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Der Protest_

Was geschieht nun also mit der Macht eines Gebieters, der seine Gefolgsleute mit dem Schwert dazu bringt, jeden Glauben auszuüben, den die Kirche vorschreibt, da er davon ausgeht, dass es der eine, wahre Glauben ist, nur weil ihn die Kirche vorschreibt? Auch dies ist entwurzelt und überworfen worden. Das Prinzip also, das so ruhig im Protest eingebettet lag, macht diese doppelte Tyrannei unbedeutend. Der Sitz des Pontifex und das Schwert des Kaisers danken ab und das Gewissen tritt an ihre Stelle. Der Protest jedoch belässt das Gewissen nicht allein bei seiner eigenen Gebieterin – das Gewissen ist kein Gesetz für sich selbst. Dies wäre eine anarchische Rebellion gegen Ihn, der ihr eigener Herr ist. Der Protest verkündet, dass die Bibel das Gesetz des Gewissens ist und dass Ihr Urheber der Herr allein ist. Somit steuert sie auf ihrem Kurs zwischen zwei sich gegenüberstehenden Gefahren, vermeidet hier die Anarchie und dort die Tyrannei, und so schreitet der Protestantismus voran, breitet vor den Augen der Nationen die Flagge wahrer Freiheit aus. Um diese Flagge mögen sich all diejenigen scharen, deren Verlangen es ist, frei zu sein.

Was geschieht nun also mit der Macht eines Gebieters, der seine Gefolgsleute mit dem Schwert dazu bringt, jeden Glauben auszuüben, den die Kirche vorschreibt, da er davon ausgeht, dass es der eine, wahre Glauben ist, nur weil ihn die Kirche vorschreibt? Auch dies ist entwurzelt und überworfen worden. Das Prinzip also, das so ruhig im Protest eingebettet lag, macht diese doppelte Tyrannei unbedeutend. Der Sitz des Pontifex und das Schwert des Kaisers danken ab und das Gewissen tritt an ihre Stelle. Der Protest jedoch belässt das Gewissen nicht allein bei seiner eigenen Gebieterin – das Gewissen ist kein Gesetz für sich selbst. Dies wäre eine anarchische Rebellion gegen Ihn, der ihr eigener Herr ist. Der Protest verkündet, dass die Bibel das Gesetz des Gewissens ist und dass Ihr Urheber der Herr allein ist. Somit steuert sie auf ihrem Kurs zwischen zwei sich gegenüberstehenden Gefahren, vermeidet hier die Anarchie und dort die Tyrannei, und so schreitet der Protestantismus voran, breitet vor den Augen der Nationen die Flagge wahrer Freiheit aus. Um diese Flagge mögen sich all diejenigen scharen, deren Verlangen es ist, frei zu sein.

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<strong>Der</strong> <strong>Protest</strong><br />

tugendhaftes Leben und durch die Beachtung der religiösen Verordnungen erlangt werden<br />

konnte.<br />

Als Charles Wesley einst erkrankte und seinen Tod erwartete, wurde er gefragt, worauf<br />

er seine Hoffnung auf ein ewiges Leben stütze. Seine Antwort lautete: „Ich habe mich nach<br />

Kräften bemüht, Gott zu dienen.“ Als der Freund, der ihm die Frage gestellt hatte, mit seiner<br />

Antwort nicht völlig zufrieden zu sein schien, dachte Wesley: „Sind meine Bemühungen<br />

nicht ein genügender Grund der Hoffnung? Würde er mir diese rauben, so hätte ich nichts<br />

anderes, worauf ich vertrauen könnte.“ <strong>Der</strong>art dicht war die Finsternis, die sich auf die<br />

Kirche gesenkt hatte, welche die Versöhnung verbarg, Christus seiner Ehre beraubte, und<br />

den Geist der Menschen von der einzigen Hoffnung auf die Seligkeit, dem Blute des<br />

gekreuzigten Erlöser, abwandte.<br />

Wesley und seine Mitarbeiter kamen zu der Einsicht, daß die wahre Religion im Herzen<br />

wohnt, und daß sich das Gesetz Gottes sowohl auf die Gedanken als auch auf die Worte und<br />

Handlungen erstreckt. Von der Notwendigkeit eines heiligen Herzens und eines rechten<br />

Wandels überzeugt, trachteten sie jetzt ernstlich nach einem neuen Leben. Durch Fleiß und<br />

Gebet versuchten sie, das Böse ihres natürlichen Herzens zu überwinden. Sie lebten ein<br />

Leben der Selbstverleugnung, Liebe und Demut und beachteten streng und genau jede<br />

Maßregel, die ihnen zur Erfüllung ihres größten Wunsches — jene Heiligkeit zu erlangen,<br />

welche die Huld Gottes verschaffen kann — dienlich schien. Aber sie erreichten das<br />

vorgesteckte Ziel nicht. Vergebens waren ihre Bemühungen, sich von der Verdammnis der<br />

Sünde zu befreien oder deren Macht zu brechen. Es war das gleiche Ringen, das auch<br />

Luther in seiner Zelle in Erfurt durchzustehen hatte, es war die gleiche Frage, die auch seine<br />

Seele gemartert hatte: „Wie mag ein Mensch gerecht sein bei Gott?“ Hiob 9,2 (Parallelbibel).<br />

Das auf den Altären des <strong>Protest</strong>antismus nahezu ausgelöschte Feuer der göttlichen<br />

Wahrheit sollte von der alten Fackel, die die böhmischen Christen brennend erhalten hatten,<br />

wieder angezündet werden. Nach der Reformation war der <strong>Protest</strong>antismus in Böhmen von<br />

den römischen Horden niedergetreten worden. Alle, die der Wahrheit nicht entsagen wollten,<br />

wurden zur Flucht gezwungen.Etliche von diesen fanden eine Zuflucht in Sachsen, wo sie<br />

den alten Glauben aufrechterhielten. Über die Nachkommen dieser Christen gelangte das<br />

Licht zu Wesley und seinen Gefährten.<br />

Nachdem John und Charles Wesley zum Predigtamt eingesegnet worden waren, wurden<br />

sie mit einem Missionsauftrag nach Amerika gesandt. An Bord des Schiffes befand sich eine<br />

Gesellschaft mährischer Brüder. Während der Überfahrt gab es heftige Stürme und als John<br />

Wesley den Tod vor Augen sah, fühlte er, daß er nicht die Gewißheit des Friedens mit Gott<br />

hatte. Die mährischen Brüder hingegen bekundeten eine Ruhe und ein Vertrauen, die ihm<br />

fremd waren.<br />

Er sagte: „Ich hatte lange zuvor den großen Ernst in ihrem Benehmen beobachtet. Sie<br />

hatten beständig ihre Demut an den Tag gelegt, indem sie für die andern Reisenden niedrige<br />

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