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Der Protest_

Was geschieht nun also mit der Macht eines Gebieters, der seine Gefolgsleute mit dem Schwert dazu bringt, jeden Glauben auszuüben, den die Kirche vorschreibt, da er davon ausgeht, dass es der eine, wahre Glauben ist, nur weil ihn die Kirche vorschreibt? Auch dies ist entwurzelt und überworfen worden. Das Prinzip also, das so ruhig im Protest eingebettet lag, macht diese doppelte Tyrannei unbedeutend. Der Sitz des Pontifex und das Schwert des Kaisers danken ab und das Gewissen tritt an ihre Stelle. Der Protest jedoch belässt das Gewissen nicht allein bei seiner eigenen Gebieterin – das Gewissen ist kein Gesetz für sich selbst. Dies wäre eine anarchische Rebellion gegen Ihn, der ihr eigener Herr ist. Der Protest verkündet, dass die Bibel das Gesetz des Gewissens ist und dass Ihr Urheber der Herr allein ist. Somit steuert sie auf ihrem Kurs zwischen zwei sich gegenüberstehenden Gefahren, vermeidet hier die Anarchie und dort die Tyrannei, und so schreitet der Protestantismus voran, breitet vor den Augen der Nationen die Flagge wahrer Freiheit aus. Um diese Flagge mögen sich all diejenigen scharen, deren Verlangen es ist, frei zu sein.

Was geschieht nun also mit der Macht eines Gebieters, der seine Gefolgsleute mit dem Schwert dazu bringt, jeden Glauben auszuüben, den die Kirche vorschreibt, da er davon ausgeht, dass es der eine, wahre Glauben ist, nur weil ihn die Kirche vorschreibt? Auch dies ist entwurzelt und überworfen worden. Das Prinzip also, das so ruhig im Protest eingebettet lag, macht diese doppelte Tyrannei unbedeutend. Der Sitz des Pontifex und das Schwert des Kaisers danken ab und das Gewissen tritt an ihre Stelle. Der Protest jedoch belässt das Gewissen nicht allein bei seiner eigenen Gebieterin – das Gewissen ist kein Gesetz für sich selbst. Dies wäre eine anarchische Rebellion gegen Ihn, der ihr eigener Herr ist. Der Protest verkündet, dass die Bibel das Gesetz des Gewissens ist und dass Ihr Urheber der Herr allein ist. Somit steuert sie auf ihrem Kurs zwischen zwei sich gegenüberstehenden Gefahren, vermeidet hier die Anarchie und dort die Tyrannei, und so schreitet der Protestantismus voran, breitet vor den Augen der Nationen die Flagge wahrer Freiheit aus. Um diese Flagge mögen sich all diejenigen scharen, deren Verlangen es ist, frei zu sein.

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<strong>Der</strong> <strong>Protest</strong><br />

erfüllt von Begierde und blinder Wut. Sie wurden satanisch in ihrer Grausamkeit. In der<br />

Familie wie unter dem Volk, unter den höchsten wie unter den niedrigsten Klassen<br />

herrschten Argwohn, Neid, Haß, Streit, Empörung, Mord. Nirgends war Sicherheit zu<br />

finden. Freunde und Verwandte verrieten einander. Eltern erschlugen ihre Kinder und<br />

Kinder ihre Eltern. Die Führer des Volkes hatten nicht die Kraft sich selbst zu beherrschen.<br />

Ungezügelte Leidenschaften machten sie zu Tyrannen. Die Juden hatten ein falsches<br />

Zeugnis angenommen, um den unschuldigen Gottessohn zu verurteilen. Jetzt machten<br />

falsche Anklagen ihr eigenes Leben unsicher. Durch ihre Handlungen hatten sie lange genug<br />

zu erkennen gegeben: „Lasset den Heiligen Israels aufhören bei uns!“ Jesaja 30,11. Nun war<br />

ihr Wunsch erfüllt; Gottes Furcht beunruhigte sie nicht länger. Satan stand an der Spitze der<br />

Nation, und er beherrschte die höchste zivile und religiöse Obrigkeit.<br />

Die Führer der Gegenparteien vereinigten sich zeitweise, um ihre unglücklichen Opfer<br />

zu plündern und zu martern, und dann fielen sie übereinander her und mordeten ohne Gnade.<br />

Selbst die Heiligkeit des Tempels konnte ihre schreckliche Grausamkeit nicht zügeln. Die<br />

Anbetenden wurden vor dem Altar niedergemetzelt und das Heiligtum durch die Leichname<br />

der Erschlagenen verunreinigt. Dennoch erklärten die Anstifter dieses höllischen Werkes in<br />

ihrer blinden und gotteslästerlichen Vermessenheit öffentlich, daß sie nicht fürchteten,<br />

Jerusalem könnte zerstört werden; denn es sei Gottes eigene Stadt. Um ihre Macht zu<br />

stärken, bestachen sie falsche Propheten, die, selbst als die römischen Legionen bereits den<br />

Tempel belagerten, verkündigen mußten, daß das Volk der Befreiung durch Gott harren<br />

solle. Bis zum Ende hielt die Menge an dem Glauben fest, daß sich der Allerhöchste zur<br />

Vernichtung der Gegner ins Mittel legen werde. Israel aber hatte die göttliche Hilfe<br />

verschmäht und war nun den Feinden schutzlos preisgegeben. Unglückliches Jerusalem!<br />

Durch innere Zwistigkeiten zerrissen, die Straßen vom Blut seiner Söhne gefärbt, die sich<br />

gegenseitig erwürgten, während fremde Heere seine Festungswerke niederwarfen und seine<br />

Krieger erschlugen, so erfüllten sich buchstäblich alle Weissagungen Christi über die<br />

Zerstörung Jerusalems. Das jüdische Volk mußte die Wahrheit der Warnungsbotschaften<br />

Christi am eigenen Leibe erfahren: „Mit welcherlei Maß ihr messet, wird euch gemessen<br />

werden.“ Matthäus 7,2.<br />

Als Vorboten des Unglücks und Untergangs erschienen Zeichen und Wunder. Mitten in<br />

der Nacht schwebte ein unnatürliches Licht über Tempel und Altar. Die Abendwolken<br />

glichen in ihren Umrissen sich zum Kampfe sammelnden Kriegern und Streitwagen. Die<br />

nachts im Heiligtum dienenden Priester wurden durch geheimnisvolle Töne erschreckt; die<br />

Erde erbebte, und einen Chor von Stimmen hörte man sagen: „Lasset uns von hinnen<br />

gehen!“ Das große östliche Tor, das so schwer war, daß es von 20 Männern nur mit Mühe<br />

geschlossen werden konnte und dessen ungeheure eiserne Riegel tief in der Steinschwelle<br />

befestigt waren, tat sich um Mitternacht von selbst auf.<br />

Sieben Jahre lang ging ein Mann durch die Straßen Jerusalems und verkündigte den der<br />

Stadt drohenden Untergang. Tag und Nacht sang er das wilde Trauerlied: „Stimme von<br />

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