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Der Protest_

Was geschieht nun also mit der Macht eines Gebieters, der seine Gefolgsleute mit dem Schwert dazu bringt, jeden Glauben auszuüben, den die Kirche vorschreibt, da er davon ausgeht, dass es der eine, wahre Glauben ist, nur weil ihn die Kirche vorschreibt? Auch dies ist entwurzelt und überworfen worden. Das Prinzip also, das so ruhig im Protest eingebettet lag, macht diese doppelte Tyrannei unbedeutend. Der Sitz des Pontifex und das Schwert des Kaisers danken ab und das Gewissen tritt an ihre Stelle. Der Protest jedoch belässt das Gewissen nicht allein bei seiner eigenen Gebieterin – das Gewissen ist kein Gesetz für sich selbst. Dies wäre eine anarchische Rebellion gegen Ihn, der ihr eigener Herr ist. Der Protest verkündet, dass die Bibel das Gesetz des Gewissens ist und dass Ihr Urheber der Herr allein ist. Somit steuert sie auf ihrem Kurs zwischen zwei sich gegenüberstehenden Gefahren, vermeidet hier die Anarchie und dort die Tyrannei, und so schreitet der Protestantismus voran, breitet vor den Augen der Nationen die Flagge wahrer Freiheit aus. Um diese Flagge mögen sich all diejenigen scharen, deren Verlangen es ist, frei zu sein.

Was geschieht nun also mit der Macht eines Gebieters, der seine Gefolgsleute mit dem Schwert dazu bringt, jeden Glauben auszuüben, den die Kirche vorschreibt, da er davon ausgeht, dass es der eine, wahre Glauben ist, nur weil ihn die Kirche vorschreibt? Auch dies ist entwurzelt und überworfen worden. Das Prinzip also, das so ruhig im Protest eingebettet lag, macht diese doppelte Tyrannei unbedeutend. Der Sitz des Pontifex und das Schwert des Kaisers danken ab und das Gewissen tritt an ihre Stelle. Der Protest jedoch belässt das Gewissen nicht allein bei seiner eigenen Gebieterin – das Gewissen ist kein Gesetz für sich selbst. Dies wäre eine anarchische Rebellion gegen Ihn, der ihr eigener Herr ist. Der Protest verkündet, dass die Bibel das Gesetz des Gewissens ist und dass Ihr Urheber der Herr allein ist. Somit steuert sie auf ihrem Kurs zwischen zwei sich gegenüberstehenden Gefahren, vermeidet hier die Anarchie und dort die Tyrannei, und so schreitet der Protestantismus voran, breitet vor den Augen der Nationen die Flagge wahrer Freiheit aus. Um diese Flagge mögen sich all diejenigen scharen, deren Verlangen es ist, frei zu sein.

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<strong>Der</strong> <strong>Protest</strong><br />

In England fing man schon im Jahre 1826 an, die Adventbotschaft zu predigen. Die<br />

Bewegung nahm hier keine so entschiedene Form an wie in Amerika; die genaue Zeit der<br />

Wiederkunft Christi lehrte man nicht so allgemein, aber die große Wahrheit von dem<br />

baldigen Kommen Christi in Macht und Herrlichkeit wurde überall verkündigt; und dies<br />

nicht nur unter denen, die nicht zur anglikanischen Kirche gehörten. Mourant Brock, ein<br />

englischer Schriftsteller, gibt an, daß sich ungefähr siebenhundert Prediger der<br />

anglikanischen Kirche mit der Verkündigung dieses „Evangeliums vom Reich“ befaßten.<br />

Auch in Großbritannien wurde die Botschaft seines Kommens, die auf das Jahr 1844<br />

hinwies, verkündigt. Drucksachen über die Adventbewegung wurden von den Vereinigten<br />

Staaten aus überallhin versandt. In England gab man wieder Bücher und Zeitschriften<br />

heraus, und im Jahre 1842 kehrte Robert Winter, ein gebürtiger Engländer, der den<br />

Adventglauben in Amerika angenommen hatte, in seine Heimat zurück, um das Kommen<br />

des Herrn zu verkündigen. Viele vereinten sich mit ihm in dieser Aufgabe; die<br />

Gerichtsbotschaft wurde in verschiedenen Teilen Englands verbreitet.<br />

In Südamerika fand Lacunza, ein Spanier und Jesuit, inmitten von Priestertrug und roher<br />

Unwissenheit seinen Weg zur Heiligen Schrift und erkannte die Wahrheit von der baldigen<br />

Wiederkunft Christi. Innerlich getrieben, die Warnung zu erteilen, und doch darauf bedacht,<br />

den Kirchenstrafen Roms zu entrinnen, veröffentlichte er seine Ansichten unter dem<br />

Decknamen „Rabbi Ben-Esra“, indem er sich für einen bekehrten Juden ausgab. Lacunza<br />

lebte im 18. Jahrhundert; sein Buch, das den Weg nach London gefunden hatte, wurde<br />

ungefähr im Jahre 1825 in die englische Sprache übersetzt. Seine Herausgabe diente dazu,<br />

die in England erwachte Aufmerksamkeit hinsichtlich der Wiederkunft Christi zu steigern.<br />

In Deutschland war diese Lehre im 18. Jahrhundert von Bengel, dem berühmten<br />

Bibelgelehrten und Kritiker, einem Prälaten der lutherischen Kirche, gepredigt worden.<br />

Nach Vollendung seiner Schulbildung hatte Bengel „sich dem Studium der Theologie<br />

gewidmet, wozu ihn sein tiefernstes und frommes Gemüt, durch seine frühe Bildung und<br />

Zucht erweitert und verstärkt, von Natur hinzog.<br />

Wie andere denkende junge Männer vor und nach ihm hatte auch er mit religiösen<br />

Zweifeln und Schwierigkeiten zu kämpfen, und mit tiefem Gefühl spricht er von den ‚vielen<br />

Pfeilen, die sein armes Herz durchbohrten und seine Jugend schwer erträglich<br />

machten‘.“ Als er Mitglied des Württembergischen Konsistoriums (Landeskirchenbehörde)<br />

wurde, trat er für die Religionsfreiheit ein. „Indem er alle Rechte und Vorrechte der Kirche<br />

aufrechterhielt, befürwortete er, jede billige Freiheit denen zu gewähren, die sich aus<br />

Gewissensgründen gebunden fühlten, sich von ihrer Gemeinschaft zurückzuziehen.“ Die<br />

guten Wirkungen dieser klugen Entscheidung werden in dem Landstrich, dem er entstammte,<br />

noch immer verspürt.<br />

Während sich Bengel auf die Predigt für einen Adventsonntag (über Offenbarung 21)<br />

vorbereitete, ging ihm plötzlich die Erkenntnis von der Wiederkunft Christi auf. Die<br />

Weissagungen der Offenbarung erschlossen sich seinem Verständnis wie nie zuvor. Das<br />

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