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Das Buch der Geister

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884. Worin besteht das Wesen des rechtmäßigen Eigentums?<br />

"Es gibt kein rechtmäßiges Eigentum, als das, welches<br />

ohne Nachtheil für an<strong>der</strong>e erworben ward." (808.)<br />

<strong>Das</strong> Gesetz <strong>der</strong> Liebe und <strong>der</strong> Gerechtigkeit verbietet einem an<strong>der</strong>n das zu<br />

tun, was wir uns von an<strong>der</strong>n nicht getan zu sehen wünschten, und verdammt eben<br />

damit jedes Erwerbsmittel, das diesem Gesetze wi<strong>der</strong>spräche.<br />

885. Ist das Eigentumsrecht ein unbeschränktes?<br />

"Ohne Zweifel ist alles rechtmäßig Erworbene ein Eigentum.<br />

Da jedoch, wie gesagt, die menschliche Gesetzgebung<br />

eine unvollkommene ist, so schafft sie oft Rechte des Herkommens,<br />

die von <strong>der</strong> natürlichen Gerechtigkeit verdammt<br />

werden. Darum verbessern die Menschen ihre Gesetze in dem<br />

Maße, als <strong>der</strong> Fortschritt sich erfüllt und sie die Gerechtigkeit<br />

besser verstehen. Was in einem Jahrhun<strong>der</strong>t als vollkommen<br />

erscheint, erscheint im folgenden als barbarisch." (795.)<br />

Die Nächstenliebe.<br />

886. Was ist <strong>der</strong> wahre Sinn des Wortes: Menschenliebe<br />

(o<strong>der</strong> Nächstenliebe, charité), wie Jesus es verstand?<br />

,,Wohlwollen gegen je<strong>der</strong>mann, Nachsicht gegen die Unvollkommenheiten<br />

an<strong>der</strong>er, Verzeihung <strong>der</strong> Beleidigungen.“<br />

Menschenliebe und Nächstenliebe (l'amour et la charité) sind die Ergänzung<br />

des Gesetzes <strong>der</strong> Gerechtigkeit; denn seinen Nächsten lieben heißt, ihm alles Gute<br />

erweisen, das in unserer Macht liegt und das wir uns selbst getan wünschten. <strong>Das</strong><br />

ist <strong>der</strong> Sinn <strong>der</strong> Worte Jesus: Liebet einan<strong>der</strong> wie Brü<strong>der</strong>.<br />

Die Nächstenliebe bleibt nach Jesus nicht auf die Almosen beschränkt: Sie<br />

umfasst alle unsere Beziehungen zu unseresgleichen, mögen sie unter uns, neben<br />

uns o<strong>der</strong> über uns stehen. Sie gebietet uns Nachsicht, weil wir <strong>der</strong>selben selbst<br />

bedürfen; sie verbietet uns, das Unglück zu demütigen - entgegen dem, was nur zu<br />

oft zu geschehen pflegt. Kommt ein Reicher daher, so hat man gegen ihn tausend<br />

Rücksichten, tausend Zuvorkommenheiten; kommt dagegen ein Armer, so meint<br />

man, sich mit ihm nicht zu genieren zu brauchen. Aber gerade je mehr seine Lage<br />

zu beklagen ist, desto mehr soll man im Gegenteil sich hüten, sein Unglück durch<br />

Demütigungen zu vermehren. Der wahrhaft und wirklich gute Mensch sucht den<br />

tiefer als er Stehenden in dessen eigenen Augen aufzurichten und zu erhöhen,<br />

indem er die Kluft zwischen ihnen beiden verkleinert.<br />

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