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vollständig als pdf - Dr. Martina Schäfer, St. Gallen

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145vorhin der See."Von hier nehmt ihr ein Boot. Es sind neue, nach gebaute Modelle und fahren gut. DieBoote vom Dorf drüben zu nehmen, wäre auffällig aber hier kommt nachts niemand her.Ihr müsst halt euer Unternehmen bis zur Dämmerung morgen früh schaffen. Da liegtdas Boot. Kommt, ich helfe euch, es ins Wasser zu lassen. Wenn ihr wirklich 'rüberwollt?""Wir können ja schlecht über den hoch bewachten <strong>St</strong>rassendamm hineinfahren: 'Hallo,wir wollen bloss die f<strong>als</strong>che Tochter abholen! Lasst uns mal durch!'" Brummte ich undschaute mir den Paddel an, der gut und friedlich in meinen Händen lag."Er meinte doch nur, ob wir es uns noch einmal überhaupt überlegen wollen!" Shulamithlegte mir beruhigend die Hand auf die Schulter."Das Schiff ist doch schon lange abgefahren, wisst ihr das nicht? Was machst du in derZeit?" Ich schaute den Jungen an."Auf euch warten. Dann führe ich die von euch, die mit dem Baby kommt und zu denEvakuierten stösst zurück ins Dorf, zu meiner Wohngemeinschaft und Euren Kumpeln.Sie kann ausruhen und am nächsten Tag, besser in der Nacht, könnt ihr dann alle miteiner Gruppe von drei Infizierten und ihren Freunden durch die Wälder zurückfahren.Wenn's gut geht, seid ihr zwölf <strong>St</strong>unden später in der alten Ruine am Grenzübergang beiden anderen. Jedenfalls wurde es uns so mitgeteilt."Der Junge hatte sich auf dem Bootssteg hingelegt und hielt den leicht schaukelndenEinbaum mit den Händen fest."Kannst du schwimmen?" murmelte Shulamith und liess sich vorsichtig in das kleineGefährt hinab."Du musst genau in die Mitte treten und dein Gewicht auf beide Hände gleichzeitigverteilen. Wie wenn du in ein Paddelboot einsteigst!" riet der Junge."Nur, dass sie vermutlich noch nie in ihrem Leben Paddelboot gefahren ist." Flüsterte ichund liess mich hinter Shulamith in dem schmalen Einbaum nieder."Sei still! Woher willst du das wissen?" Sie schaute sich zornig um und gab mir einenihrer schwarzen, vernichtenden Blicke, die die Nacht noch mondinnenklarer erscheinenliessen."Immer abwechselnd eintauchen: Die Hintere lenkt." rief er und stiess das Fahrzeugsachte vom <strong>St</strong>eg fort."Du musst das aber oft 'ausgeliehen' haben, wenn du dich so gut damit auskennst."Shulamith lachte und stiess uns ebenfalls mit Hilfe des Paddels vom <strong>St</strong>eg fort."Die Einbäume müssen doch regelmässig gewässert werden, sonst trocknen sie aus. Wirerhalten matriarchales Kulturerbe."Shulamith tauchte das Paddel ein und sogleich begann das Boot, wie wild zu schaukeln."Sachte!" Ich steuerte gegen."Das braucht einen gemeinsamen Rhythmus!"Der Junge kicherte, <strong>als</strong> wir langsam vom <strong>St</strong>eg her auf die weite Wasserfläche taumelten."Hör' zu, ich singe dir ein einfaches Lied vor: Auf der ersten betonten Silbe tauche ichein, auf der zweiten du, und immer so weiter. Wenn ich nicht singe, ziehst du dasPaddel ein, dann muss ich gegensteuern. Wir sind zwar nicht auf einem Fluss, aberwenn ich dramatisch 'Links! Links!' rufe, tauchst du in dem Rhythmus links ein, odereben 'Rechts! Rechts!'"

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