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Der Protest_

Was geschieht nun also mit der Macht eines Gebieters, der seine Gefolgsleute mit dem Schwert dazu bringt, jeden Glauben auszuüben, den die Kirche vorschreibt, da er davon ausgeht, dass es der eine, wahre Glauben ist, nur weil ihn die Kirche vorschreibt? Auch dies ist entwurzelt und überworfen worden. Das Prinzip also, das so ruhig im Protest eingebettet lag, macht diese doppelte Tyrannei unbedeutend. Der Sitz des Pontifex und das Schwert des Kaisers danken ab und das Gewissen tritt an ihre Stelle. Der Protest jedoch belässt das Gewissen nicht allein bei seiner eigenen Gebieterin – das Gewissen ist kein Gesetz für sich selbst. Dies wäre eine anarchische Rebellion gegen Ihn, der ihr eigener Herr ist. Der Protest verkündet, dass die Bibel das Gesetz des Gewissens ist und dass Ihr Urheber der Herr allein ist. Somit steuert sie auf ihrem Kurs zwischen zwei sich gegenüberstehenden Gefahren, vermeidet hier die Anarchie und dort die Tyrannei, und so schreitet der Protestantismus voran, breitet vor den Augen der Nationen die Flagge wahrer Freiheit aus. Um diese Flagge mögen sich all diejenigen scharen, deren Verlangen es ist, frei zu sein.

Was geschieht nun also mit der Macht eines Gebieters, der seine Gefolgsleute mit dem Schwert dazu bringt, jeden Glauben auszuüben, den die Kirche vorschreibt, da er davon ausgeht, dass es der eine, wahre Glauben ist, nur weil ihn die Kirche vorschreibt? Auch dies ist entwurzelt und überworfen worden. Das Prinzip also, das so ruhig im Protest eingebettet lag, macht diese doppelte Tyrannei unbedeutend. Der Sitz des Pontifex und das Schwert des Kaisers danken ab und das Gewissen tritt an ihre Stelle. Der Protest jedoch belässt das Gewissen nicht allein bei seiner eigenen Gebieterin – das Gewissen ist kein Gesetz für sich selbst. Dies wäre eine anarchische Rebellion gegen Ihn, der ihr eigener Herr ist. Der Protest verkündet, dass die Bibel das Gesetz des Gewissens ist und dass Ihr Urheber der Herr allein ist. Somit steuert sie auf ihrem Kurs zwischen zwei sich gegenüberstehenden Gefahren, vermeidet hier die Anarchie und dort die Tyrannei, und so schreitet der Protestantismus voran, breitet vor den Augen der Nationen die Flagge wahrer Freiheit aus. Um diese Flagge mögen sich all diejenigen scharen, deren Verlangen es ist, frei zu sein.

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<strong>Der</strong> <strong>Protest</strong><br />

Kapitel 5- Champion der Wahrheit<br />

Vor der Reformation waren zeitweise nur wenige Exemplare der Bibel vorhanden, aber<br />

Gott hatte sein Wort nicht völlig untergehen lassen. Seine Wahrheiten sollten nicht für<br />

immer verborgen bleiben. Er konnte ebenso leicht das Wort des Lebens entketten wie<br />

Gefängnistüren öffnen und eiserne Tore entriegeln, um seine Diener zu befreien. In den<br />

verschiedenen Ländern Europas wurden Menschen vom Geist Gottes angetrieben, nach der<br />

Wahrheit wie nach verborgenen Schätzen zu suchen. Durch die Vorsehung zur Heiligen<br />

Schrift geführt, erforschten sie diese mit größtem Eifer. Sie waren willig, das Licht<br />

anzunehmen, koste es, was es wolle. Konnten sie auch nicht alles deutlich wahrnehmen, so<br />

wurden sie doch befähigt, manche lange Zeit begrabene Wahrheit zu erkennen. Als vom<br />

Himmel gesandte Boten gingen sie hinaus, zerbrachen die Ketten des Aberglaubens und des<br />

Irrtums und forderten Menschen auf, die lange Sklaven gewesen waren, sich zu erheben und<br />

ihre Freiheit zu behaupten.<br />

Das Wort Gottes war, ausgenommen bei den Waldensern, jahrhundertelang durch die<br />

Sprachen, die nur den Gelehrten verständlich waren, versiegelt geblieben; doch die Zeit kam,<br />

da es übersetzt und den Völkern verschiedener Länder in ihrer Muttersprache in die Hand<br />

gegeben werden sollte. Die Welt hatte ihre Mitternachtszeit überschritten. Die Stunden der<br />

Finsternis schwanden dahin, und in vielen Ländern erschienen Anzeichen der anbrechenden<br />

Morgendämmerung. Im 14.Jahrhundert ging in England der „Morgenstern der<br />

Reformation“ auf. John Wiklif war der Herold der Erneuerung nicht allein für England,<br />

sondern für die ganze Christenheit. <strong>Der</strong> mächtige <strong>Protest</strong> gegen Rom, den er einleiten durfte,<br />

konnte nicht mehr zum Schweigen gebracht werden, sondern er sollte den Kampf eröffnen,<br />

der zur Befreiung des Einzelnen, zur Befreiung der Gemeinden und der Völker führte.<br />

Wiklif erhielt eine gute Erziehung. Für ihn galt die Furcht des Herrn als der Weisheit<br />

Anfang. Er war auf der Universität seiner inbrünstigen Frömmigkeit, seiner hervorragenden<br />

Talente und seiner gründlichen Gelehrsamkeit wegen bekannt. In seinem Wissensdrang<br />

suchte er jeden Zweig der Wissenschaft kennenzulernen. Er wurde mit den Gedanken der<br />

Scholastik, mit den Glaubensvorschriften der Kirche und den bürgerlichen Gesetzen,<br />

besonders denen seines eigenen Landes, vertraut gemacht. In seiner späteren Arbeit trat der<br />

Wert seiner genossenen Schulung klar zutage. Seine gründliche Kenntnis der spekulativen<br />

Philosophie seiner Zeit befähigte ihn, deren Irrtümer bloßzustellen, und durch seine Studien<br />

der Landesund Kirchenrechte war er vorbereitet, sich an dem großen Kampf um die<br />

bürgerliche und religiöse Freiheit zu beteiligen. Während er die dem Wort Gottes<br />

entnommenen Waffen zu führen verstand, hatte er sich auch die Geisteswelt der Schulen<br />

erarbeitet und war mit der Kampfesweise der Gelehrten vertraut. Dank seiner natürlichen<br />

Anlagen und dem Umfang und der Gründlichkeit seines Wissens erwarb er sich die Achtung<br />

von Freund und Feind. Wiklifs Anhänger sahen mit Genugtuung, daß er unter den<br />

tonangebenden Geistern der Nation einen führenden Platz einnahm, und seinen Feinden war<br />

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