bett,helfen kann ich auch noch nicht richtig mit der Schulter. Es ist so, Heinz: tatsächlichwürde ich am liebsten losziehen.""Du willst wissen, ob sie dich wirklich liebte?" Ellas helle Augen konnten, wenn es ihrErnst war, plötzlich sehr dunkel werden. "Weisst du das denn nicht?""Ich kann es nicht mehr beurteilen. Es ist zu viel geschehen. Kann denn ein liebenderMensch tatsächlich andere umbringen. Für Nichts und wieder nichts?""Du meinst, sie kann oder konnte gar nicht lieben?" Heinz wackelte nachdenklich mitseinem Kopf. "Was ist wohl Liebe, Johanna? Ellas und meine Beziehung?Geschwisterliebe? Die zu unseren Kindern? Eure Vergnügungen? Meinst du nicht, dasses viele verschiedene Weisen gibt, zu lieben?""Vielleicht hofft sie wirklich, durch den Aufstieg ins höchste eurer Ämter am besten für

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