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Das Buch der Geister

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auf immer vernichtet. Glücklicherweise sind diese Ideen weit entfernt allgemein<br />

verbreitet zu sein; man kann selbst sagen, dass sie sehr eingeschränkt und nur<br />

individuelle Meinungen sind, denn nirgends sind sie als eigentliche Lehren aufgestellt<br />

worden. Eine auf solche Grundlage gestellte Gesellschaft würde den Keim<br />

<strong>der</strong> Auflösung in sich tragen und <strong>der</strong>en Mitglie<strong>der</strong> würden sich gleich wilden Tieren<br />

einan<strong>der</strong> zerreißen.<br />

Der Mensch hat instinktmäßig den Gedanken, dass mit dem Leben nicht alles<br />

für ihn endigt Er scheut von dem Nichts zurück: er mag sich lange gegen den<br />

Gedanken an die Zukunft verhärten. Wenn das letzte Stündlein schlägt, gibt es<br />

wenige, die sich nicht fragen, was aus ihnen werden wird; denn <strong>der</strong> Gedanke, das<br />

Leben für immer zu verlassen, hat etwas Herzzerreißendes. Wer könnte auch eine<br />

absolute, ewige Trennung von allem was man geliebt, mit Gleichmut betrachten?<br />

Wer könnte ohne Entsetzen sich den ungeheuren Abgrund des Nichts vor sich<br />

öffnen sehen, von welchem alle unsere Fähigkeiten, alle unsere Hoffnungen für<br />

immer verschlungen würden und dann sich sagen: wie? nach mir nichts, nichts<br />

mehr, als die Leere; alles ist aus für immer; noch einige Tage, und die Erinnerung<br />

an mich wird aus dem Andenken <strong>der</strong> Überlebenden verschwunden sein. Bald wird<br />

keine Spur mehr von meinem Erdenwallen vorhanden sein. Selbst das Gute, das<br />

ich getan, wird vergessen werden von den Undankbaren, die ich mir einst verpflichtet.<br />

Und keine Entschädigung für das alles und keine an<strong>der</strong>e Aussicht als<br />

die, dass mein Leib von den Würmern zerfressen wird!<br />

Hat dieses Gemälde nicht etwas Schau<strong>der</strong>haftes, Eisiges? Die Religion lehrt<br />

uns dass es so nicht sein kann und die Vernunft bestätigt es. Aber dieses künftige:<br />

vage unbestimmte <strong>Das</strong>ein befriedigt unsere Liebe zum Positiven nicht. <strong>Das</strong> erzeugt<br />

bei vielen den Zweifel. Wir besitzen eine Seele gut; aber was ist unsere Seele?<br />

Hat sie eine Gestalt, irgendeine Sichtbarkeit? Ist sie ein begrenztes o<strong>der</strong> unbegrenztes<br />

Wesen? Die einen sagen, sie sei ein Hauch Gottes, an<strong>der</strong>e ein Funke,<br />

an<strong>der</strong>e ein Teil des großen Ganzen, das Prinzip des Lebens und <strong>der</strong> Intelligenz.<br />

Aber was haben wir damit gewonnen? Was nützt es uns, eine Seele zu haben,<br />

wenn sie sich nach uns in die Unermesslichkeit verliert, wie die Wassertropfen in<br />

das Weltmeer? Ist <strong>der</strong> Verlust <strong>der</strong> Individualität für uns nicht gleichbedeutend mit<br />

dem Nichts? Man sagt auch, sie sei immateriell. Aber etwas Immaterielles kann<br />

keine bestimmten Verhältnisse besitzen. Für uns ist es das Nichts. Die Religion<br />

sagt uns auch, dass wir nach dem Guten o<strong>der</strong> Bösen das wir getan, glücklich o<strong>der</strong><br />

unglücklich sein werden. Aber worin besteht jenes Glück, dass im Schoße Gottes<br />

unser wartet? Ist es eine Seligkeit, eine ewige Beschaulichkeit, ohne an<strong>der</strong>e Beschäftigung,<br />

als das Lob des Schöpfers zu singen? Sind die Flammen <strong>der</strong> Hölle<br />

eine Wirklichkeit o<strong>der</strong> ein Bild? Die Kirche selbst nimmt sie in letzterem Sinn;<br />

aber worin bestehen diese Qualen? Wo ist <strong>der</strong> Ort <strong>der</strong> Qual? Kurz, was tut, was<br />

sieht man in jener Welt die uns alle erwartet? Niemand, heißt es, ist wie<strong>der</strong>gekommen,<br />

uns darüber zu berichten. <strong>Das</strong> aber ist ein Irrtum und die Mission des<br />

Spiritismus besteht gerade darin, uns über jene Zukunft aufzuklären, und sie bis zu<br />

einem gewissen Grade mit Händen greifen und mit den Augen schauen zu lassen,<br />

nicht mehr durch bloße Schlüsse, son<strong>der</strong>n durch Tatsachen. Dank den spiritistischen<br />

Mitteilungen ist es kein Eigendünkel mehr, keine bloße Wahrscheinlichkeit,<br />

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