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Das Buch der Geister

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gen Millionen Jahren vollbracht wurden. Ist Gott deswegen weniger groß und<br />

mächtig? Ist sein Werk weniger erhaben, weil es nicht den Zauber <strong>der</strong> Plötzlichkeit<br />

besitzt? Offenbar nicht; man müsste sich von <strong>der</strong> Gottheit eine äußerst klägliche<br />

Vorstellung machen, wenn man seine Allmacht nicht auch in den ewigen Gesetzen<br />

<strong>der</strong> Natur und <strong>der</strong> Welten erkennen wollte. Die Wissenschaft, weit entfernt<br />

das göttliche Wirken zu verkleinern, zeigt es uns in einer viel großartigeren Gestalt,<br />

die zugleich unsern Begriffen von <strong>der</strong> Macht und <strong>der</strong> Majestät Gottes eben<br />

dadurch besser entspricht, dass es sich vollzogen hat, ohne den Naturgesetzen zu<br />

wi<strong>der</strong>sprechen.<br />

Die Wissenschaft setzt, hierin mit Moses übereinstimmend, den Menschen<br />

an die letzte Stelle in <strong>der</strong> Reihenfolge <strong>der</strong> Schöpfung <strong>der</strong> lebendigen Wesen. Aber<br />

Moses setzt die Sintflut ins Jahr <strong>der</strong> Welt l654, während die Geologie die große<br />

Flut vor das Auftreten des Menschen setzt, da bis heute in den ältesten Schichten<br />

keine Spur seiner Gegenwart noch <strong>der</strong>jenigen <strong>der</strong> Tiere <strong>der</strong>selben leiblichen Kategorie<br />

gefunden ward. Nichts beweist jedoch, dass dies unmöglich wäre. Mehrere<br />

Entdeckungen haben hier schon Zweifel erregt. Es ist somit möglich, dass man<br />

von einem Tag zum an<strong>der</strong>n die handgreifliche Gewissheit eines früheren Vorhandenseins<br />

des Menschengeschlechts erwirbt und dann wird man anerkennen, dass<br />

hier, wie an an<strong>der</strong>n Stellen, <strong>der</strong> Wortlaut <strong>der</strong> Bibel bildlich verstanden sein will.<br />

Es handelt sich um die Frage, ob die große geologische Flut auch die des Noah<br />

war. Nun gestattet aber die zur Bildung <strong>der</strong> fossilen Schichten nötige Zeitdauer<br />

nicht, beide für identisch zu halten und sobald man Spuren menschlicher Existenz<br />

vor <strong>der</strong> großen Katastrophe entdeckt haben wird, wird es erwiesen sein, dass entwe<strong>der</strong><br />

Adam nicht <strong>der</strong> erste Mensch war, o<strong>der</strong> dass seine Erschaffung sich in dem<br />

Dunkel <strong>der</strong> Zeiten verliert.<br />

<strong>Das</strong> <strong>Das</strong>ein des Menschen vor <strong>der</strong> geologischen Flut ist zwar noch eine bloße<br />

Voraussetzung, was dies aber weniger ist, ist folgendes. Angenommen, <strong>der</strong><br />

Mensch sei zuerst 4000 vor Chr. Aufgetreten, so würde, wenn 1650 Jahre später<br />

das Geschlecht bis auf eine Familie wäre vernichtet worden, die Bevölkerung <strong>der</strong><br />

Erde erst von Noah an, d. h. 2350 Jahre v. Chr., datiert. Als ferner die Hebräer<br />

nach Ägypten auswan<strong>der</strong>ten im 18. Jahrhun<strong>der</strong>t, fanden sie das Land sehr bevölkert<br />

und in <strong>der</strong> Zivilisation schon sehr vorgeschritten. Die Geschichte zeigt, dass<br />

zu jener Zeit Indien und an<strong>der</strong>e Län<strong>der</strong> in ebenso blühendem Zustande sich befanden,<br />

ohne dass wir dabei unsere Zuflucht zur Zeitrechnung gewisser Völker zu<br />

nehmen brauchen, die zu einer viel entfernteren Vergangenheit hinaufsteigt. Es<br />

hätte also zwischen dem 14. und 18. Jahrhun<strong>der</strong>t, d. h. in einer Zeit von 600 Jahren,<br />

nicht nur die Nachkommenschaft eines einzigen Menschen alle jene damals<br />

bekannten ungeheuern Län<strong>der</strong>strecken bevölkern müssen, son<strong>der</strong>n das Menschengeschlecht<br />

hätte sich in dieser kurzen Zeit von <strong>der</strong> völligen Unwissenheit des Urzustandes<br />

zur höchsten Stufe geistiger Entwicklung müssen erheben können, - was<br />

allen Gesetzen <strong>der</strong> Menschenkunde wi<strong>der</strong>spricht.<br />

Auch die Verschiedenheit <strong>der</strong> Rassen unterstützt diese Ansicht. Klima und<br />

Gewohnheit bringen ohne Zweifel Verän<strong>der</strong>ungen im physischen Charakter hervor,<br />

aber man kennt auch die Grenzen, welche diesem Einfluss gesetzt sind, und<br />

die physiologische Untersuchung zeigt, dass zwischen gewissen Rassen tiefere<br />

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