12.04.2023 Aufrufe

Der Protest_

Was geschieht nun also mit der Macht eines Gebieters, der seine Gefolgsleute mit dem Schwert dazu bringt, jeden Glauben auszuüben, den die Kirche vorschreibt, da er davon ausgeht, dass es der eine, wahre Glauben ist, nur weil ihn die Kirche vorschreibt? Auch dies ist entwurzelt und überworfen worden. Das Prinzip also, das so ruhig im Protest eingebettet lag, macht diese doppelte Tyrannei unbedeutend. Der Sitz des Pontifex und das Schwert des Kaisers danken ab und das Gewissen tritt an ihre Stelle. Der Protest jedoch belässt das Gewissen nicht allein bei seiner eigenen Gebieterin – das Gewissen ist kein Gesetz für sich selbst. Dies wäre eine anarchische Rebellion gegen Ihn, der ihr eigener Herr ist. Der Protest verkündet, dass die Bibel das Gesetz des Gewissens ist und dass Ihr Urheber der Herr allein ist. Somit steuert sie auf ihrem Kurs zwischen zwei sich gegenüberstehenden Gefahren, vermeidet hier die Anarchie und dort die Tyrannei, und so schreitet der Protestantismus voran, breitet vor den Augen der Nationen die Flagge wahrer Freiheit aus. Um diese Flagge mögen sich all diejenigen scharen, deren Verlangen es ist, frei zu sein.

Was geschieht nun also mit der Macht eines Gebieters, der seine Gefolgsleute mit dem Schwert dazu bringt, jeden Glauben auszuüben, den die Kirche vorschreibt, da er davon ausgeht, dass es der eine, wahre Glauben ist, nur weil ihn die Kirche vorschreibt? Auch dies ist entwurzelt und überworfen worden. Das Prinzip also, das so ruhig im Protest eingebettet lag, macht diese doppelte Tyrannei unbedeutend. Der Sitz des Pontifex und das Schwert des Kaisers danken ab und das Gewissen tritt an ihre Stelle. Der Protest jedoch belässt das Gewissen nicht allein bei seiner eigenen Gebieterin – das Gewissen ist kein Gesetz für sich selbst. Dies wäre eine anarchische Rebellion gegen Ihn, der ihr eigener Herr ist. Der Protest verkündet, dass die Bibel das Gesetz des Gewissens ist und dass Ihr Urheber der Herr allein ist. Somit steuert sie auf ihrem Kurs zwischen zwei sich gegenüberstehenden Gefahren, vermeidet hier die Anarchie und dort die Tyrannei, und so schreitet der Protestantismus voran, breitet vor den Augen der Nationen die Flagge wahrer Freiheit aus. Um diese Flagge mögen sich all diejenigen scharen, deren Verlangen es ist, frei zu sein.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Der</strong> <strong>Protest</strong><br />

und Verwandte und brachten ihr Leben in Klosterzellen zu. Durch häufiges Fasten und<br />

grausame Geißelungen, durch nächtliche Andachten und stundenlanges Knien auf den<br />

kalten, feuchten Steinen ihrer armseligen Behausungen, durch lange Pilgerfahrten,<br />

erniedrigende Bußübungen und furchtbare Qualen versuchten Tausende vergebens den<br />

Frieden des Gewissens zu erlangen. Niedergebeugt von dem Bewußtsein der Sünde und<br />

verfolgt von der Furcht vor dem strafenden Zorn Gottes litten viele Menschen so lange, bis<br />

ihre erschöpfte Natur vollständig unterlag und sie ohne einen Licht- oder Hoffnungsstrahl<br />

ins Grab sanken.<br />

Diesen schmachtenden Seelen das Brot des Lebens zu brechen, ihnen die Botschaft des<br />

Friedens in den Verheißungen Gottes zu erschließen und sie auf Christus, des Menschen<br />

einzige Hoffnung, hinzuweisen, war das Lebensziel der Waldenser. Die Lehre, daß gute<br />

Werke die Übertretung des Gesetzes Gottes aufzuheben vermögen, betrachteten sie als<br />

Irrtum. Sich auf menschliches Verdienst zu verlassen, versperrt dem Blick die unendliche<br />

Liebe Christi. Jesus starb als Opfer für die Menschen, weil die sündige Menschheit nichts<br />

tun kann, um das Wohlgefallen Gottes zu erringen. Die Verdienste eines gekreuzigten und<br />

auferstandenen Heilandes bilden die Grundlage des christlichen Glaubens. Die Seele ist von<br />

Christus genauso abhängig, wie ein Glied von dem Leibe oder eine Rebe von dem<br />

Weinstock; ebenso innig, wie diese verbunden sind, muß die Verbindung mit ihm durch den<br />

Glauben sein.<br />

Die Lehren der Päpste und Priester hatten die Menschen verleitet, Gottes und selbst<br />

Christi Charakter für hart, finster und abstoßend zu halten. <strong>Der</strong> Heiland wurde dargestellt,<br />

als ob es ihm an Anteilnahme mit den Menschen in ihrem gefallenen Zustand so sehr fehlte,<br />

daß die Vermittlung von Priestern und Heiligen notwendig sei. Die Gläubigen, deren<br />

Verständnis durch das Wort Gottes erleuchtet war, verlangten danach, diese Menschen auf<br />

Jesus als ihren barmherzigen, liebenden Heiland hinzuweisen, der mit ausgestreckten Armen<br />

alle einlädt, mit ihren Sündenlasten, ihren Sorgen und Schwierigkeiten zu ihm zu kommen.<br />

Sie sehnten sich danach, die Hindernisse wegzuräumen, die Satan aufgetürmt hatte, damit<br />

die Menschen weder die Verheißungen erkennen noch unmittelbar zu Gott kommen sollten,<br />

um ihre Sünden zu bekennen und Vergebung und Frieden zu erlangen.<br />

Eifrig enthüllte der waldensische Glaubensbote den forschenden Seelen die köstlichen<br />

Wahrheiten des Evangeliums und holte vorsichtig die sorgfältig geschriebenen Teile der<br />

Heiligen Schrift hervor. Es bereitete ihm die größte Freude, solchen aufrichtig Suchenden,<br />

die von ihren Sünden überzeugt waren, die Hoffnung einzuflößen, daß sie es nicht mit<br />

einem Gott der Rache zu tun haben, der nur darauf wartet, seiner Gerechtigkeit freien Lauf<br />

lassen zu können. Mit bebenden Lippen und tränenden Augen, manchmal kniend, entfaltete<br />

er seinen Brüdern die köstlichen Verheißungen, die des Sünders einzige Hoffnung<br />

offenbaren. Auf diese Weise durchdrang das Licht der Wahrheit manches verfinsterte<br />

Gemüt und vertrieb die dunkle Wolke, bis die Sonne der Gerechtigkeit mit ihren heilenden<br />

Strahlen in das Herz schien. Oft wurde ein Teil der Heiligen Schrift immer wieder gelesen,<br />

45

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!