29.12.2012 Aufrufe

[Begrüßung Breuer] - Bundesministerium für Arbeit und Soziales

[Begrüßung Breuer] - Bundesministerium für Arbeit und Soziales

[Begrüßung Breuer] - Bundesministerium für Arbeit und Soziales

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

97<br />

In diesen Rahmen ordnet Volkert indirekte <strong>und</strong> direkte, relative <strong>und</strong> absolute sowie<br />

subjektive <strong>und</strong> objektive Ansätze der Armuts- <strong>und</strong> Reichtumsmessung ein. Dabei<br />

vertritt er einen umfassenden methodischen Ansatz in dem Sinne, dass <strong>für</strong> unter-<br />

schiedliche Fragestellungen in unterschiedlichen Kontexten jeweils andere Methoden<br />

<strong>und</strong> Messindikatoren geeignet sein können: zur Frage der gesellschaftlichen Einkom-<br />

mensverteilung ein relatives Einkommensmaß, zur Frage des Mindestbedarfs ein<br />

direktes Armutsmaß, zur Frage der individuellen Ausstattung <strong>und</strong> der instrumentellen<br />

Freiheiten die ressourcen- <strong>und</strong> lebenslagenorientierten Ansätze.<br />

Wolfgang Voges thematisiert in seinem Vortrag „Perspektiven des Lebenslagen-<br />

konzeptes“ in gesellschaftstheoretischer Perspektive die Lebensbereiche, die im<br />

Hinblick auf Lebensqualität gr<strong>und</strong>legenden Stellenwert haben. In der Tradition von<br />

Neurath, Weisser <strong>und</strong> Nahnsen expliziert er zunächst das Lebenslagenkonzept als ein<br />

System von Handlungsspielräumen in Verbindung mit bereichsspezifischen Ressour-<br />

cen. Dabei legt Voges die Dimensionen zu Gr<strong>und</strong>e, über die seiner Ansicht nach in der<br />

Fachdiskussion Konsens besteht: Einkommen <strong>und</strong> Vermögen, Bildung, Erwerbstätig-<br />

keit, Wohnen <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit. Eine theoretische oder empirische Ableitung dieser<br />

Dimensionen sieht er ebenso als noch zu leistende, zukünftige Forschungsaufgabe wie<br />

die Klärung der Gewichtung der einzelnen Dimensionen <strong>und</strong> ihrer wechselseitigen<br />

Beziehungen.<br />

Im Anschluss daran vertieft er zwei Aspekte des Lebenslagenansatzes. Zum einen<br />

weist er auf die Differenz zwischen objektiver Lebenslage <strong>und</strong> deren subjektiver Wahr-<br />

nehmung hin, die nicht immer kongruent sein muss, sondern auch besser („Zufrieden-<br />

heitsparadox“) oder schlechter („Unzufriedenheitsdilemma“) ausfallen kann. Zum<br />

andern geht er näher auf den „dualen Charakter“ von Lebenslagen ein, die sowohl eine<br />

„Ursache“ <strong>für</strong> Chancenungleichheit als auch deren „Folge“ sein könnten. Diese<br />

Spannung löst er anhand eines „dynamischen Modells der Wechselwirkungen<br />

zwischen strukturellen Bedingungen (Makroebene) <strong>und</strong> individuellem Handeln (Mikro-<br />

ebene)“ in ein zeitliches Nacheinander auf. Beide Aspekte, das Spannungsverhältnis<br />

zwischen objektiven Bedingungen <strong>und</strong> subjektiver Wahrnehmung sowie die Wechsel-<br />

wirkungen zwischen Makro- <strong>und</strong> Mikroebene, illustriert er anhand von Daten zur<br />

Wohnsituation in Ost- <strong>und</strong> Westdeutschland.<br />

Zur praktischen Umsetzung des Lebenslagenansatzes in der Armuts- <strong>und</strong> Reichtums-<br />

berichterstattung empfiehlt er, pragmatisch bei leicht zu erhebenden Daten anzusetzen<br />

<strong>und</strong> von hier aus unter Berücksichtigung weiterer Dimensionen einen „Lebenslage-<br />

Index“ zu konstruieren.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!