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Der Protest_

Was geschieht nun also mit der Macht eines Gebieters, der seine Gefolgsleute mit dem Schwert dazu bringt, jeden Glauben auszuüben, den die Kirche vorschreibt, da er davon ausgeht, dass es der eine, wahre Glauben ist, nur weil ihn die Kirche vorschreibt? Auch dies ist entwurzelt und überworfen worden. Das Prinzip also, das so ruhig im Protest eingebettet lag, macht diese doppelte Tyrannei unbedeutend. Der Sitz des Pontifex und das Schwert des Kaisers danken ab und das Gewissen tritt an ihre Stelle. Der Protest jedoch belässt das Gewissen nicht allein bei seiner eigenen Gebieterin – das Gewissen ist kein Gesetz für sich selbst. Dies wäre eine anarchische Rebellion gegen Ihn, der ihr eigener Herr ist. Der Protest verkündet, dass die Bibel das Gesetz des Gewissens ist und dass Ihr Urheber der Herr allein ist. Somit steuert sie auf ihrem Kurs zwischen zwei sich gegenüberstehenden Gefahren, vermeidet hier die Anarchie und dort die Tyrannei, und so schreitet der Protestantismus voran, breitet vor den Augen der Nationen die Flagge wahrer Freiheit aus. Um diese Flagge mögen sich all diejenigen scharen, deren Verlangen es ist, frei zu sein.

Was geschieht nun also mit der Macht eines Gebieters, der seine Gefolgsleute mit dem Schwert dazu bringt, jeden Glauben auszuüben, den die Kirche vorschreibt, da er davon ausgeht, dass es der eine, wahre Glauben ist, nur weil ihn die Kirche vorschreibt? Auch dies ist entwurzelt und überworfen worden. Das Prinzip also, das so ruhig im Protest eingebettet lag, macht diese doppelte Tyrannei unbedeutend. Der Sitz des Pontifex und das Schwert des Kaisers danken ab und das Gewissen tritt an ihre Stelle. Der Protest jedoch belässt das Gewissen nicht allein bei seiner eigenen Gebieterin – das Gewissen ist kein Gesetz für sich selbst. Dies wäre eine anarchische Rebellion gegen Ihn, der ihr eigener Herr ist. Der Protest verkündet, dass die Bibel das Gesetz des Gewissens ist und dass Ihr Urheber der Herr allein ist. Somit steuert sie auf ihrem Kurs zwischen zwei sich gegenüberstehenden Gefahren, vermeidet hier die Anarchie und dort die Tyrannei, und so schreitet der Protestantismus voran, breitet vor den Augen der Nationen die Flagge wahrer Freiheit aus. Um diese Flagge mögen sich all diejenigen scharen, deren Verlangen es ist, frei zu sein.

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<strong>Der</strong> <strong>Protest</strong><br />

Kapitel 1- Weltgeschichte Vorausgesagt<br />

Vom Gipfel des Ölberges herab schaute Jesus auf Jerusalem. Lieblich und friedvoll<br />

breitete sich die Landschaft vor ihm aus. Es war die Zeit des Passahfestes, und aus allen<br />

Ländern hatten sich die Kinder Jakobs versammelt, um dies große Nationalfest zu feiern.<br />

Inmitten von Gärten, Weinbergen und grünen, mit Zelten der Pilger übersäten Abhängen<br />

erhoben sich die terrassenförmig abgestuften Hügel, die stattlichen Paläste und massiven<br />

Bollwerke der Hauptstadt Israels. Die Tochter Zion schien in ihrem Stolz zu sagen: „Ich<br />

sitze als Königin ..., und Leid werde ich nicht sehen.“ Offenbarung 8,7. Sie war so anmutig<br />

und wähnte sich der Gunst des Himmels sicher wie ehedem, als der königliche Sänger<br />

ausrief: „Schön ragt, empor der Berg Zion, des sich das ganze Land tröstet; ... die Stadt des<br />

großen Königs.“ Psalm 48,3. Unmittelbar vor ihm lagen die prächtigen Gebäude des<br />

Tempels. Die Strahlen der sinkenden Sonne ließen das schneeige Eis seiner marmornen<br />

Mauern aufblitzen und leuchteten von dem goldenen Tor, dem Turm und der Zinne wider.<br />

In vollendeter Schönheit stand Zion da, der Stolz der jüdischen Nation. Welches Kind<br />

Israels konnte dieses Bild ohne Freude und Bewunderung betrachten! Doch Jesus dachte an<br />

etwas ganz anderes. „Als er nahe hinzukam, sah er die Stadt an und weinte über sie.“ Lukas<br />

19,41.<br />

In der allgemeinen Freude des triumphierenden Einzuges, während Palmzweige ihm<br />

entgegenwehten, fröhliche Hosiannarufe von den Hügeln widerhallten und Tausende von<br />

Stimmen ihn zum König ausriefen, überwältigte den Welterlöser ein plötzlicher und<br />

geheimnisvoller Schmerz. <strong>Der</strong> Sohn Gottes, der Verheißene Israels, dessen Macht den Tod<br />

besiegt und seine Gefangenen aus den Gräbern hervorgerufen hatte, weinte — keine Tränen<br />

gewöhnlichen Wehs, sondern Tränen eines unaussprechlichen, seelischen Schmerzes.<br />

Christi Tränen flossen nicht um seinetwillen, obgleich er genau wußte, wohin sein Weg<br />

ihn führte. Vor ihm lag Gethsemane, der Schauplatz seines bevorstehenden Leidens. Das<br />

Schaftor, durch das seit Jahrhunderten die Schlachtopfer geführt worden waren, und das sich<br />

auch vor ihm auftun sollte, wenn er wie ein Lamm zur Schlachtbank geführt würde, war<br />

ebenfalls zu sehen. Jesaja 53,7. Nicht weit davon lag Golgatha, die Stätte der Kreuzigung.<br />

Auf den Pfad, den er bald zu betreten hatte, mußten die Schatten tiefer Finsternis fallen, da<br />

Christus seine Seele zu einem Sühnopfer für die Sünde geben sollte. Doch es war nicht der<br />

Anblick dieser Schauplätze, der in dieser Stunde allgemeiner Fröhlichkeit Schatten auf ihn<br />

warf. Keinerlei Ahnungen von seiner eigenen übermenschlichen Angst trübten das<br />

selbstlose Gemüt. Er beweinte das Los der Tausende in Jerusalem, die Blindheit und<br />

Unbußfertigkeit derer, die zu segnen und zu retten er gekommen war.<br />

„Wenn doch auch du erkenntest zu dieser deiner Zeit, was zu deinem Frieden dient!<br />

Aber nun ist‘s vor deinen Augen verborgen. Denn es wird die Zeit über dich kommen, daß<br />

deine Feinde werden um dich und deine Kinder mit dir eine Wagenburg schlagen, dich<br />

belagern und an allen Orten ängsten; und werden dich schleifen und keinen Stein auf dem<br />

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