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Der Protest_

Was geschieht nun also mit der Macht eines Gebieters, der seine Gefolgsleute mit dem Schwert dazu bringt, jeden Glauben auszuüben, den die Kirche vorschreibt, da er davon ausgeht, dass es der eine, wahre Glauben ist, nur weil ihn die Kirche vorschreibt? Auch dies ist entwurzelt und überworfen worden. Das Prinzip also, das so ruhig im Protest eingebettet lag, macht diese doppelte Tyrannei unbedeutend. Der Sitz des Pontifex und das Schwert des Kaisers danken ab und das Gewissen tritt an ihre Stelle. Der Protest jedoch belässt das Gewissen nicht allein bei seiner eigenen Gebieterin – das Gewissen ist kein Gesetz für sich selbst. Dies wäre eine anarchische Rebellion gegen Ihn, der ihr eigener Herr ist. Der Protest verkündet, dass die Bibel das Gesetz des Gewissens ist und dass Ihr Urheber der Herr allein ist. Somit steuert sie auf ihrem Kurs zwischen zwei sich gegenüberstehenden Gefahren, vermeidet hier die Anarchie und dort die Tyrannei, und so schreitet der Protestantismus voran, breitet vor den Augen der Nationen die Flagge wahrer Freiheit aus. Um diese Flagge mögen sich all diejenigen scharen, deren Verlangen es ist, frei zu sein.

Was geschieht nun also mit der Macht eines Gebieters, der seine Gefolgsleute mit dem Schwert dazu bringt, jeden Glauben auszuüben, den die Kirche vorschreibt, da er davon ausgeht, dass es der eine, wahre Glauben ist, nur weil ihn die Kirche vorschreibt? Auch dies ist entwurzelt und überworfen worden. Das Prinzip also, das so ruhig im Protest eingebettet lag, macht diese doppelte Tyrannei unbedeutend. Der Sitz des Pontifex und das Schwert des Kaisers danken ab und das Gewissen tritt an ihre Stelle. Der Protest jedoch belässt das Gewissen nicht allein bei seiner eigenen Gebieterin – das Gewissen ist kein Gesetz für sich selbst. Dies wäre eine anarchische Rebellion gegen Ihn, der ihr eigener Herr ist. Der Protest verkündet, dass die Bibel das Gesetz des Gewissens ist und dass Ihr Urheber der Herr allein ist. Somit steuert sie auf ihrem Kurs zwischen zwei sich gegenüberstehenden Gefahren, vermeidet hier die Anarchie und dort die Tyrannei, und so schreitet der Protestantismus voran, breitet vor den Augen der Nationen die Flagge wahrer Freiheit aus. Um diese Flagge mögen sich all diejenigen scharen, deren Verlangen es ist, frei zu sein.

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<strong>Der</strong> <strong>Protest</strong><br />

prophetischer Blick nicht Jahre, sondern ganze Zeitalter umfaßte! Er sah den Würgeengel<br />

mit dem gegen die Stadt erhobenen Schwert, die so lange Wohnstätte des Höchsten gewesen<br />

war. Von der Spitze des Ölberges, von derselben Stelle,die später von Titus und seinem<br />

Heer besetzt wurde,schaute er über das Tal auf die heiligen Höfe und Säulenhallen, und vor<br />

seinem tränenumflorten Auge tauchte eine schreckliche Vision auf: die Stadtmauern waren<br />

von einem feindlichen Heer umzingelt. Er hörte das Stampfen der sich sammelnden Horden,<br />

vernahm die Stimme der in der belagerten Stadt nach Brot schreienden Mütter und Kinder.<br />

Er sah ihren heiligen, prächtigen Tempel, die Paläste und Türme den Flammen preisgegeben,<br />

und dort, wo diese Bauwerke sich einst erhoben, schaute er nur einen rauchenden<br />

Trümmerhaufen.<br />

Den Zeitenfluß überblickend, sah er das Bundesvolk in alle Länder zerstreut wie<br />

Schiffbrüchige an einem öden Strand. In der irdischen Vergeltung, die sich anschickte, seine<br />

Kinder heimzusuchen, sah er die ersten Tropfen aus jener Zornesschale, die sie beim<br />

Gericht bis zur Neige leeren müssen. Sein göttliches Erbarmen und seine mitleidsvolle<br />

Liebe fanden ihren Ausdruck in den klagenden Worten: „Jerusalem, Jerusalem, die du tötest<br />

die Propheten und steinigst, die zu dir gesandt sind! wie oft habe ich deine Kinder<br />

versammeln wollen, wie eine Henne versammelt ihre Küchlein unter ihre Flügel; und ihr<br />

habt nicht gewollt!“ Matthäus 23,37. Oh, hättest, du, das vor allen andern bevorzugte Volk,<br />

die Zeit deiner Heimsuchung und das, was zu deinem Frieden diente, erkannt! Ich habe den<br />

Engel des Gerichts aufgehalten, ich habe dich zur Buße gerufen, aber umsonst. Nicht nur<br />

Knechte, Boten und Propheten hast du abgewiesen, auch den Heiligen Israels, deinen<br />

Erlöser, hast du verworfen. Wenn du vernichtet wirst, so bist du allein dafür verantwortlich.<br />

„Ihr wollt nicht zu mir kommen, daß ihr das Leben haben möchtet.“ Johannes 5,40.<br />

Christus sah in Jerusalem ein Sinnbild der in Unglauben und Empörung verhärteten<br />

Welt, die dem vergeltenden Gericht Gottes entgegen eilt. Die Leiden eines gefallenen<br />

Geschlechtes bedrückten seine Seele, und seinen Lippen entrang sich jener außerordentlich<br />

bittere Aufschrei. Er sah im menschlichen Elend, in Tränen und Blut die Spuren der Sünde,<br />

sein Herz wurde von unendlichem Mitleid mit den Bedrängten und Leidenden auf dieser<br />

Erde bewegt; er sehnte sich danach, ihnen allen Erleichterung zu verschaffen. Aber selbst<br />

seine Hand konnte nicht die Flut menschlichen Elends abwenden; denn nur wenige würden<br />

die Quelle ihrer einzigen Hilfe suchen. Er war bereit, in den Tod zu gehen, um ihnen die<br />

Erlösung zu ermöglichen; aber nur wenige kämen zu ihm, um das Leben zu ererben.<br />

Die Majestät des Himmels in Tränen! <strong>Der</strong> Sohn des ewigen Gottes niedergebeugt von<br />

Seelenangst! Dieser Anblick setzte den ganzen Himmel in Erstaunen. Jene Szene offenbart<br />

uns die überaus große Verderbtheit der Sünde; sie zeigt, welch eine schwere Aufgabe es<br />

selbst für die göttliche Allmacht ist, die Schuldigen von den Folgen der Übertretung des<br />

Gesetzes zu retten. Auf das letzte Geschlecht herabblickend, sah Jesus die Welt von einer<br />

Täuschung befallen, ähnlich der, die zur Zerstörung Jerusalems führen sollte. Die große<br />

Sünde der Juden war die Verwerfung Christi; das große Vergehen der christlichen Welt<br />

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