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Der Protest_

Was geschieht nun also mit der Macht eines Gebieters, der seine Gefolgsleute mit dem Schwert dazu bringt, jeden Glauben auszuüben, den die Kirche vorschreibt, da er davon ausgeht, dass es der eine, wahre Glauben ist, nur weil ihn die Kirche vorschreibt? Auch dies ist entwurzelt und überworfen worden. Das Prinzip also, das so ruhig im Protest eingebettet lag, macht diese doppelte Tyrannei unbedeutend. Der Sitz des Pontifex und das Schwert des Kaisers danken ab und das Gewissen tritt an ihre Stelle. Der Protest jedoch belässt das Gewissen nicht allein bei seiner eigenen Gebieterin – das Gewissen ist kein Gesetz für sich selbst. Dies wäre eine anarchische Rebellion gegen Ihn, der ihr eigener Herr ist. Der Protest verkündet, dass die Bibel das Gesetz des Gewissens ist und dass Ihr Urheber der Herr allein ist. Somit steuert sie auf ihrem Kurs zwischen zwei sich gegenüberstehenden Gefahren, vermeidet hier die Anarchie und dort die Tyrannei, und so schreitet der Protestantismus voran, breitet vor den Augen der Nationen die Flagge wahrer Freiheit aus. Um diese Flagge mögen sich all diejenigen scharen, deren Verlangen es ist, frei zu sein.

Was geschieht nun also mit der Macht eines Gebieters, der seine Gefolgsleute mit dem Schwert dazu bringt, jeden Glauben auszuüben, den die Kirche vorschreibt, da er davon ausgeht, dass es der eine, wahre Glauben ist, nur weil ihn die Kirche vorschreibt? Auch dies ist entwurzelt und überworfen worden. Das Prinzip also, das so ruhig im Protest eingebettet lag, macht diese doppelte Tyrannei unbedeutend. Der Sitz des Pontifex und das Schwert des Kaisers danken ab und das Gewissen tritt an ihre Stelle. Der Protest jedoch belässt das Gewissen nicht allein bei seiner eigenen Gebieterin – das Gewissen ist kein Gesetz für sich selbst. Dies wäre eine anarchische Rebellion gegen Ihn, der ihr eigener Herr ist. Der Protest verkündet, dass die Bibel das Gesetz des Gewissens ist und dass Ihr Urheber der Herr allein ist. Somit steuert sie auf ihrem Kurs zwischen zwei sich gegenüberstehenden Gefahren, vermeidet hier die Anarchie und dort die Tyrannei, und so schreitet der Protestantismus voran, breitet vor den Augen der Nationen die Flagge wahrer Freiheit aus. Um diese Flagge mögen sich all diejenigen scharen, deren Verlangen es ist, frei zu sein.

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<strong>Der</strong> <strong>Protest</strong><br />

<strong>Der</strong> Geist der Freiheit zog mit der Bibel in die Herzen der Menschen ein. Wo das<br />

Evangelium Aufnahme fand, wurden die Gemüter der Menschen belebt. Sie fingen an, die<br />

Fesseln, die sie als Sklaven der Unwissenheit, des Lasters und des Aberglaubens gehalten<br />

hatten, abzuschütteln und wie Männer zu denken und zu handeln. Die Herrscher sahen es<br />

und fürchteten für ihre unumschränkte Gewalt.<br />

Rom versäumte es nicht, ihre eifersüchtigen Befürchtungen zu nähren. <strong>Der</strong> Papst sagte<br />

im Jahre 1525 zu dem Regenten Frankreichs: „Diese Tollwut (der <strong>Protest</strong>antismus) wird<br />

nicht nur die Religion verwirren und verderben, sondern außerdem auch alle Fürsten- und<br />

Adelswürden, Gesetze, Orden und Rangunterschiede.“ Einige Jahre später warnte ein<br />

päpstlicher Gesandter den König: „Sire, täuschen Sie sich nicht, die <strong>Protest</strong>anten werden die<br />

bürgerliche wie die religiöse Ordnung untergraben ... <strong>Der</strong> Thron ist ebensosehr in Gefahr<br />

wie der Altar ... Die Einführung einer neuen Religion bringt notwendigerweise die einer<br />

neuen Regierung mit sich.“ Theologen machten sich das Vorurteil des Volkes zunutze,<br />

indem sie erklärten, daß die protestantische Lehre „die Leute zu Neuerungen und Torheiten<br />

verlocke, dem Könige die aufopfernde Liebe seiner Untertanen raube und Kirche und Staat<br />

verheere“. So gelang es Rom, Frankreich dahin zu bringen, daß es sich gegen die<br />

Reformation erhob. „Zur Erhaltung des Thrones, zur Bewahrung des Adels und zur<br />

Aufrechterhaltung der Gesetze wurde das Schwert der Verfolgung in Frankreich zuerst<br />

gezogen.“<br />

Die Herrscher jenes Landes waren weit davon entfernt, die Folgen dieser<br />

verhängnisvollen Politik vorauszusehen. Die Lehren der Heiligen Schrift hätten in die<br />

Gemüter und Herzen des Volkes jene Grundsätze der Gerechtigkeit, Mäßigkeit, Wahrheit,<br />

Gleichheit und Wohltätigkeit eingepflanzt, die die eigentliche Grundlage zu seiner<br />

Wohlfahrt sind. „Gerechtigkeit erhöhet ein Volk“; „durch Gerechtigkeit wird der Thron<br />

befestigt.“ Sprüche 14,34; Sprüche 16,12. „Und der Gerechtigkeit Frucht wird Friede sein“,<br />

ja „ewige Stille und Sicherheit“. Jesaja 32,17. Wer das göttliche Gesetz hält, wird auch aufs<br />

getreueste die Gesetze seines Landes achten und ihnen gehorchen. Wer Gott fürchtet, wird<br />

den König in der Ausübung aller gerechten und gesetzlichen Macht ehren. Aber das<br />

unglückliche Frankreich verbot die Heilige Schrift und verbannte deren Anhänger. Ein<br />

Jahrhundert nach dem andern mußten aufrichtige, unbescholtene Männer — Männer mit<br />

guten Grundsätzen, von geistigem Scharfblick und sittlicher Kraft, die den Mut hatten, ihrer<br />

Überzeugung treu zu bleiben, und den Glauben besaßen, für die Wahrheit leiden zu<br />

können — als Sklaven auf den Galeeren arbeiten, auf den Scheiterhaufen zugrunde gehen,<br />

in dumpfen Kerkerzellen vermodern, während sich Tausende und aber Tausende nur durch<br />

die Flucht den Verfolgungen entziehen konnten; und dies dauerte noch zweihundertfünfzig<br />

Jahre nach Beginn der Reformation fort.<br />

„Während jener langen Zeitspanne gab es unter den Franzosen wohl kaum ein<br />

Geschlecht, das nicht Zeuge gewesen wäre, wie Jünger des Evangeliums vor der<br />

wahnsinnigen Wut der Verfolger flohen und Bildung, Künste, Gewerbefleiß und<br />

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