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Der Protest_

Was geschieht nun also mit der Macht eines Gebieters, der seine Gefolgsleute mit dem Schwert dazu bringt, jeden Glauben auszuüben, den die Kirche vorschreibt, da er davon ausgeht, dass es der eine, wahre Glauben ist, nur weil ihn die Kirche vorschreibt? Auch dies ist entwurzelt und überworfen worden. Das Prinzip also, das so ruhig im Protest eingebettet lag, macht diese doppelte Tyrannei unbedeutend. Der Sitz des Pontifex und das Schwert des Kaisers danken ab und das Gewissen tritt an ihre Stelle. Der Protest jedoch belässt das Gewissen nicht allein bei seiner eigenen Gebieterin – das Gewissen ist kein Gesetz für sich selbst. Dies wäre eine anarchische Rebellion gegen Ihn, der ihr eigener Herr ist. Der Protest verkündet, dass die Bibel das Gesetz des Gewissens ist und dass Ihr Urheber der Herr allein ist. Somit steuert sie auf ihrem Kurs zwischen zwei sich gegenüberstehenden Gefahren, vermeidet hier die Anarchie und dort die Tyrannei, und so schreitet der Protestantismus voran, breitet vor den Augen der Nationen die Flagge wahrer Freiheit aus. Um diese Flagge mögen sich all diejenigen scharen, deren Verlangen es ist, frei zu sein.

Was geschieht nun also mit der Macht eines Gebieters, der seine Gefolgsleute mit dem Schwert dazu bringt, jeden Glauben auszuüben, den die Kirche vorschreibt, da er davon ausgeht, dass es der eine, wahre Glauben ist, nur weil ihn die Kirche vorschreibt? Auch dies ist entwurzelt und überworfen worden. Das Prinzip also, das so ruhig im Protest eingebettet lag, macht diese doppelte Tyrannei unbedeutend. Der Sitz des Pontifex und das Schwert des Kaisers danken ab und das Gewissen tritt an ihre Stelle. Der Protest jedoch belässt das Gewissen nicht allein bei seiner eigenen Gebieterin – das Gewissen ist kein Gesetz für sich selbst. Dies wäre eine anarchische Rebellion gegen Ihn, der ihr eigener Herr ist. Der Protest verkündet, dass die Bibel das Gesetz des Gewissens ist und dass Ihr Urheber der Herr allein ist. Somit steuert sie auf ihrem Kurs zwischen zwei sich gegenüberstehenden Gefahren, vermeidet hier die Anarchie und dort die Tyrannei, und so schreitet der Protestantismus voran, breitet vor den Augen der Nationen die Flagge wahrer Freiheit aus. Um diese Flagge mögen sich all diejenigen scharen, deren Verlangen es ist, frei zu sein.

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<strong>Der</strong> <strong>Protest</strong><br />

„Da die richtige Religion weder ihren Ursprung noch ihre Autorität von weltlichen<br />

Fürsten, sondern von dem ewigen Gott allein erhielt, so sind die Untertanen nicht<br />

gezwungen, ihren Glauben nach dem Geschmack ihrer Fürsten zu richten. Denn oft kommt<br />

es vor, daß die Fürsten vor allen andern in der wahren Religion am allerunwissendsten<br />

sind ... Hätte aller Same Abrahams die Religion Pharaos angenommen, dessen Untertanen<br />

sie lange waren, welche Religion, ich bitte Sie, Madame, würde dann in der Welt gewesen<br />

sein? Oder wenn in den Tagen der Apostel alle Menschen die Religion der römischen Kaiser<br />

gehabt hätten, welche Religion würde dann auf Erden gewesen sein? ... Und so, Madame,<br />

können Sie sehen, daß Untertanen nicht von der Religion ihrer Fürsten abhängen, wenn<br />

ihnen auch geboten wird, ihnen Ehrfurcht zu erzeigen.“<br />

Da sagte Maria: „Ihr legt die Heilige Schrift auf diese Weise aus, sie (die römischen<br />

Lehrer) auf eine andere; wem soll ich glauben, und wer soll Richter sein?“ „Sie sollen Gott<br />

glauben, der deutlich spricht in seinem Worte“, antwortete der Reformator, „und weiter als<br />

das Wort lehrt, brauchen Sie weder das eine noch das andere zu glauben. Das Wort Gottes<br />

ist klar in sich selbst, und wenn irgendeine Stelle dunkel ist, so erklärt der Heilige Geist, der<br />

sich nie widerspricht, sie deutlicher an andern Stellen, so daß kein Zweifel obwalten kann,<br />

es sei denn für die, welche hartnäckig unwissend sind.“<br />

Solche Wahrheiten verkündete der furchtlose Reformator unter Lebensgefahr vor den<br />

Ohren seiner Regentin. Mit dem gleichen unerschrockenen Mut hielt er an seinem Vorhaben<br />

fest und betete und kämpfte für den Herrn so lange, bis Schottland vom Papsttum frei war.<br />

In England wurde durch die Einführung des <strong>Protest</strong>antismus als Staatsreligion die<br />

Verfolgung zwar vermindert, aber nicht völlig zum Stillstand gebracht. Während man vielen<br />

Lehren Roms absagte, blieben nicht wenige seiner Gebräuche erhalten. Die oberste<br />

Autorität des Papstes wurde verworfen, aber an seiner Stelle wurde der Landesherr als<br />

Haupt der Kirche eingesetzt. <strong>Der</strong> Gottesdienst wich noch immer erheblich von der Reinheit<br />

und Einfachheit des Evangeliums ab. <strong>Der</strong> große Grundsatz religiöser Freiheit wurde noch<br />

nicht verstanden. Wenn auch die schrecklichen Grausamkeiten, die Rom gegen die Ketzerei<br />

angewandt hatte, von protestantischen Herrschern nur selten ausgeübt wurden, so<br />

anerkannte man doch nicht das Recht eines jeden einzelnen, Gott nach seinem eigenen<br />

Gewissen zu verehren. Von allen wurde verlangt, die Lehren anzunehmen und die<br />

gottesdienstlichen Formen zu beachten, welche die Staatskirche vorschrieb.<br />

Andersdenkende waren mehr oder weniger der Verfolgung ausgesetzt. Jahrhundertelang<br />

blieben diese Methoden bestehen.<br />

Im 17.Jahrhundert wurden Tausende von Predigern aus ihren Ämtern vertrieben. Dem<br />

Volk war es bei Androhung schwerer Geldbußen, von Gefängnis und Verbannung untersagt,<br />

irgendwelche religiöse Versammlungen zu besuchen, die die Kirche nicht genehmigt hatte.<br />

Jene treuen Seelen, die sich nicht enthalten konnten, zur Anbetung Gottes<br />

zusammenzukommen, waren genötigt, sich in dunklen Gassen, in finsteren Bodenkammern<br />

und zu gewissen Jahreszeiten mitternachts in den Wäldern zu versammeln. In den<br />

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