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Der Protest_

Was geschieht nun also mit der Macht eines Gebieters, der seine Gefolgsleute mit dem Schwert dazu bringt, jeden Glauben auszuüben, den die Kirche vorschreibt, da er davon ausgeht, dass es der eine, wahre Glauben ist, nur weil ihn die Kirche vorschreibt? Auch dies ist entwurzelt und überworfen worden. Das Prinzip also, das so ruhig im Protest eingebettet lag, macht diese doppelte Tyrannei unbedeutend. Der Sitz des Pontifex und das Schwert des Kaisers danken ab und das Gewissen tritt an ihre Stelle. Der Protest jedoch belässt das Gewissen nicht allein bei seiner eigenen Gebieterin – das Gewissen ist kein Gesetz für sich selbst. Dies wäre eine anarchische Rebellion gegen Ihn, der ihr eigener Herr ist. Der Protest verkündet, dass die Bibel das Gesetz des Gewissens ist und dass Ihr Urheber der Herr allein ist. Somit steuert sie auf ihrem Kurs zwischen zwei sich gegenüberstehenden Gefahren, vermeidet hier die Anarchie und dort die Tyrannei, und so schreitet der Protestantismus voran, breitet vor den Augen der Nationen die Flagge wahrer Freiheit aus. Um diese Flagge mögen sich all diejenigen scharen, deren Verlangen es ist, frei zu sein.

Was geschieht nun also mit der Macht eines Gebieters, der seine Gefolgsleute mit dem Schwert dazu bringt, jeden Glauben auszuüben, den die Kirche vorschreibt, da er davon ausgeht, dass es der eine, wahre Glauben ist, nur weil ihn die Kirche vorschreibt? Auch dies ist entwurzelt und überworfen worden. Das Prinzip also, das so ruhig im Protest eingebettet lag, macht diese doppelte Tyrannei unbedeutend. Der Sitz des Pontifex und das Schwert des Kaisers danken ab und das Gewissen tritt an ihre Stelle. Der Protest jedoch belässt das Gewissen nicht allein bei seiner eigenen Gebieterin – das Gewissen ist kein Gesetz für sich selbst. Dies wäre eine anarchische Rebellion gegen Ihn, der ihr eigener Herr ist. Der Protest verkündet, dass die Bibel das Gesetz des Gewissens ist und dass Ihr Urheber der Herr allein ist. Somit steuert sie auf ihrem Kurs zwischen zwei sich gegenüberstehenden Gefahren, vermeidet hier die Anarchie und dort die Tyrannei, und so schreitet der Protestantismus voran, breitet vor den Augen der Nationen die Flagge wahrer Freiheit aus. Um diese Flagge mögen sich all diejenigen scharen, deren Verlangen es ist, frei zu sein.

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<strong>Der</strong> <strong>Protest</strong><br />

Wiederkunft des Herrn in die damals weit entfernte Zukunft. Die Reformatoren<br />

verkündigten sie nicht. Martin Luther erwartete das Gericht ungefähr dreihundert Jahre nach<br />

seiner Zeit. Aber seit dem Jahre 1798 ist das Buch Daniel entsiegelt worden, das<br />

Verständnis der Weissagungen hat zugenommen, und viele haben die feierliche Botschaft<br />

von dem nahen Gericht verkündigt.<br />

Wie die große Reformation im 16. Jahrhundert, so kam die Adventbewegung<br />

gleichzeitig in verschiedenen Ländern der Christenheit auf. Sowohl in Europa als auch in<br />

Amerika studierten Männer des Glaubens und des Gebets die Weissagungen, verfolgten die<br />

von Gott eingegebenen Berichte und fanden überzeugende Beweise, daß das Ende aller<br />

Dinge nahe war. In verschiedenen Ländern entstanden vereinzelte Gruppen von Christen,<br />

die allein durch das Studium der Heiligen Schrift zu der Überzeugung gelangten, daß die<br />

Ankunft des Heilandes bevorstand.<br />

Im Jahre 1821, drei Jahre nachdem Miller das Verständnis der Weissagungen<br />

aufgegangen war, die auf die Zeit des Gerichts hinwiesen, begann Dr. Joseph Wolff, „der<br />

Missionar für die ganze Welt“, das baldige Kommen des Herrn zu verkündigen. Wolff war<br />

Jude, aus Deutschland gebürtig; sein Vater war Rabbiner. Schon sehr früh wurde Wolff von<br />

der Wahrheit der christlichen Religion überzeugt. Von tätigem und forschendem Verstand,<br />

hatte er aufmerksam den im elterlichen Hause stattfindenden Gesprächen gelauscht, wenn<br />

sich dort täglich fromme Juden einfanden, um die Hoffnungen und Erwartungen ihres<br />

Volkes, die Herrlichkeit des kommenden Messias und die Wiederaufrichtung Israels zu<br />

besprechen. Als der Knabe eines Tages den Namen Jesus von Nazareth hörte, fragte er, wer<br />

das sei. Die Antwort lautete: „Ein höchst begabter Jude; weil er aber vorgab, der Messias zu<br />

sein, verurteilte ihn das jüdische Gericht zum Tode.“ — „Warum ist Jerusalem zerstört“,<br />

fuhr der Fragesteller fort, „und warum sind wir in Gefangenschaft?“ — „Ach“, antwortete<br />

der Vater, „weil die Juden die Propheten umbrachten.“ Dem Kind kam sofort der Gedanke:<br />

„Vielleicht war auch Jesus von Nazareth ein Prophet, und die Juden haben ihn getötet,<br />

obgleich er unschuldig war.“ Dies Gefühl war so stark, daß er, obwohl es ihm untersagt war,<br />

eine christliche Kirche zu betreten, doch oft draußen stehenblieb, um der Predigt zuzuhören.<br />

Als er erst sieben Jahre alt war, prahlte er vor einem betagtem christlichen Nachbar von<br />

dem zukünftigen Triumph Israels beim Kommen des Messias, worauf der alte Mann<br />

freundlich sagte: „Mein Junge, ich will dir sagen, wer der wirkliche Messias war: Es war<br />

Jesus von Nazareth, ... den deine Vorfahren kreuzigten, wie sie vorzeiten auch die Propheten<br />

umbrachten. Geh heim und lies das 53. Kapitel des Jesaja, und du wirst überzeugt werden,<br />

daß Jesus Christus der Sohn Gottes ist.“ Wolff war sofort davon überzeugt, ging nach Hause,<br />

las den betreffenden Abschnitt und gewahrte mit Verwunderung, wie vollkommen dieser in<br />

Jesus von Nazareth erfüllt worden war. Konnten die Worte des Christen wahr sein? <strong>Der</strong><br />

Knabe bat seinen Vater um eine Erklärung der Weissagung; dieser aber trat ihm mit einem<br />

so finsteren Schweigen entgegen, daß er es nie wieder wagte, darauf zurückzukommen.<br />

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