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Der Protest_

Was geschieht nun also mit der Macht eines Gebieters, der seine Gefolgsleute mit dem Schwert dazu bringt, jeden Glauben auszuüben, den die Kirche vorschreibt, da er davon ausgeht, dass es der eine, wahre Glauben ist, nur weil ihn die Kirche vorschreibt? Auch dies ist entwurzelt und überworfen worden. Das Prinzip also, das so ruhig im Protest eingebettet lag, macht diese doppelte Tyrannei unbedeutend. Der Sitz des Pontifex und das Schwert des Kaisers danken ab und das Gewissen tritt an ihre Stelle. Der Protest jedoch belässt das Gewissen nicht allein bei seiner eigenen Gebieterin – das Gewissen ist kein Gesetz für sich selbst. Dies wäre eine anarchische Rebellion gegen Ihn, der ihr eigener Herr ist. Der Protest verkündet, dass die Bibel das Gesetz des Gewissens ist und dass Ihr Urheber der Herr allein ist. Somit steuert sie auf ihrem Kurs zwischen zwei sich gegenüberstehenden Gefahren, vermeidet hier die Anarchie und dort die Tyrannei, und so schreitet der Protestantismus voran, breitet vor den Augen der Nationen die Flagge wahrer Freiheit aus. Um diese Flagge mögen sich all diejenigen scharen, deren Verlangen es ist, frei zu sein.

Was geschieht nun also mit der Macht eines Gebieters, der seine Gefolgsleute mit dem Schwert dazu bringt, jeden Glauben auszuüben, den die Kirche vorschreibt, da er davon ausgeht, dass es der eine, wahre Glauben ist, nur weil ihn die Kirche vorschreibt? Auch dies ist entwurzelt und überworfen worden. Das Prinzip also, das so ruhig im Protest eingebettet lag, macht diese doppelte Tyrannei unbedeutend. Der Sitz des Pontifex und das Schwert des Kaisers danken ab und das Gewissen tritt an ihre Stelle. Der Protest jedoch belässt das Gewissen nicht allein bei seiner eigenen Gebieterin – das Gewissen ist kein Gesetz für sich selbst. Dies wäre eine anarchische Rebellion gegen Ihn, der ihr eigener Herr ist. Der Protest verkündet, dass die Bibel das Gesetz des Gewissens ist und dass Ihr Urheber der Herr allein ist. Somit steuert sie auf ihrem Kurs zwischen zwei sich gegenüberstehenden Gefahren, vermeidet hier die Anarchie und dort die Tyrannei, und so schreitet der Protestantismus voran, breitet vor den Augen der Nationen die Flagge wahrer Freiheit aus. Um diese Flagge mögen sich all diejenigen scharen, deren Verlangen es ist, frei zu sein.

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<strong>Der</strong> <strong>Protest</strong><br />

dichter. Dennoch kamen auch Strahlen des Lichts dahin, um das Dunkel zu durchdringen<br />

und den kommenden Tag anzukünden. Die mit der Heiligen Schrift und den Lehren Wiklifs<br />

aus England kommenden Lollarden trugen viel dazu bei, die Kenntnis des Evangeliums zu<br />

erhalten. Jedes Jahrhundert hatte somit seine Zeugen und Märtyrer.<br />

Am Anfang der großen Reformation erschienen Luthers Schriften; wenig später<br />

Tyndales Neues Testament in englischer Sprache. Unbemerkt von der Priesterschaft<br />

wanderten diese Boten schweigend über Berge und Täler, fachten, wo sie auch hinkamen,<br />

die Fackel der Wahrheit, die in Schottland nahezu ausgegangen war, zu neuer Flamme an<br />

und machten das Werk der Unterdrückung zunichte, das Rom vier Jahrhunderte hindurch<br />

getrieben hatte. Dann gab das Blut der Märtyrer der Bewegung neuen Auftrieb. Die<br />

päpstlichen Anführer, die plötzlich zur Erkenntnis der ihrer Sache drohenden Gefahr kamen,<br />

brachten etliche der edelsten und gelehrtesten Söhne Schottlands auf den Scheiterhaufen.<br />

Sie errichteten aber damit nur eine Kanzel, von der aus die Worte der sterbenden<br />

Zeugen im ganzen Lande zu hören waren, die das Herz des Volkes mit einem<br />

unerschütterlichen Vorsatz erfüllten: die Fesseln der römischen Herrschaft abzustreifen.<br />

Hamilton und Wishart, zwei junge Menschen von adligem Geschlecht und ebensolchem<br />

Charakter, gaben mit einer großen Anzahl geringerer Jünger ihr Leben auf dem<br />

Scheiterhaufen hin. Aber aus dem brennenden Scheiterhaufen Wisharts ging einer hervor,<br />

den die Flammen nicht zum Schweigen bringen sollten, einer, dem mit Gottes Beistand<br />

bestimmt war, dem Papsttum in Schottland die Sterbeglocke zu läuten.<br />

John Knox hatte sich von den Überlieferungen und dem Wunderglauben der Kirche<br />

abgewandt, um von den Wahrheiten des Wortes Gottes zu leben. Wisharts Lehren hatten<br />

seinen Entschluß bestärkt, die Gemeinschaft Roms zu verlassen und sich den verfolgten<br />

Reformatoren anzuschließen. Von seinen Gefährten gebeten, das Amt eines Predigers<br />

anzunehmen, schreckte er zaghaft vor dessen Verantwortung zurück. In der<br />

Abgeschiedenheit rang er tagelang mit sich selbst, ehe er einwilligte. Nachdem er diese<br />

Stellung einmal angenommen hatte, drängte er mit unbeugsamer Entschlossenheit und<br />

unverzagtem Mut vorwärts, solange er lebte. Dieser unerschrockene Reformator fürchtete<br />

keine Menschen. Die Feuer des Märtyrertums, die um ihn herum aufloderten, dienten nur<br />

dazu, seinen Eifer um so mehr anzufachen. Ungeachtet des drohend über seinem Haupte<br />

schwebenden Henkersbeils des Tyrannen behauptete er seine Stellung und teilte nach rechts<br />

und nach links kräftige Schläge aus, um den Götzendienst zu zertrümmern.<br />

Als er der Königin von Schottland, in deren Gegenwart der Eifer vieler führender<br />

protestantischer Männer abgenommen hatte, gegenübertrat, zeugte John Knox<br />

unerschütterlich für die Wahrheit. Er war nicht durch Schmeicheleien zu gewinnen; er<br />

verzagte nicht vor Drohungen. Die Königin beschuldigte ihn der Ketzerei. Sie erklärte, er<br />

habe das Volk verleitet, eine vom Staat verbotene Religion anzunehmen und damit Gottes<br />

Gebot, das den Untertanen befehle, ihren Fürsten zu gehorchen, übertreten. Knox antwortete<br />

fest:<br />

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