12.04.2023 Aufrufe

Der Protest_

Was geschieht nun also mit der Macht eines Gebieters, der seine Gefolgsleute mit dem Schwert dazu bringt, jeden Glauben auszuüben, den die Kirche vorschreibt, da er davon ausgeht, dass es der eine, wahre Glauben ist, nur weil ihn die Kirche vorschreibt? Auch dies ist entwurzelt und überworfen worden. Das Prinzip also, das so ruhig im Protest eingebettet lag, macht diese doppelte Tyrannei unbedeutend. Der Sitz des Pontifex und das Schwert des Kaisers danken ab und das Gewissen tritt an ihre Stelle. Der Protest jedoch belässt das Gewissen nicht allein bei seiner eigenen Gebieterin – das Gewissen ist kein Gesetz für sich selbst. Dies wäre eine anarchische Rebellion gegen Ihn, der ihr eigener Herr ist. Der Protest verkündet, dass die Bibel das Gesetz des Gewissens ist und dass Ihr Urheber der Herr allein ist. Somit steuert sie auf ihrem Kurs zwischen zwei sich gegenüberstehenden Gefahren, vermeidet hier die Anarchie und dort die Tyrannei, und so schreitet der Protestantismus voran, breitet vor den Augen der Nationen die Flagge wahrer Freiheit aus. Um diese Flagge mögen sich all diejenigen scharen, deren Verlangen es ist, frei zu sein.

Was geschieht nun also mit der Macht eines Gebieters, der seine Gefolgsleute mit dem Schwert dazu bringt, jeden Glauben auszuüben, den die Kirche vorschreibt, da er davon ausgeht, dass es der eine, wahre Glauben ist, nur weil ihn die Kirche vorschreibt? Auch dies ist entwurzelt und überworfen worden. Das Prinzip also, das so ruhig im Protest eingebettet lag, macht diese doppelte Tyrannei unbedeutend. Der Sitz des Pontifex und das Schwert des Kaisers danken ab und das Gewissen tritt an ihre Stelle. Der Protest jedoch belässt das Gewissen nicht allein bei seiner eigenen Gebieterin – das Gewissen ist kein Gesetz für sich selbst. Dies wäre eine anarchische Rebellion gegen Ihn, der ihr eigener Herr ist. Der Protest verkündet, dass die Bibel das Gesetz des Gewissens ist und dass Ihr Urheber der Herr allein ist. Somit steuert sie auf ihrem Kurs zwischen zwei sich gegenüberstehenden Gefahren, vermeidet hier die Anarchie und dort die Tyrannei, und so schreitet der Protestantismus voran, breitet vor den Augen der Nationen die Flagge wahrer Freiheit aus. Um diese Flagge mögen sich all diejenigen scharen, deren Verlangen es ist, frei zu sein.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Der</strong> <strong>Protest</strong><br />

Kapitel 12- Die Reformation in Frankreich<br />

Dem <strong>Protest</strong> zu Speyer und der Konfession zu Augsburg, die den Sieg der Reformation<br />

in Deutschland ankündeten, folgten Jahre des Kampfes und der Finsternis. Durch<br />

Uneinigkeiten der Anhänger geschwächt und von gewaltigen Feinden bestürmt, schien der<br />

<strong>Protest</strong>antismus dem vollständigen Untergang geweiht zu sein. Tausende besiegelten ihr<br />

Zeugnis mit ihrem Blut. Kriege brachen aus, die protestantische Sache wurde von einem<br />

ihrer vornehmsten Anhänger verraten, die edelsten der reformierten Fürsten fielen in die<br />

Hände des Kaisers und wurden als Gefangene von Stadt zu Stadt geschleppt. Aber im<br />

Augenblick seines augenscheinlichen Sieges erlitt der Kaiser eine schwere Niederlage. Er<br />

sah die Beute seinen Händen entrissen und war schließlich genötigt, den Lehren, deren<br />

Vernichtung seine Lebensaufgabe galt, Duldung zu gewähren. Er hatte sein Reich, seine<br />

Schätze und selbst das Leben aufs Spiel gesetzt, um die Ketzerei zu vertilgen. Jetzt sah er<br />

seine Heere durch Schlachten aufgerieben, seine Schätze erschöpft, viele Teile seines<br />

Reiches von Empörung bedroht, während sich der Glaube, den er vergebens zu<br />

unterdrücken gesucht hatte, überall ausbreitete. Karl V. war gegen die Macht des<br />

Allmächtigen angegangen. Gott hatte gesagt: Es werde Licht; aber der Kaiser hatte danach<br />

getrachtet, die Finsternis unerhellt zu erhalten. Seine Absichten waren fehlgeschlagen, und<br />

in frühem Alter, erschöpft von dem langen Kampf entsagte er dem Thron und trat in ein<br />

Kloster ein, wo er nach zwei Jahren starb.In der Schweiz und auch in Deutschland kamen<br />

dunkle Tage für die Reformation. Während viele Kantone den reformierten Glauben<br />

annahmen, hingen andere mit blinder Beharrlichkeit an dem Glaubensbekenntnis Roms und<br />

verfolgten die, welche die Wahrheit annehmen wollten, was schließlich zum Bruderkrieg<br />

führte. Zwingli und viele seiner Reformationsfreunde fielen auf dem blutigen Schlachtfeld<br />

von Kappel. Ökolampad, von diesem furchtbaren<br />

Mißgeschick überwältigt starb bald darauf. Rom jubelte und schien an vielen Orten alles,<br />

was es verloren hatte, wiederzugewinnen. <strong>Der</strong> aber, dessen Ratschläge von Ewigkeit her<br />

sind, hatte weder seine Sache noch sein Volk verlassen. Seine Hand brachte ihnen Befreiung.<br />

Er hatte schon in andern Ländern Mitarbeiter erweckt, um die Reformation weiterzuführen.<br />

In Frankreich hatte der Tag bereits zu dämmern begonnen, noch ehe man etwas von dem<br />

Reformator Luther wußte. Einer der ersten, der das Licht erfaßte, war der bejahrte Lefévre<br />

(Faber Stapulensis), ein Mann von umfassender Gelehrsamkeit, Professor an der Sorbonne<br />

und aufrichtiger und eifriger Anhänger des Papsttums. Bei den Untersuchungen über die alte<br />

Literatur war seine Aufmerksamkeit auf die Bibel gerichtet worden, und er führte ihr<br />

Studium bei seinen Studenten ein.<br />

Faber war ein schwärmerischer Verehrer der Heiligen und hatte es unternommen, eine<br />

Geschichte der Heiligen und Märtyrer nach den Legenden der Kirche zu verfassen. Dies war<br />

eine mühsame Arbeit, und er hatte bereits bedeutende Fortschritte gemacht, als er mit dem<br />

Gedanken, die Bibel könne ihm dabei gute Dienste leisten, sie zu studieren begann. Hier<br />

143

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!