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vollständig als pdf - Dr. Martina Schäfer, St. Gallen

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79"Gab es denn solche Themen bei euch im Geschichtsunterricht?""Ein wenig ja - aber diese Art Macht, die kenne ich ganz woanders her - glaub' mir -."Ella sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an."Ich würde jeden Mord begehen, um Mädchen und Frauen vor solchen Leuten zuschützen!"Auf dem Gummen im Jahr 135 ( 2135 n.d. Zt. )Wie war es geschehen?Nicht hier bei diesen spätpatriarchalen Urchristen - nein!Bei uns, in den Ländern der Frauen, regiert von den heiligen Magna Matres oderähnlichen Institutionen, gebaut auf der matriarchalen Spiritualität vergangener,urzeitlicher Epochen. Diese Urchristen waren ja sowieso beinahe zum Lachen, wenn dasGanze nicht so traurig gewesen wäre: Die fromme Gemeinschaft entsprach bis insKlischee hinein genau jenen Vorstellungen, wie ich sie im Geschichtsunterricht gelernthatte: Ein männlicher Gott, extremste Ungleichheit zwischen Frauen und Männern,darüber hinaus dann Vergewaltigungen von Mädchen durch nahe stehende Erwachsene,die eigentlich beschützende und Vertrauen erweckende Haltungen einnehmen sollten!Wir hatten in unseren friedlichen Innenhöfen auch die Gründe für die sexuelle Gewaltpatriarchaler Männer gelernt und so hatte ich eigentlich mit irgendetwas dieser Art beiden Leuten von Udars gerechnet, nachdem ich sie näher kennen gelernt hatte. Vielleichterwartete ich nicht gleich mit diesem dunkelsten Kapitel patriarchalen Lebenskonfrontiert zu werden. Vielleicht dachte ich, auf einen prügelnden Ehemann zu stossen,der Konse wäre wohl durch ein paar Gegenschläge und Tricks aus denSelbstverteidigungskisten zu helfen gewesen. Auch, dass es so verstohlen war, dassEiner ganze Schülergenerationen terrorisieren konnte ohne aufzufliegen, das hatten wirin unseren Schulen gelernt.Aber dass mein Magen mir diese ganze Geschichte bereits erzählt hatte, ehe ich diewörtliche Bestätigung durch Ella bekam, das hätte ich nicht gedacht, das hatte ich niegelernt.Es war dieses Gefühl im Magen, dieser elende Krampf, der mich weit von dieser Inselfort trug, weiter noch zurück <strong>als</strong> in meine Schreibevilla mit den seltsamenResozialisierungsmassnahmen, viel weiter zurück, bis hin zu den ersten öffentlichenFesten, die ich miterleben musste.Die Frauenwelt war eine reine Welt, eine gute Welt. Aber dieses seltsame Gefühl, dasmein Leben in dieser Welt begleitet hatte, war immer da, vielleicht sogar lange vor demersten schwarzen <strong>St</strong>öhnen auf dem grossen, öffentlichen Platz."Du bist halt unruhig!" pflegte meine viel beschäftigte Frau Mutter zu sagen. "Du bisteigenwillig, und wahrscheinlich hast du das sogar von mir! Gehe und beschäftige dichdoch mit sinnvollen Sachen." Und schon hatte ich einen Korb nasser Wäsche zumAufhängen in der Hand oder einen Auftrag für eine der Nachbarinnen von derSippenstrasse.Es gab zu dieser krampfigen Unruhe kein Wissen, keinen Glauben, nur unserejugendlichen Reaktionen, die konspirativen Gruppen, die weissen Ratten und Sperlinge,

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