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Das Buch der Geister

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863. Nötigen die gesellschaftlichen Sitten nicht oft einen<br />

Menschen, diesen Weg eher als jenen einzuschlagen und ist<br />

er nicht dem Für und Gegen seiner Mitmenschen ausgesetzt<br />

bei <strong>der</strong> Wahl seiner Beschäftigung? Ist das, was die Achtung<br />

<strong>der</strong> Menschen nennt, nicht oft ein Hin<strong>der</strong>nis für die Ausübung<br />

des freien Willens?<br />

"Die Menschen machen die gesellschaftlichen Sitten und<br />

nicht Gott. Unterwerfen sie sich denselben, so tun sie es, weil<br />

es ihnen so beliebt und das ist eben ein Akt des freien Willens.<br />

Da sie es wollten, so hätten sie es auch nicht wollen<br />

können: Warum also dann sich beklagen? Nicht die gesellschaftlichen<br />

Sitten sollen sie anklagen, son<strong>der</strong>n ihre dumme<br />

Eigenliebe, die sie lieber Hungers sterben, als auf den richtigen<br />

Weg einlenken lässt. Kein Mensch dankt ihnen für dieses,<br />

<strong>der</strong> allgemeinen Meinung gebrachte Opfer, während Gott<br />

ihnen für das Opfer ihrer Eitelkeit Rechnung tragen wird. Es<br />

soll damit nicht gesagt werden, dass man jene Meinung ohne<br />

Not herausfor<strong>der</strong>n solle wie gewisse Leute tun, die mehr Originalität<br />

als wahre Philosophie besitzen. Es ist ebenso verkehrt<br />

mit den Fingern auf sich zeigen o<strong>der</strong> sich als ein merkwürdiges<br />

Tier anschauen zu lassen, als es weise ist, freiwillig<br />

und ohne Murren herabzusteigen, wenn man sich nicht auf<br />

<strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> Leiter zu behaupten vermag."<br />

864. Wenn es Leute gibt, die das Schicksal wi<strong>der</strong> sich<br />

haben, so erscheinen an<strong>der</strong>e von demselben begünstigt, denn<br />

alles gelingt ihnen. Woran liegt dies?<br />

"Oft daran, dass sie sich besser zu benehmen wissen. Es<br />

kann auch eine Art von Prüfung sein. Der Erfolg berauscht<br />

sie, sie vertrauen ihrem Geschick und oft bezahlen sie diese<br />

nämlichen Erfolge mit peinvollen Unglücksfällen, die sie hätten<br />

vermeiden können, wenn sie klüger gewesen wären."<br />

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