12.04.2023 Aufrufe

Der Protest_

Was geschieht nun also mit der Macht eines Gebieters, der seine Gefolgsleute mit dem Schwert dazu bringt, jeden Glauben auszuüben, den die Kirche vorschreibt, da er davon ausgeht, dass es der eine, wahre Glauben ist, nur weil ihn die Kirche vorschreibt? Auch dies ist entwurzelt und überworfen worden. Das Prinzip also, das so ruhig im Protest eingebettet lag, macht diese doppelte Tyrannei unbedeutend. Der Sitz des Pontifex und das Schwert des Kaisers danken ab und das Gewissen tritt an ihre Stelle. Der Protest jedoch belässt das Gewissen nicht allein bei seiner eigenen Gebieterin – das Gewissen ist kein Gesetz für sich selbst. Dies wäre eine anarchische Rebellion gegen Ihn, der ihr eigener Herr ist. Der Protest verkündet, dass die Bibel das Gesetz des Gewissens ist und dass Ihr Urheber der Herr allein ist. Somit steuert sie auf ihrem Kurs zwischen zwei sich gegenüberstehenden Gefahren, vermeidet hier die Anarchie und dort die Tyrannei, und so schreitet der Protestantismus voran, breitet vor den Augen der Nationen die Flagge wahrer Freiheit aus. Um diese Flagge mögen sich all diejenigen scharen, deren Verlangen es ist, frei zu sein.

Was geschieht nun also mit der Macht eines Gebieters, der seine Gefolgsleute mit dem Schwert dazu bringt, jeden Glauben auszuüben, den die Kirche vorschreibt, da er davon ausgeht, dass es der eine, wahre Glauben ist, nur weil ihn die Kirche vorschreibt? Auch dies ist entwurzelt und überworfen worden. Das Prinzip also, das so ruhig im Protest eingebettet lag, macht diese doppelte Tyrannei unbedeutend. Der Sitz des Pontifex und das Schwert des Kaisers danken ab und das Gewissen tritt an ihre Stelle. Der Protest jedoch belässt das Gewissen nicht allein bei seiner eigenen Gebieterin – das Gewissen ist kein Gesetz für sich selbst. Dies wäre eine anarchische Rebellion gegen Ihn, der ihr eigener Herr ist. Der Protest verkündet, dass die Bibel das Gesetz des Gewissens ist und dass Ihr Urheber der Herr allein ist. Somit steuert sie auf ihrem Kurs zwischen zwei sich gegenüberstehenden Gefahren, vermeidet hier die Anarchie und dort die Tyrannei, und so schreitet der Protestantismus voran, breitet vor den Augen der Nationen die Flagge wahrer Freiheit aus. Um diese Flagge mögen sich all diejenigen scharen, deren Verlangen es ist, frei zu sein.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Der</strong> <strong>Protest</strong><br />

Schon lange vor der durch jene Plakate heraufbeschworenen Verfolgung hatte sich der<br />

kühne und eifrige Farel gezwungen gesehen, aus seinem Vaterland zu fliehen. Er begab sich<br />

in die Schweiz, trug durch sein Wirken, Zwinglis Werk unterstützend, dazu bei, den<br />

Ausschlag zugunsten der Reformation zu geben. Seine späteren Jahre verbrachte er hier,<br />

fuhr jedoch fort, einen entschiedenen Einfluß auf die Reformation in Frankreich auszuüben.<br />

Während der ersten Jahre seiner freiwilligen Verbannung waren seine Bemühungen ganz<br />

besonders auf die Ausbreitung der Reformation in seinem Geburtsland gerichtet. Er<br />

verwandte viel Zeit auf die Predigt des Evangeliums unter seinen Landsleuten nahe der<br />

Grenze, wo er mit unermüdlicher Wachsamkeit den Kampf verfolgte und mit ermutigenden<br />

Worten und Ratschlägen half. Mit Hilfe anderer Verbannter wurden die Schriften der<br />

deutschen Reformatoren ins Französische übersetzt und zusammen mit der französischen<br />

Bibel in großen Auflagen gedruckt. Wandernde Buchhändler verkauften diese Werke in<br />

ganz Frankreich, und da sie ihnen zu niedrigen Preisen geliefert wurden, ermöglichte es<br />

ihnen der Gewinn aus dieser Arbeit, diese Aufgabe fortzusetzen.<br />

Farel trat seine Arbeit in der Schweiz unter dem bescheidenen Gewande eines<br />

Schullehrers an. Auf einem abgeschiedenen Kirchspiel widmete er sich der Erziehung der<br />

Kinder. Außer den gewöhnlichen Lehrfächern führte er vorsichtig die Wahrheiten der Bibel<br />

ein und hoffte, durch die Kinder die Eltern zu erreichen. Etliche glaubten; aber die Priester<br />

traten dazwischen, um das Werk Christi aufzuhalten, und die abergläubischen Landleute<br />

wurden aufgehetzt, sich ihm zu widersetzen. Das könne nicht das Evangelium Christi sein,<br />

betonten die Priester, wenn dessen Predigt keinen Frieden, sondern Krieg bringe. Gleich den<br />

ersten Jüngern floh Farel, wenn er in einer Stadt verfolgt wurde, in eine andere, wanderte<br />

von Dorf zu Dorf, von Stadt zu Stadt, ertrug Hunger, Kälte und Müdigkeit und war überall<br />

in Lebensgefahr. Er predigte auf Marktplätzen, in Kirchen, mitunter auf den Kanzeln der<br />

Kathedralen. Manchmal fand er die Kirche ohne Zuhörer; zuweilen wurde seine Predigt von<br />

Geschrei und Spott unterbrochen, ja, er wurde sogar gewaltsam von der Kanzel<br />

heruntergerissen. Mehr als einmal griff ihn der Pöbel an und schlug ihn fast tot. Dennoch<br />

drängte Farel vorwärts, wenn er auch oft zurückgeschlagen wurde. Mit unermüdlicher<br />

Ausdauer wandte er sich immer wieder dem Kampfe zu, und nach und nach sah er Dörfer<br />

und Städte, die zuvor Hochburgen des Papsttums gewesen waren, dem Evangelium ihre<br />

Tore öffnen.<br />

Das kleine Kirchspiel, in dem er mit seiner Arbeit begonnen hatte, nahm bald den<br />

reformierten Glauben an. Auch die Städte Murten und Neuenburg gaben die römischen<br />

Bräuche auf und entfernten die Bilder aus ihren Kirchen. Schon lange hatte Farel gewünscht,<br />

die protestantische Fahne in Genf aufzupflanzen. Könnte diese Stadt gewonnen werden, sie<br />

wäre der Mittelpunkt für die Reformation in Frankreich, in der Schweiz und in Italien. Mit<br />

diesem Ziel im Auge hatte er seine Arbeit fortgesetzt, bis viele der umliegenden Städte und<br />

Ortschaften gewonnen worden waren. Dann ging er mit einem einzigen Gefährten nach<br />

Genf. Aber nur zwei Predigten durfte er dort halten. Die Priester, die sich umsonst<br />

bemühten hatten, von den zivilen Behörden seine Verurteilung zu erlangen, beschieden ihn<br />

157

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!