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Der Protest_

Was geschieht nun also mit der Macht eines Gebieters, der seine Gefolgsleute mit dem Schwert dazu bringt, jeden Glauben auszuüben, den die Kirche vorschreibt, da er davon ausgeht, dass es der eine, wahre Glauben ist, nur weil ihn die Kirche vorschreibt? Auch dies ist entwurzelt und überworfen worden. Das Prinzip also, das so ruhig im Protest eingebettet lag, macht diese doppelte Tyrannei unbedeutend. Der Sitz des Pontifex und das Schwert des Kaisers danken ab und das Gewissen tritt an ihre Stelle. Der Protest jedoch belässt das Gewissen nicht allein bei seiner eigenen Gebieterin – das Gewissen ist kein Gesetz für sich selbst. Dies wäre eine anarchische Rebellion gegen Ihn, der ihr eigener Herr ist. Der Protest verkündet, dass die Bibel das Gesetz des Gewissens ist und dass Ihr Urheber der Herr allein ist. Somit steuert sie auf ihrem Kurs zwischen zwei sich gegenüberstehenden Gefahren, vermeidet hier die Anarchie und dort die Tyrannei, und so schreitet der Protestantismus voran, breitet vor den Augen der Nationen die Flagge wahrer Freiheit aus. Um diese Flagge mögen sich all diejenigen scharen, deren Verlangen es ist, frei zu sein.

Was geschieht nun also mit der Macht eines Gebieters, der seine Gefolgsleute mit dem Schwert dazu bringt, jeden Glauben auszuüben, den die Kirche vorschreibt, da er davon ausgeht, dass es der eine, wahre Glauben ist, nur weil ihn die Kirche vorschreibt? Auch dies ist entwurzelt und überworfen worden. Das Prinzip also, das so ruhig im Protest eingebettet lag, macht diese doppelte Tyrannei unbedeutend. Der Sitz des Pontifex und das Schwert des Kaisers danken ab und das Gewissen tritt an ihre Stelle. Der Protest jedoch belässt das Gewissen nicht allein bei seiner eigenen Gebieterin – das Gewissen ist kein Gesetz für sich selbst. Dies wäre eine anarchische Rebellion gegen Ihn, der ihr eigener Herr ist. Der Protest verkündet, dass die Bibel das Gesetz des Gewissens ist und dass Ihr Urheber der Herr allein ist. Somit steuert sie auf ihrem Kurs zwischen zwei sich gegenüberstehenden Gefahren, vermeidet hier die Anarchie und dort die Tyrannei, und so schreitet der Protestantismus voran, breitet vor den Augen der Nationen die Flagge wahrer Freiheit aus. Um diese Flagge mögen sich all diejenigen scharen, deren Verlangen es ist, frei zu sein.

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<strong>Der</strong> <strong>Protest</strong><br />

Ein Maß Weizen wurde für ein Talent verkauft. Die Hungerqualen waren so schrecklich,<br />

daß manche an dem Leder ihrer Gürtel, an ihren Sandalen und an den Bezügen ihrer Schilde<br />

nagten. Viele Bewohner schlichen zur Nachtzeit aus der Stadt, um wilde Kräuter zu<br />

sammeln, die außerhalb der Stadtmauern wuchsen, obwohl etliche ergriffen und unter<br />

grausamen Martern getötet wurden, während man anderen, die wohlbehalten zurückgekehrt<br />

waren, die Kräuter wegnahm, die sie unter so großen Gefahren gesammelt hatten. Die<br />

unmenschlichsten Qualen wurden von den Machthabern auferlegt, um den vom Mangel<br />

Bedrückten die letzten spärlichen Vorräte, die sie möglicherweise verborgen hatten,<br />

abzuzwingen. Nicht selten begingen diese Grausamkeiten wohlgenährte Menschen, die nur<br />

danach trachteten einen Lebensmittelvorrat für die Zukunft aufzuspeichern.<br />

Tausende starben an Hunger und Seuchen. Die natürlichen Bande der Liebe schienen<br />

zerstört zu sein. <strong>Der</strong> Mann beraubte seine Frau und die Frau ihren Mann. Man sah Kinder,<br />

die den greisen Eltern das Brot vom Munde wegrissen. <strong>Der</strong> Frage des Propheten: „Kann<br />

auch ein Weib ihres Kindleins vergessen?“ Jesaja 49,15. wurde innerhalb der Mauern jener<br />

verurteilten Stadt die Antwort zuteil: „Es haben die barmherzigsten Weiber ihre Kinder<br />

selbst müssen kochen, daß sie zu essen hätten in dem Jammer der Tochter meines<br />

Volkes.“ Klagelieder 4,10. Wiederum erfüllte sich die warnende Weissagung, die vierzehn<br />

Jahrhunderte zuvor gegeben worden war:<br />

„Ein Weib unter euch, das zuvor zärtlich und in Üppigkeit gelebt hat, daß sie nicht<br />

versucht hat, ihre Fußsohle auf die Erde zu setzen, vor Zärtlichkeit und Wohlleben, die wird<br />

dem Manne in ihren Armen und ihrem Sohne und ihrer Tochter nicht gönnen die<br />

Nachgeburt, ... dazu ihre Söhne, die sie geboren hat; denn sie werden sie vor Mangel an<br />

allem heimlich essen in der Angst und Not, womit dich dein Feind bedrängen wird in deinen<br />

Toren.“ 5.Mose 28,56.57.<br />

Die römischen Anführer versuchten, die Juden mit Schrecken zu erfüllen und dadurch<br />

zur Übergabe zu bewegen. Israeliten, die sich ihrer Gefangennahme widersetzten, wurden<br />

gegeißelt, gefoltert und vor der Stadtmauer gekreuzigt. Hunderte erlitten täglich auf diese<br />

Weise den Tod, und dieses grauenvolle Werk setzte man so lange fort, bis im Tal Josaphat<br />

und auf Golgatha soviel Kreuze aufgerichtet waren, daß kaum Raum blieb, sich zwischen<br />

ihnen zu bewegen. Schrecklich erfüllte sich die frevelhafte, vor dem Richterstuhl des Pilatus<br />

ausgesprochene Verwünschung: „Sein Blut komme über uns und über unsre<br />

Kinder!“ Matthäus 27,25.<br />

Titus hätte der Schreckensszene gern ein Ende gemacht und damit der Stadt Jerusalem<br />

das volle Maß ihres Gerichtes erspart. Entsetzen packte ihn, als er die Leichname der<br />

Erschlagenen haufenweise in den Tälern liegen sah. Wie überwältigt schaute er vom Gipfel<br />

des Ölberges auf den herrlichen Tempel und gab Befehl, nicht einen Stein davon zu<br />

berühren. Ehe er daranging, diese Stätte einzunehmen, beschwor er die jüdischen Führer in<br />

einem ernsten Aufruf, ihn nicht zu zwingen die heilige Stätte mit Blut zu entweihen. Wenn<br />

sie herauskommen und an irgendeinem andern Ort kämpfen wollten, so sollte kein Römer<br />

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