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Der Protest_

Was geschieht nun also mit der Macht eines Gebieters, der seine Gefolgsleute mit dem Schwert dazu bringt, jeden Glauben auszuüben, den die Kirche vorschreibt, da er davon ausgeht, dass es der eine, wahre Glauben ist, nur weil ihn die Kirche vorschreibt? Auch dies ist entwurzelt und überworfen worden. Das Prinzip also, das so ruhig im Protest eingebettet lag, macht diese doppelte Tyrannei unbedeutend. Der Sitz des Pontifex und das Schwert des Kaisers danken ab und das Gewissen tritt an ihre Stelle. Der Protest jedoch belässt das Gewissen nicht allein bei seiner eigenen Gebieterin – das Gewissen ist kein Gesetz für sich selbst. Dies wäre eine anarchische Rebellion gegen Ihn, der ihr eigener Herr ist. Der Protest verkündet, dass die Bibel das Gesetz des Gewissens ist und dass Ihr Urheber der Herr allein ist. Somit steuert sie auf ihrem Kurs zwischen zwei sich gegenüberstehenden Gefahren, vermeidet hier die Anarchie und dort die Tyrannei, und so schreitet der Protestantismus voran, breitet vor den Augen der Nationen die Flagge wahrer Freiheit aus. Um diese Flagge mögen sich all diejenigen scharen, deren Verlangen es ist, frei zu sein.

Was geschieht nun also mit der Macht eines Gebieters, der seine Gefolgsleute mit dem Schwert dazu bringt, jeden Glauben auszuüben, den die Kirche vorschreibt, da er davon ausgeht, dass es der eine, wahre Glauben ist, nur weil ihn die Kirche vorschreibt? Auch dies ist entwurzelt und überworfen worden. Das Prinzip also, das so ruhig im Protest eingebettet lag, macht diese doppelte Tyrannei unbedeutend. Der Sitz des Pontifex und das Schwert des Kaisers danken ab und das Gewissen tritt an ihre Stelle. Der Protest jedoch belässt das Gewissen nicht allein bei seiner eigenen Gebieterin – das Gewissen ist kein Gesetz für sich selbst. Dies wäre eine anarchische Rebellion gegen Ihn, der ihr eigener Herr ist. Der Protest verkündet, dass die Bibel das Gesetz des Gewissens ist und dass Ihr Urheber der Herr allein ist. Somit steuert sie auf ihrem Kurs zwischen zwei sich gegenüberstehenden Gefahren, vermeidet hier die Anarchie und dort die Tyrannei, und so schreitet der Protestantismus voran, breitet vor den Augen der Nationen die Flagge wahrer Freiheit aus. Um diese Flagge mögen sich all diejenigen scharen, deren Verlangen es ist, frei zu sein.

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<strong>Der</strong> <strong>Protest</strong><br />

jetzt vor einen Kirchenrat, zu dem sie sich mit unter den Kleidern verborgenen Waffen<br />

begaben, entschlossen, ihn zu töten. Vor der Halle sammelte sich eine wütende Menge mit<br />

Knütteln und Schwertern, um ihn umzubringen, falls es ihm gelingen sollte, dem Rat zu<br />

entrinnen. Die Anwesenheit weltlicher Beamter und eine bewaffnete Macht retteten ihn<br />

jedoch. Früh am nächsten Morgen wurde er mit seinem Gefährten über den See an einen<br />

sicheren Ort gebracht. So endete dieser Versuch, Genf das Evangelium zu verkündigen.<br />

Für den nächsten Versuch wurde ein einfacheres Werkzeug erwählt — ein junger Mann<br />

von so bescheidenem Aussehen, daß ihn sogar die offenherzigen Freunde der Reformation<br />

kalt behandelten. Was konnte ein solcher auch da tun, wo Farel verworfen worden war? Wie<br />

konnte einer, der wenig Mut und Erfahrung besaß, dem Sturm widerstehen, der die<br />

Stärksten und Tapfersten zur Flucht gezwungen hatte? „Es soll nicht durch Heer oder Kraft,<br />

sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der Herr Zebaoth.“ Sacharja 4,6. „Was<br />

töricht ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, daß er die Weisen zu Schanden mache“, „denn<br />

die göttliche Torheit ist weiser, als die Menschen sind; und die göttliche Schwachheit ist<br />

stärker, als die Menschen sind.“ 1.Korinther 1,27.25.<br />

Froment begann seine Aufgabe als Schulmeister. Die Wahrheiten, die er die Kinder in<br />

der Schule lehrte, wiederholten diese zu Hause; bald kamen die Eltern, um den<br />

Bibelerklärungen zu lauschen, und das Schulzimmer füllte sich mit aufmerksamen Zuhörern.<br />

Neue Testamente und kleinere Schriften wurden reichlich verteilt und erreichten viele<br />

Menschen, die es nicht wagten, offen zu kommen, um die neuen Lehren zu hören. Bald<br />

wurde auch dieser Prediger des Wortes Gottes zur Flucht gezwungen; aber die Wahrheiten,<br />

die er gelehrt hatte, waren in die Herzen des Volkes gedrungen. Die Reformation war<br />

gepflanzt worden, sie wurde stärker und dehnte sich aus. Die Prediger kehrten zurück, und<br />

durch ihre Arbeit wurde schließlich der protestantische Gottesdienst in Genf eingeführt.<br />

Die Stadt hatte sich bereits zur Reformation bekannt als Calvin nach verschiedenen<br />

Wanderungen und Wechselfällen ihre Tore betrat. Von einem letzten Besuch seines<br />

Geburtsortes zurückkehrend, befand er sich auf dem Wege nach Basel; doch da er die<br />

direkte Straße von den Truppen Karls V. besetzt fand, sah er sich gezwungen, den Umweg<br />

über Genf zu nehmen. In diesem Besuch erkannte Farel die Hand Gottes. Obgleich Genf den<br />

reformierten Glauben angenommen hatte, blieb dort noch immer eine große Aufgabe zu<br />

erfüllen. Nicht als Gemeinschaften, sondern als Einzelwesen müssen Menschen zu Gott<br />

bekehrt werden; das Werk der Wiedergeburt muß im Herzen und Gewissen durch die Kraft<br />

des Heiligen Geistes und nicht durch Konzilienbeschlüsse bewirkt werden. Während die<br />

Genfer wohl die Botmäßigkeit Roms abgeschüttelt hatten, waren sie jedoch noch nicht<br />

bereit, die Laster zu fliehen, welche unter Roms Herrschaft gediehen waren. Hier die reinen<br />

Grundsätze des Evangeliums einzuführen und dies Volk zuzubereiten, würdig die Stellung<br />

auszufüllen, zu der die Vorsehung es berufen zu haben schien, das war keine leichte<br />

Aufgabe.<br />

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