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Der Protest_

Was geschieht nun also mit der Macht eines Gebieters, der seine Gefolgsleute mit dem Schwert dazu bringt, jeden Glauben auszuüben, den die Kirche vorschreibt, da er davon ausgeht, dass es der eine, wahre Glauben ist, nur weil ihn die Kirche vorschreibt? Auch dies ist entwurzelt und überworfen worden. Das Prinzip also, das so ruhig im Protest eingebettet lag, macht diese doppelte Tyrannei unbedeutend. Der Sitz des Pontifex und das Schwert des Kaisers danken ab und das Gewissen tritt an ihre Stelle. Der Protest jedoch belässt das Gewissen nicht allein bei seiner eigenen Gebieterin – das Gewissen ist kein Gesetz für sich selbst. Dies wäre eine anarchische Rebellion gegen Ihn, der ihr eigener Herr ist. Der Protest verkündet, dass die Bibel das Gesetz des Gewissens ist und dass Ihr Urheber der Herr allein ist. Somit steuert sie auf ihrem Kurs zwischen zwei sich gegenüberstehenden Gefahren, vermeidet hier die Anarchie und dort die Tyrannei, und so schreitet der Protestantismus voran, breitet vor den Augen der Nationen die Flagge wahrer Freiheit aus. Um diese Flagge mögen sich all diejenigen scharen, deren Verlangen es ist, frei zu sein.

Was geschieht nun also mit der Macht eines Gebieters, der seine Gefolgsleute mit dem Schwert dazu bringt, jeden Glauben auszuüben, den die Kirche vorschreibt, da er davon ausgeht, dass es der eine, wahre Glauben ist, nur weil ihn die Kirche vorschreibt? Auch dies ist entwurzelt und überworfen worden. Das Prinzip also, das so ruhig im Protest eingebettet lag, macht diese doppelte Tyrannei unbedeutend. Der Sitz des Pontifex und das Schwert des Kaisers danken ab und das Gewissen tritt an ihre Stelle. Der Protest jedoch belässt das Gewissen nicht allein bei seiner eigenen Gebieterin – das Gewissen ist kein Gesetz für sich selbst. Dies wäre eine anarchische Rebellion gegen Ihn, der ihr eigener Herr ist. Der Protest verkündet, dass die Bibel das Gesetz des Gewissens ist und dass Ihr Urheber der Herr allein ist. Somit steuert sie auf ihrem Kurs zwischen zwei sich gegenüberstehenden Gefahren, vermeidet hier die Anarchie und dort die Tyrannei, und so schreitet der Protestantismus voran, breitet vor den Augen der Nationen die Flagge wahrer Freiheit aus. Um diese Flagge mögen sich all diejenigen scharen, deren Verlangen es ist, frei zu sein.

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<strong>Der</strong> <strong>Protest</strong><br />

Farel war überzeugt, daß er in Calvin jemand gefunden hatte, der sich ihm bei dieser<br />

Aufgabe anschließen konnte. Im Namen Gottes beschwor er den jungen Prediger feierlich,<br />

in Genf zu bleiben und da zu arbeiten. Calvin erschrak sehr. Furchtsam und friedliebend,<br />

schreckte er zurück vor der Berührung mit dem kühnen, unabhängigen, ja sogar heftigen<br />

Geist der Genfer. Seine geschwächte Gesundheit und die Gewohnheit, zu studieren und zu<br />

forschen, veranlaßten ihn, die Zurückgezogenheit zu suchen. In der Meinung, der<br />

Reformation am besten durch seine Feder dienen zu können, wünschte er sich ein ruhiges<br />

Plätzchen zum Studium, um dort vermittels der Druckpresse die Gemeinden zu unterweisen<br />

und aufzubauen. Aber Farels feierliche Ermahnung kam zu ihm wie ein Ruf vom Himmel,<br />

und er wagte es nicht, sich zu widersetzen. Es schien ihm, wie er sagte, „als ob die Hand<br />

Gottes vom Himmel herab ausgereckt ihn ergriffen und unwiderruflich an den Ort gesetzt<br />

habe, den er so gern verlassen wollte“. Zu dieser Zeit umgaben die protestantische Sache<br />

große Gefahren. Die Bannflüche des Papstes donnerten gegen die Stadt Genf, und mächtige<br />

Nationen bedrohten sie mit Vernichtung. Wie sollte die kleine Stadt der gewaltigen<br />

Priestermacht widerstehen, die so oft Könige und Kaiser gezwungen hatte, sich zu<br />

unterwerfen? Wie könnte sie den Heeren der großen Eroberer der Welt standhalten?<br />

In der ganzen Christenheit drohten dem <strong>Protest</strong>antismus furchtbare Feinde. Als die<br />

ersten Siege der Reformation erfochten waren, sammelte Rom neue Kräfte in der Hoffnung,<br />

ihre Vernichtung zu vollführen. Um diese Zeit wurde der Jesuitenorden gestiftet. Von<br />

irdischen Banden und menschlichen Beziehungen abgeschnitten, den Ansprüchen<br />

natürlicher Neigungen abgestorben, die Vernunft und das Gewissen völlig zum Schweigen<br />

gebracht, kannten seine Mitglieder keine Herrschaft, keine Verbindung als nur die ihres<br />

Ordens und keine andere Pflicht als die, seine Macht auszudehnen. Das Evangelium Christi<br />

hatte seine Anhänger befähigt, ungeachtet der Kälte, des Hungers, der Mühe und Armut<br />

Gefahren zu begegnen und Leiden zu erdulden und das Banner der Wahrheit angesichts des<br />

Kerkers, der Folter und des Scheiterhaufens hochzuhalten. Um diese Männer zu bekämpfen,<br />

begeisterte das Jesuitentum seine Anhänger mit einem fanatischen Glaubenseifer, der ihnen<br />

die Möglichkeit gab, gleiche Gefahren zu erdulden und der Macht der Wahrheit alle Waffen<br />

der Täuschung gegenüberzustellen.<br />

Durch ein Gelübde an ständige Armut und Niedrigkeit gebunden, richtete sich ihr<br />

Streben darauf, Reichtum und Macht zu erlangen, um beides zum Sturz des <strong>Protest</strong>antismus<br />

und zur Wiederherstellung der päpstlichen Oberherrschaft zu verwenden. Als Mitglieder<br />

ihres Ordens erschienen sie unter dem Deckmantel der Heiligkeit, besuchten Gefängnisse<br />

und Krankenhäuser, halfen den Kranken und Armen, gaben vor, der Welt entsagt zu haben<br />

und trugen den heiligen Namen Jesu, der umhergegangen war, Gutes zu tun. Aber unter<br />

diesem tadellosen Äußeren wurden oft die gewissenlosesten und tödlichsten Absichten<br />

verborgen. Es war ein Hauptgrundsatz des Ordens, daß der Zweck die Mittel heilige. Durch<br />

diese Regel wurden Lüge, Diebstahl, Meineid, Meuchelmord nicht nur verzeihlich, sondern<br />

sogar lobenswert, wenn sie dem Interesse der Kirche dienten. Unter den verschiedensten<br />

Masken bahnten sich die Jesuiten ihren Weg zu Staatsämtern, arbeiteten sich zu Ratgebern<br />

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