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Der Protest_

Was geschieht nun also mit der Macht eines Gebieters, der seine Gefolgsleute mit dem Schwert dazu bringt, jeden Glauben auszuüben, den die Kirche vorschreibt, da er davon ausgeht, dass es der eine, wahre Glauben ist, nur weil ihn die Kirche vorschreibt? Auch dies ist entwurzelt und überworfen worden. Das Prinzip also, das so ruhig im Protest eingebettet lag, macht diese doppelte Tyrannei unbedeutend. Der Sitz des Pontifex und das Schwert des Kaisers danken ab und das Gewissen tritt an ihre Stelle. Der Protest jedoch belässt das Gewissen nicht allein bei seiner eigenen Gebieterin – das Gewissen ist kein Gesetz für sich selbst. Dies wäre eine anarchische Rebellion gegen Ihn, der ihr eigener Herr ist. Der Protest verkündet, dass die Bibel das Gesetz des Gewissens ist und dass Ihr Urheber der Herr allein ist. Somit steuert sie auf ihrem Kurs zwischen zwei sich gegenüberstehenden Gefahren, vermeidet hier die Anarchie und dort die Tyrannei, und so schreitet der Protestantismus voran, breitet vor den Augen der Nationen die Flagge wahrer Freiheit aus. Um diese Flagge mögen sich all diejenigen scharen, deren Verlangen es ist, frei zu sein.

Was geschieht nun also mit der Macht eines Gebieters, der seine Gefolgsleute mit dem Schwert dazu bringt, jeden Glauben auszuüben, den die Kirche vorschreibt, da er davon ausgeht, dass es der eine, wahre Glauben ist, nur weil ihn die Kirche vorschreibt? Auch dies ist entwurzelt und überworfen worden. Das Prinzip also, das so ruhig im Protest eingebettet lag, macht diese doppelte Tyrannei unbedeutend. Der Sitz des Pontifex und das Schwert des Kaisers danken ab und das Gewissen tritt an ihre Stelle. Der Protest jedoch belässt das Gewissen nicht allein bei seiner eigenen Gebieterin – das Gewissen ist kein Gesetz für sich selbst. Dies wäre eine anarchische Rebellion gegen Ihn, der ihr eigener Herr ist. Der Protest verkündet, dass die Bibel das Gesetz des Gewissens ist und dass Ihr Urheber der Herr allein ist. Somit steuert sie auf ihrem Kurs zwischen zwei sich gegenüberstehenden Gefahren, vermeidet hier die Anarchie und dort die Tyrannei, und so schreitet der Protestantismus voran, breitet vor den Augen der Nationen die Flagge wahrer Freiheit aus. Um diese Flagge mögen sich all diejenigen scharen, deren Verlangen es ist, frei zu sein.

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<strong>Der</strong> <strong>Protest</strong><br />

Kapitel 11- <strong>Der</strong> <strong>Protest</strong> der Fürsten<br />

Eines der mächtigsten je für die Reformation abgelegten Bekenntnisse ist der von den<br />

christlichen Fürsten Deutschlands 1529 auf dem zweiten Reichstag zu Speyer erhobene<br />

<strong>Protest</strong>. <strong>Der</strong> Mut, die Zuversicht und die Entschiedenheit dieser frommen Männer bahnten<br />

kommenden Geschlechtern den Weg zu Glaubens- und Gewissensfreiheit. Wegen dieses<br />

<strong>Protest</strong>es hießen die Anhänger des neuen Glaubens fortan <strong>Protest</strong>anten; die Grundsätze ihres<br />

<strong>Protest</strong>es „sind der wesentliche Inhalt des <strong>Protest</strong>antismus“.<br />

Ein dunkler und drohender Tag war für die Reformation angebrochen. <strong>Der</strong> Erlaß von<br />

Worms hatte Luther für vogelfrei erklärt und die Verbreitung des evangelischen Glaubens<br />

untersagt; doch beließ man es im Reich bei einer religiösen Duldung. Die göttliche<br />

Vorsehung hatte die der Wahrheit widerstreitenden Mächte im Zaum gehalten. Wohl war<br />

Karl V. entschlossen, die Reformation auszurotten; so oft er aber die Hand zum Streich<br />

ausholte, zwangen ihn immer wieder besondere Umstände, davon abzusehen. Mehrmals<br />

schien der unmittelbare Untergang aller Gegner Roms unausbleiblich; aber in diesen<br />

kritischen Zeitpunkten bewahrte sie einmal das Erscheinen des türkischen Heeres an der<br />

Ostgrenze vor Verfolgung, zum andern zogen der König von Frankreich, ja gar der Papst,<br />

mißgünstig gestimmt über die zunehmende Größe des Kaisers, gegen diesen in den Krieg.<br />

Dadurch bot sich der Reformation inmitten der Streitigkeiten der Völker Gelegenheit, sich<br />

innerlich zu festigen und auszubreiten.<br />

Schließlich hatten die katholischen Fürsten ihre Zwistigkeiten beigelegt, um gemeinsam<br />

gegen die Reformatoren vorgehen zu können. <strong>Der</strong> Reichstag zu Speyer im Jahre 1526 hatte<br />

jedem der deutschen Länder völlige Freiheit in Religionssachen zugebilligt bis zur<br />

Einberufung eines allgemeinen Konzils. Doch kaum waren die Gefahren, unter denen dieses<br />

Übereinkommen vereinbart wurde, vorüber, berief der Kaiser 1529 einen weiteren<br />

Reichstag nach Speyer, um die Ketzerei zu vernichten. Die Fürsten sollten womöglich durch<br />

friedliche Mittel veranlaßt werden, sich gegen die Reformation zu erklären; sollte das<br />

jedoch ergebnislos sein, wollte der Kaiser zum Schwert greifen.<br />

Die päpstlich Gesinnten stellten sich in gehobener Stimmung zahlreich in Speyer ein<br />

und legten ihre Feindseligkeit gegen die Reformatoren und ihre Gönner offen an den Tag.<br />

Da sagte Melanchthon: „Wir sind der Abschaum und der Kehrricht der Welt; aber Christus<br />

wird auf sein armes Volk herabsehen und es bewahren.“ Den evangelischen Kirchenfürsten,<br />

die an dem Reichstag teilnahmen, wurde es sogar untersagt, das Evangelium in ihrer<br />

Wohnung predigen zu lassen. Doch die Menschen in Speyer dürsteten nach dem Worte<br />

Gottes, und Tausende strömten trotz des Verbotes zu den Gottesdiensten, die in der Kapelle<br />

des Kurfürsten von Sachsen abgehalten wurden.<br />

Dies beschleunigte die Entscheidung. Eine kaiserliche Botschaft forderte den Reichstag<br />

auf, den Gewissensfreiheit gewährenden Beschluß, da er zu großen Unordnungen Anlaß<br />

gegeben habe, für null und nichtig zu erklären. Diese willkürliche Handlung erregte bei den<br />

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