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Der Protest_

Was geschieht nun also mit der Macht eines Gebieters, der seine Gefolgsleute mit dem Schwert dazu bringt, jeden Glauben auszuüben, den die Kirche vorschreibt, da er davon ausgeht, dass es der eine, wahre Glauben ist, nur weil ihn die Kirche vorschreibt? Auch dies ist entwurzelt und überworfen worden. Das Prinzip also, das so ruhig im Protest eingebettet lag, macht diese doppelte Tyrannei unbedeutend. Der Sitz des Pontifex und das Schwert des Kaisers danken ab und das Gewissen tritt an ihre Stelle. Der Protest jedoch belässt das Gewissen nicht allein bei seiner eigenen Gebieterin – das Gewissen ist kein Gesetz für sich selbst. Dies wäre eine anarchische Rebellion gegen Ihn, der ihr eigener Herr ist. Der Protest verkündet, dass die Bibel das Gesetz des Gewissens ist und dass Ihr Urheber der Herr allein ist. Somit steuert sie auf ihrem Kurs zwischen zwei sich gegenüberstehenden Gefahren, vermeidet hier die Anarchie und dort die Tyrannei, und so schreitet der Protestantismus voran, breitet vor den Augen der Nationen die Flagge wahrer Freiheit aus. Um diese Flagge mögen sich all diejenigen scharen, deren Verlangen es ist, frei zu sein.

Was geschieht nun also mit der Macht eines Gebieters, der seine Gefolgsleute mit dem Schwert dazu bringt, jeden Glauben auszuüben, den die Kirche vorschreibt, da er davon ausgeht, dass es der eine, wahre Glauben ist, nur weil ihn die Kirche vorschreibt? Auch dies ist entwurzelt und überworfen worden. Das Prinzip also, das so ruhig im Protest eingebettet lag, macht diese doppelte Tyrannei unbedeutend. Der Sitz des Pontifex und das Schwert des Kaisers danken ab und das Gewissen tritt an ihre Stelle. Der Protest jedoch belässt das Gewissen nicht allein bei seiner eigenen Gebieterin – das Gewissen ist kein Gesetz für sich selbst. Dies wäre eine anarchische Rebellion gegen Ihn, der ihr eigener Herr ist. Der Protest verkündet, dass die Bibel das Gesetz des Gewissens ist und dass Ihr Urheber der Herr allein ist. Somit steuert sie auf ihrem Kurs zwischen zwei sich gegenüberstehenden Gefahren, vermeidet hier die Anarchie und dort die Tyrannei, und so schreitet der Protestantismus voran, breitet vor den Augen der Nationen die Flagge wahrer Freiheit aus. Um diese Flagge mögen sich all diejenigen scharen, deren Verlangen es ist, frei zu sein.

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<strong>Der</strong> <strong>Protest</strong><br />

Vertreterin jener Vernunft, die man anbetete, brachte die Nationalversammlung Frankreichs<br />

öffentliche Huldigung dar.<br />

Jene gottlose und lächerliche Mummerei wurde zu einem gewissen Brauch, und die<br />

Einsetzung der Göttin der Vernunft wurde in der ganzen Nation an allen Orten, wo die<br />

Bewohner sich auf der Höhe der Revolution zeigen wollten, erneuert und nachgeahmt.“ <strong>Der</strong><br />

Redner,der die Anbetung der Vernunft einführte,sagte: „Mitglieder der gesetzgebenden<br />

Versammlung! <strong>Der</strong> Fanatismus ist der Vernunft gewichen. Seine getrübten Augen konnten<br />

den Glanz des Lichts nicht ertragen. Heute hat sich eine unermeßliche Menge in den<br />

gotischen Gewölben versammelt, welche zum erstenmal von der Stimme der Wahrheit<br />

widerhallen. Dort haben die Franzosen die wahre Anbetung der Freiheit und der Vernunft<br />

vollzogen; dort haben wir neue Wünsche für das Glück der Waffen der Republik<br />

ausgesprochen; dort haben wir die leblosen Götzen gegen die Vernunft, dieses belebte Bild,<br />

das Meisterwerk der Natur, eingetauscht.“<br />

Als die Göttin in den Konvent geführt wurde, nahm der Redner sie bei der Hand und<br />

sagte, indem er sich an die Versammlung wandte: „‚Sterbliche, hört auf vor dem<br />

ohnmächtigen Donner eines Gottes zu beben, den eure Furcht geschaffen hat. Hinfort<br />

erkennet keine Gottheit außer der Vernunft. Ich stelle euch ihr reinstes und edelstes Bild vor;<br />

müßt ihr Götter haben, so opfert nur solchen wie dieser ... O Schleier der Vernunft, falle vor<br />

dem erlauchten Senat der Freiheit! ...‘<br />

Nachdem der Präsident die Göttin umarmt hatte, wurde sie auf einen prächtigen Wagen<br />

gesetzt und inmitten eines ungeheuren Gedränges zur Liebfrauenkirche geführt, damit sie<br />

dort die Stelle der Gottheit einnehme. Dann wurde sie auf den Hochaltar gehoben und von<br />

allen Anwesenden verehrt.“ Bald darauf erfolgte die öffentliche Verbrennung der Bibel. Bei<br />

einem derartigen Anlaß betrat die „Gesellschaft der Volksfreunde“ den Saal der höchsten<br />

Behörde mit dem Ruf: „Es lebe die Vernunft!“ Auf der Spitze einer Stange trugen sie die<br />

halbverbrannten Überreste verschiedener Bücher, darunter Gebetbücher, Meßbücher und<br />

das Alte und Neue Testament, die wie der Präsident sich ausdrückte, „in einem großen<br />

Feuer die gesamten Torheiten sühnten, die zu begehen sie das menschliche Geschlecht<br />

veranlaßt hatten“.<br />

Das Papsttum hatte das Werk begonnen, das die Gottesleugner nun vollendeten. Roms<br />

Politik hatte jene gesellschaftlichen, politischen und religiösen Zustände zur Folge die<br />

Frankreich dem Verderben zutrieben. Schriftsteller, die die Schrecken der Revolution<br />

schildern, sagen, daß jene Ausschreitungen dem Thron und der Kirche zur Last gelegt<br />

werden müssen. Ein gerechtes Urteil muß sie der Kirche zurechnen. Das Papsttum hatte<br />

Voreingenommenheit gegen die Reformation in die Gemüter der Könige gesät, als wäre sie<br />

ein Feind der Krone, eine Ursache zur Uneinigkeit, die sich dem Frieden und der Eintracht<br />

der Nation verhängnisvoll erwiese. <strong>Der</strong> Einfluß Roms führte auf diese Weise zu den<br />

entsetzlichsten Grausamkeiten und zur bittersten Unterdrückung, die je von einem Thron<br />

ausgegangen sind.<br />

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