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Der Protest_

Was geschieht nun also mit der Macht eines Gebieters, der seine Gefolgsleute mit dem Schwert dazu bringt, jeden Glauben auszuüben, den die Kirche vorschreibt, da er davon ausgeht, dass es der eine, wahre Glauben ist, nur weil ihn die Kirche vorschreibt? Auch dies ist entwurzelt und überworfen worden. Das Prinzip also, das so ruhig im Protest eingebettet lag, macht diese doppelte Tyrannei unbedeutend. Der Sitz des Pontifex und das Schwert des Kaisers danken ab und das Gewissen tritt an ihre Stelle. Der Protest jedoch belässt das Gewissen nicht allein bei seiner eigenen Gebieterin – das Gewissen ist kein Gesetz für sich selbst. Dies wäre eine anarchische Rebellion gegen Ihn, der ihr eigener Herr ist. Der Protest verkündet, dass die Bibel das Gesetz des Gewissens ist und dass Ihr Urheber der Herr allein ist. Somit steuert sie auf ihrem Kurs zwischen zwei sich gegenüberstehenden Gefahren, vermeidet hier die Anarchie und dort die Tyrannei, und so schreitet der Protestantismus voran, breitet vor den Augen der Nationen die Flagge wahrer Freiheit aus. Um diese Flagge mögen sich all diejenigen scharen, deren Verlangen es ist, frei zu sein.

Was geschieht nun also mit der Macht eines Gebieters, der seine Gefolgsleute mit dem Schwert dazu bringt, jeden Glauben auszuüben, den die Kirche vorschreibt, da er davon ausgeht, dass es der eine, wahre Glauben ist, nur weil ihn die Kirche vorschreibt? Auch dies ist entwurzelt und überworfen worden. Das Prinzip also, das so ruhig im Protest eingebettet lag, macht diese doppelte Tyrannei unbedeutend. Der Sitz des Pontifex und das Schwert des Kaisers danken ab und das Gewissen tritt an ihre Stelle. Der Protest jedoch belässt das Gewissen nicht allein bei seiner eigenen Gebieterin – das Gewissen ist kein Gesetz für sich selbst. Dies wäre eine anarchische Rebellion gegen Ihn, der ihr eigener Herr ist. Der Protest verkündet, dass die Bibel das Gesetz des Gewissens ist und dass Ihr Urheber der Herr allein ist. Somit steuert sie auf ihrem Kurs zwischen zwei sich gegenüberstehenden Gefahren, vermeidet hier die Anarchie und dort die Tyrannei, und so schreitet der Protestantismus voran, breitet vor den Augen der Nationen die Flagge wahrer Freiheit aus. Um diese Flagge mögen sich all diejenigen scharen, deren Verlangen es ist, frei zu sein.

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<strong>Der</strong> <strong>Protest</strong><br />

gewinnen, die ihm in England verborgen geblieben wären. Er erfuhr manches, das seinem<br />

späteren Wirken das Gepräge und die Schärfe gab.<br />

In diesen Gesandten des päpstlichen Hofes las er den wahren Charakter und die echten<br />

Absichten der Priesterherrschaft. Er kehrte nach England zurück, wiederholte seine früheren<br />

Lehren offener und mit größerem Eifer und erklärte, Habsucht, Stolz und Betrug seien die<br />

Götter Roms. In einer seiner Abhandlungen schrieb er wider die Geldgier Roms: <strong>Der</strong> Papst<br />

und seine Einsammler „ziehen aus unserm Lande, was zum Lebensunterhalt der Armen<br />

dienen sollte, und viele tausend Mark aus dem Schatz des Königs für die Sakramente und<br />

geistlichen Dinge“. Diese letzten Worte sind gegen die von Rom geförderte Simonie<br />

gerichtet. „Gewiß, wenn unser Reich einen ungeheuren Berg von Gold hätte und keiner<br />

davon nähme, als nur der Einsammler dieses hochmütigen, weltlichen Priesters, so würde<br />

im Laufe der Zeit dieser Berg verzehrt werden. Er zieht alles Geld aus unserem Lande und<br />

gibt nichts dafür zurück als Gottes Fluch für seine Simonie.“<br />

Bald nach der Rückkehr nach England wurde Wiklif vom König zum Pfarrer von<br />

Lutterworth ernannt — ein Beweis, daß wenigstens der König kein Mißfallen an seiner<br />

offenen Rede gefunden hatte. Wiklifs Einfluß verspürte man sowohl in der Umgangsweise<br />

am Hofe als auch in der Umgestaltung des Glaubens der Nation. Roms Donner trafen ihn<br />

bald. Drei Bullen wurden nach England gesandt: an die Universität, an den König und an<br />

die Prälaten. In ihnen war befohlen, unverzügliche und entscheidende Maßregeln zu treffen,<br />

um den ketzerischen Lehrer zum Schweigen zu bringen. Die Bischöfe hatten jedoch in<br />

ihrem Eifer Wiklif schon vor der Ankunft der Bullen zu einem Verhör vorgeladen. Zwei der<br />

mächtigsten Fürsten des Reiches begleiteten ihm zum Gerichtshof, und das Volk, welches<br />

das Gebäude umgab und hineindrang, schüchterte die Richter derart ein, daß die<br />

Verhandlungen einstweilen ausgesetzt wurden und man dem Reformator gestattete, friedlich<br />

seines Weges zu gehen. Bald darauf starb Eduard III., den die römischen Geistlichen in<br />

seinen alten Tagen gegen den Reformator zu beeinflussen gesucht hatten, und Wiklifs<br />

einstiger Beschützer wurde Herrscher des Reiches.<br />

Die päpstlichen Bullen legten ganz England den unbedingten Befehl auf, den Ketzer<br />

festzunehmen und einzukerkern. Diese Maßregeln wiesen unmittelbar auf den<br />

Scheiterhaufen, und es schien sicher, daß Wiklif bald der Rache Roms anheimfallen würde.<br />

<strong>Der</strong> aber, der zu seinem Knecht vor alters gesagt hatte: „Fürchte dich nicht ... Ich bin dein<br />

Schild“ (1.Mose 15,1), streckte seine Hand aus, um seinen Diener zu beschützen. <strong>Der</strong> Tod<br />

kam, aber nicht zu dem Reformator, sondern zu dem Papst, der Wiklifs Untergang<br />

beschlossen hatte. Gregor XI. starb, und die Geistlichen, die sich zu Wiklifs Verhör<br />

versammelt hatten, gingen wieder auseinander.<br />

Gottes Vorsehung leitete auch weiterhin die Ereignisse, um die Reformation<br />

voranzutreiben. Auf den Tod Gregors folgte die Wahl zweier Gegenpäpste. Zwei streitende<br />

Mächte, jede, wie sie erklärten, unfehlbar, verlangten Gehorsam. Jede forderte die<br />

Gläubigen auf, ihr beizustehen, um gegen die andere Macht Krieg zu führen, und bekräftigte<br />

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