12.04.2023 Aufrufe

Der Protest_

Was geschieht nun also mit der Macht eines Gebieters, der seine Gefolgsleute mit dem Schwert dazu bringt, jeden Glauben auszuüben, den die Kirche vorschreibt, da er davon ausgeht, dass es der eine, wahre Glauben ist, nur weil ihn die Kirche vorschreibt? Auch dies ist entwurzelt und überworfen worden. Das Prinzip also, das so ruhig im Protest eingebettet lag, macht diese doppelte Tyrannei unbedeutend. Der Sitz des Pontifex und das Schwert des Kaisers danken ab und das Gewissen tritt an ihre Stelle. Der Protest jedoch belässt das Gewissen nicht allein bei seiner eigenen Gebieterin – das Gewissen ist kein Gesetz für sich selbst. Dies wäre eine anarchische Rebellion gegen Ihn, der ihr eigener Herr ist. Der Protest verkündet, dass die Bibel das Gesetz des Gewissens ist und dass Ihr Urheber der Herr allein ist. Somit steuert sie auf ihrem Kurs zwischen zwei sich gegenüberstehenden Gefahren, vermeidet hier die Anarchie und dort die Tyrannei, und so schreitet der Protestantismus voran, breitet vor den Augen der Nationen die Flagge wahrer Freiheit aus. Um diese Flagge mögen sich all diejenigen scharen, deren Verlangen es ist, frei zu sein.

Was geschieht nun also mit der Macht eines Gebieters, der seine Gefolgsleute mit dem Schwert dazu bringt, jeden Glauben auszuüben, den die Kirche vorschreibt, da er davon ausgeht, dass es der eine, wahre Glauben ist, nur weil ihn die Kirche vorschreibt? Auch dies ist entwurzelt und überworfen worden. Das Prinzip also, das so ruhig im Protest eingebettet lag, macht diese doppelte Tyrannei unbedeutend. Der Sitz des Pontifex und das Schwert des Kaisers danken ab und das Gewissen tritt an ihre Stelle. Der Protest jedoch belässt das Gewissen nicht allein bei seiner eigenen Gebieterin – das Gewissen ist kein Gesetz für sich selbst. Dies wäre eine anarchische Rebellion gegen Ihn, der ihr eigener Herr ist. Der Protest verkündet, dass die Bibel das Gesetz des Gewissens ist und dass Ihr Urheber der Herr allein ist. Somit steuert sie auf ihrem Kurs zwischen zwei sich gegenüberstehenden Gefahren, vermeidet hier die Anarchie und dort die Tyrannei, und so schreitet der Protestantismus voran, breitet vor den Augen der Nationen die Flagge wahrer Freiheit aus. Um diese Flagge mögen sich all diejenigen scharen, deren Verlangen es ist, frei zu sein.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Der</strong> <strong>Protest</strong><br />

und des tätigen Lebens, um den Geist zu erweitern und den Verstand zu schärfen. Aus ihren<br />

Schulen in den Bergen wurden etliche Jünglinge auf Erziehungsanstalten in Frankreich oder<br />

Italien gesandt, wo sie ein ausgedehnteres Feld zum Studieren, Denken und Beobachten<br />

haben konnten als in ihren heimatlichen Alpen. Die auf diese Weise hinausgesandten<br />

Jünglinge waren Versuchungen ausgesetzt; sie sahen Laster und begegneten Satans<br />

verschlagenen Dienern, die ihnen die verfänglichsten Irrlehren und die gefährlichsten<br />

Täuschungen aufzudrängen suchten. Aber ihre Erziehung von Kind auf war dazu angelegt,<br />

sie auf alle diese Gefahren vorzubereiten.<br />

In den Schulen, die sie besuchten, sollten sie niemanden zum Vertrauten machen. Ihre<br />

Kleider waren so zugeschnitten, daß sie ihren größten Schatz — die wertvollen Abschriften<br />

der Heiligen Schrift — darin verbergen konnten. Diese Handschriften, die Frucht monateund<br />

jahrelanger harter Arbeit, führten sie mit sich, und wenn es ihnen, ohne Verdacht zu<br />

erregen, möglich war, boten sie diese denen an, deren Herzen für die Wahrheit empfänglich<br />

zu sein schienen. Von klein auf waren die waldensischen Jünglinge mit diesem Ziel vor<br />

Augen erzogen worden; sie verstanden ihr Werk und führten es gewissenhaft aus. Viele<br />

wurde in diesen Lehranstalten zum wahren Glauben bekehrt, ja, häufig durchdrangen dessen<br />

Grundsätze die ganze Schule, und doch konnten die päpstlichen Leiter trotz sorgfältigen<br />

Nachforschens der sogenannten verderblichen Ketzerei nicht auf den Grund kommen. <strong>Der</strong><br />

Geist Christi offenbart sich als ein Missionsgeist. Das erneuerte Herz drängt zu allererst<br />

dahin, andere Menschen zum Heiland zu bringen. <strong>Der</strong>art war auch der Geist der Waldemser.<br />

Sie fühlten, daß Gott mehr von ihnen verlangte, als nur die Wahrheit in ihrer Lauterkeit<br />

unter den eigenen Gemeinden zu erhalten; daß auf ihnen die feierliche Verpflichtung ruhte,<br />

ihr Licht denen leuchten zu lassen, die in der Finsternis waren, und durch die gewaltige<br />

Macht des Wortes suchten sie die Knechtschaft, die Rom auferlegt hatte, zu sprengen. Die<br />

Prediger der Waldenser wurden als Missionare ausgebildet, und jeder, der ins Predigtamt<br />

eintreten wollte, mußte zuerst Erfahrungen als Evangelist sammeln — mußte drei Jahre lang<br />

in dem einen oder anderen Missionsfeld wirken, ehe er als Leiter einer Gemeinde in der<br />

Heimat eingesetzt wurde. Dieser Dienst, der von vornherein Selbstverleugnung und Opfer<br />

forderte, war eine geeignete Einführung in die Erfahrungen eines Predigers in jenen Zeiten,<br />

welche die Menschenherzen auf die Probe stellten. Die jungen Menschen, die zum heiligen<br />

Amt eingesegnet wurden, hatten keineswegs irdische Reichtümer und Ehren in Aussicht,<br />

sondern sahen einem Leben voller Mühen und Gefahren und möglicherweise dem<br />

Märtyrertod entgegen. Die Sendboten gingen zu zweien hinaus, wie Jesus einst seine Jünger<br />

ausgesandt hatte. Jeden Jüngling beglei tete gewöhnlich ein erfahrener Alter, der dem<br />

Jüngeren als Führer diente und für dessen Ausbildung er verantwortlich war. Seinen<br />

Anweisungen mußte jener folgen. Diese Mitarbeiter waren nicht immer beisammen, trafen<br />

sich aber oft, um zu beten und zu beraten. Auf diese Weise stärkten sie sich gegenseitig im<br />

Glauben.<br />

43

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!