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Der Protest_

Was geschieht nun also mit der Macht eines Gebieters, der seine Gefolgsleute mit dem Schwert dazu bringt, jeden Glauben auszuüben, den die Kirche vorschreibt, da er davon ausgeht, dass es der eine, wahre Glauben ist, nur weil ihn die Kirche vorschreibt? Auch dies ist entwurzelt und überworfen worden. Das Prinzip also, das so ruhig im Protest eingebettet lag, macht diese doppelte Tyrannei unbedeutend. Der Sitz des Pontifex und das Schwert des Kaisers danken ab und das Gewissen tritt an ihre Stelle. Der Protest jedoch belässt das Gewissen nicht allein bei seiner eigenen Gebieterin – das Gewissen ist kein Gesetz für sich selbst. Dies wäre eine anarchische Rebellion gegen Ihn, der ihr eigener Herr ist. Der Protest verkündet, dass die Bibel das Gesetz des Gewissens ist und dass Ihr Urheber der Herr allein ist. Somit steuert sie auf ihrem Kurs zwischen zwei sich gegenüberstehenden Gefahren, vermeidet hier die Anarchie und dort die Tyrannei, und so schreitet der Protestantismus voran, breitet vor den Augen der Nationen die Flagge wahrer Freiheit aus. Um diese Flagge mögen sich all diejenigen scharen, deren Verlangen es ist, frei zu sein.

Was geschieht nun also mit der Macht eines Gebieters, der seine Gefolgsleute mit dem Schwert dazu bringt, jeden Glauben auszuüben, den die Kirche vorschreibt, da er davon ausgeht, dass es der eine, wahre Glauben ist, nur weil ihn die Kirche vorschreibt? Auch dies ist entwurzelt und überworfen worden. Das Prinzip also, das so ruhig im Protest eingebettet lag, macht diese doppelte Tyrannei unbedeutend. Der Sitz des Pontifex und das Schwert des Kaisers danken ab und das Gewissen tritt an ihre Stelle. Der Protest jedoch belässt das Gewissen nicht allein bei seiner eigenen Gebieterin – das Gewissen ist kein Gesetz für sich selbst. Dies wäre eine anarchische Rebellion gegen Ihn, der ihr eigener Herr ist. Der Protest verkündet, dass die Bibel das Gesetz des Gewissens ist und dass Ihr Urheber der Herr allein ist. Somit steuert sie auf ihrem Kurs zwischen zwei sich gegenüberstehenden Gefahren, vermeidet hier die Anarchie und dort die Tyrannei, und so schreitet der Protestantismus voran, breitet vor den Augen der Nationen die Flagge wahrer Freiheit aus. Um diese Flagge mögen sich all diejenigen scharen, deren Verlangen es ist, frei zu sein.

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<strong>Der</strong> <strong>Protest</strong><br />

Wortes Gottes und des Zeugnisses Jesu Christi willen ihr Leben ließen, hatten ihre Brüder,<br />

die Albigenser in Frankreich, ein ähnliches Zeugnis für die Wahrheit abgelegt. In den Tagen<br />

der Reformation waren ihre Anhänger unter schrecklichsten Qualen hingerichtet worden.<br />

König und Adel, hochgeborene Frauen und zarte Mädchen, der Stolz und Glanz der Nation,<br />

ergötzten sich an den Leiden der Märtyrer Jesu. Die tapferen Hugenotten hatten im Kampf<br />

um die Rechte, die das menschliche Herz für die heiligsten hält, ihr Blut auf manchem<br />

heftig umstrittenen Feld dahingegeben. Die <strong>Protest</strong>anten wurden für vogelfrei erklärt. Man<br />

setzte Kopfpreise aus und hetzte sie von Ort zu Ort wie wilde Tiere.<br />

Im 18.Jahrhundert hielt die „Gemeinde in der Wüste“, die wenigen Nachkommen der<br />

alten Christen, die versteckt in den Gebirgen des südlichen Frankreichs übriggeblieben<br />

waren, noch immer am ehrwürdigen Glauben ihrer Väter fest. Wagten sie es, sich nachts an<br />

den Gebirgsabhängen oder auf der einsamen Heide zu versammeln, wurden sie von den<br />

Dragonern verfolgt und zu lebenslänglicher Gefangenschaft auf die Galeeren geschleppt.<br />

Die Reinsten, die Gebildesten und Verständigsten der Franzosen wurden unter<br />

schrecklichen Qualen mit Räubern und mit Meuchelmördern zusammengekettet. Andern<br />

widerfuhr eine barmherzigere Behandlung: sie wurden, während sie unbewaffnet und hilflos<br />

betend auf die Knie fielen, kaltblütig niedergeschossen. Hunderte von betagten Männern,<br />

wehrlosen Frauen und unschuldigen Kindern wurden am Versammlungsort tot auf dem<br />

Boden liegend zurückgelassen. Beim Durchstreifen der Gebirgsabhänge oder der Wälder,<br />

wo sie sich gewöhnlich versammelten, waren nicht selten „alle vier Schritte Leichname auf<br />

dem Rasen oder an den Bäumen hängend zu finden“. Ihr Land, von Schwert, Henkerbeil<br />

und Feuerbrand verwüstet, „wurde zu einer großen düsteren Wildnis ... Diese Greuel<br />

wurden nicht in dem finsteren Zeitalter ..., sondern in jener glänzenden Zeitperiode Ludwigs<br />

XIV. begangen. Die Wissenschaften wurden damals gepflegt, die Literatur blühte, die<br />

Geistlichkeit des Hofes und der Hauptstadt waren gelehrte und beredte Männer, welche sich<br />

gern mit dem Anschein der Demut und der Liebe zierten.“<br />

Doch das schwärzeste in dem schwarzen Verzeichnis der Verbrechen, die schrecklichste<br />

unter den höllischen Taten aller Schreckensjahrhunderte war die blutige Bartholomäusnacht<br />

(1572). Noch erinnert sich die Welt mit Schaudern und Entsetzen jenes besonders<br />

grausamen und feigen Gemetzels. <strong>Der</strong> König von Frankreich genehmigte, durch römische<br />

Priester und Prälaten gedrängt, das schreckliche Werk. Eine Glocke gab in nächtlicher Stille<br />

das Zeichen zum Blutbad, Tausende von Hugenotten, die ruhig in ihren Wohnungen<br />

schliefen und sich auf die verpfändete Ehre des Königs verließen, wurden ohne Warnung<br />

hervorgeschleppt und kaltblütig niedergemacht.<br />

Wie Christus unsichtbar sein Volk aus der ägyptischen Knechtschaft führte, so<br />

unsichtbar leitete Satan seine Untertanen in diesem schrecklichen Werk, die Zahl der<br />

Märtyrer zu vergrößern. Sieben Tage lang wurde das Gemetzel in Paris fortgesetzt; an den<br />

ersten drei Tagen mit unbegreiflicher Raserei. Auf besonderen Befehl des Königs erstreckte<br />

es sich nicht nur auf Paris selbst, sondern auch auf alle Provinzen und Städte, in denen sich<br />

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