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Der Protest_

Was geschieht nun also mit der Macht eines Gebieters, der seine Gefolgsleute mit dem Schwert dazu bringt, jeden Glauben auszuüben, den die Kirche vorschreibt, da er davon ausgeht, dass es der eine, wahre Glauben ist, nur weil ihn die Kirche vorschreibt? Auch dies ist entwurzelt und überworfen worden. Das Prinzip also, das so ruhig im Protest eingebettet lag, macht diese doppelte Tyrannei unbedeutend. Der Sitz des Pontifex und das Schwert des Kaisers danken ab und das Gewissen tritt an ihre Stelle. Der Protest jedoch belässt das Gewissen nicht allein bei seiner eigenen Gebieterin – das Gewissen ist kein Gesetz für sich selbst. Dies wäre eine anarchische Rebellion gegen Ihn, der ihr eigener Herr ist. Der Protest verkündet, dass die Bibel das Gesetz des Gewissens ist und dass Ihr Urheber der Herr allein ist. Somit steuert sie auf ihrem Kurs zwischen zwei sich gegenüberstehenden Gefahren, vermeidet hier die Anarchie und dort die Tyrannei, und so schreitet der Protestantismus voran, breitet vor den Augen der Nationen die Flagge wahrer Freiheit aus. Um diese Flagge mögen sich all diejenigen scharen, deren Verlangen es ist, frei zu sein.

Was geschieht nun also mit der Macht eines Gebieters, der seine Gefolgsleute mit dem Schwert dazu bringt, jeden Glauben auszuüben, den die Kirche vorschreibt, da er davon ausgeht, dass es der eine, wahre Glauben ist, nur weil ihn die Kirche vorschreibt? Auch dies ist entwurzelt und überworfen worden. Das Prinzip also, das so ruhig im Protest eingebettet lag, macht diese doppelte Tyrannei unbedeutend. Der Sitz des Pontifex und das Schwert des Kaisers danken ab und das Gewissen tritt an ihre Stelle. Der Protest jedoch belässt das Gewissen nicht allein bei seiner eigenen Gebieterin – das Gewissen ist kein Gesetz für sich selbst. Dies wäre eine anarchische Rebellion gegen Ihn, der ihr eigener Herr ist. Der Protest verkündet, dass die Bibel das Gesetz des Gewissens ist und dass Ihr Urheber der Herr allein ist. Somit steuert sie auf ihrem Kurs zwischen zwei sich gegenüberstehenden Gefahren, vermeidet hier die Anarchie und dort die Tyrannei, und so schreitet der Protestantismus voran, breitet vor den Augen der Nationen die Flagge wahrer Freiheit aus. Um diese Flagge mögen sich all diejenigen scharen, deren Verlangen es ist, frei zu sein.

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<strong>Der</strong> <strong>Protest</strong><br />

Papsttums und führte zu dem Kampf, der den päpstlichen Thron erschütterte und die<br />

dreifache Krone auf dem Haupt des römischen Oberpriesters ins Wanken brachte.<br />

<strong>Der</strong> römische Beauftragte Tetzel, dazu bestimmt in Deutschland den Verkauf von<br />

Ablässen zu leiten, war der gemeinsten Vergehen gegen die menschliche Gesellschaft und<br />

das Gesetz Gottes überführt worden; nachdem er jedoch der seinen Verbrechen<br />

angemessenen Strafe entronnen war, wurde er mit der Förderung der gewinnsüchtigen und<br />

gewissenlosen Pläne des Papstes beauftragt. In herausfordernder Weise wiederholte er die<br />

schamlosesten Lügen und erzählte Wundergeschichten, um das unwissende, leichtgläubige<br />

und abergläubische Volk zu täuschen. Hätten sie das Wort Gottes besessen, wären sie nicht<br />

so hintergangen worden. Die Heilige Schrift wurde ihnen vorenthalten, damit sie unter der<br />

Herrschaft des Papsttums blieben und dazu beitrügen, die Macht und den Reichtum seiner<br />

ehrgeizigen Führer zu mehren.<br />

Wenn der Dominikaner Tetzel, der den Ablaßhandel leitete, eine Stadt betrat, ging ein<br />

Bote vor ihm her und verkündigte: „Die Gnade Gottes und des heiligen Vaters ist vor den<br />

Toren.“ Und das Volk bewillkommnete den gotteslästerlichen Betrüger, daß „man hätte<br />

nicht wohl Gott selber schöner empfangen und halten können“. <strong>Der</strong> schändliche Handel<br />

ging in der Kirche vor sich; Tetzel bestieg die Kanzel und pries die Ablässe als eine<br />

kostbare Gabe Gottes. Er erklärte, daß durch seine Ablaßzettel dem Käufer alle Sünden,<br />

„auch noch so ungeheuerliche, welche der Mensch noch begehen möchte“, verziehen<br />

würden. „Es wäre nicht Not, Reue noch Leid oder Buße für die Sünde zu haben“. Seine<br />

Ablässe besäßen die<br />

Kraft, Lebende und Tote zu retten; „wenn einer Geld in den Kasten legt für eine Seele<br />

im Fegfeuer, sobald der Pfennig auf den Boden fiel und klünge, so führe die Seele heraus<br />

gen Himmel.“ Als Simon der Zauberer sich von den Aposteln die Macht, Wunder zu wirken,<br />

erkaufen wollte, antwortete ihm Petrus: „Daß du verdammt werdest mit deinem Gelde,<br />

darum daß du meinst, Gottes Gabe werde durch Geld erlangt!“ Apostelgeschichte 8,20.<br />

Aber Tetzels Anerbieten wurde von Tausenden gierig ergriffen. Gold und Silber flossen in<br />

seinen Kasten. Eine Seligkeit, die mit Geld erkauft werden konnte, war leichter zu erlangen<br />

als eine solche, die Reue, Glauben und eifrige Anstrengungen erforderte, der Sünde zu<br />

widerstehen und sie zu überwinden.<br />

<strong>Der</strong> Ablaßlehre hatten sich schon gelehrte und fromme Männer in der römischen Kirche<br />

widersetzt, und es gab viele, welche den Behauptungen, die der Vernunft und der<br />

Offenbarung zuwider waren, nicht vertrauten. Kein Geistlicher wagte es indessen, seine<br />

Stimme gegen diesen gottlosen Handel zu erheben; aber die Gemüter der Menschen wurden<br />

beunruhigt und ängstlich, und viele fragten sich ernsthaft, ob Gott nicht durch irgendein<br />

Werkzeug die Reinigung seiner Kirche bewirken würde.<br />

Obwohl Luther noch immer ein sehr eifriger Anhänger des Papstes war, erfüllten ihn die<br />

gotteslästerlichen Anmaßungen der Ablaßkrämer mit Entsetzen. Viele aus seiner eigenen<br />

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