[Begrüßung Breuer] - Bundesministerium für Arbeit und Soziales
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Verwirklichungschancen auch nur annähernd wiederzugeben vermag, ist daher<br />
methodisch wenig aussichtsreich. Vielversprechender erscheint es, verschiedene<br />
Ansätze <strong>und</strong> Indikatoren bei der Armutsermittlung in ihren jeweiligen optimalen<br />
Anwendungsgebieten einzusetzen. Vorgeschlagen wird daher ein Methoden- <strong>und</strong><br />
Indikatorenmix. Er soll den unterschiedlichen Voraussetzungen <strong>und</strong> Kriterien, die bei<br />
der Analyse eines Mangels an Verwirklichungschancen wesentlich sind, durch jene<br />
Methoden <strong>und</strong> Indikatoren Rechnung tragen, die unter Berücksichtigung ihrer speziel-<br />
len Annahmen optimal geeignet sind.<br />
1.5 Gr<strong>und</strong>fragen <strong>und</strong> erste Annäherungen an ein Konzept der Reichtumsmessung<br />
Reichtum wird hier als hohes Maß an Verwirklichungschancen interpretiert. Insofern ist<br />
Reichtum aus individueller <strong>und</strong> bis zu einem gewissen Grad auch aus gesellschaft-<br />
licher Sicht eine wünschenswerte Situation. Der Armut als Mangel an Verwirklichungs-<br />
chancen steht also einerseits der Reichtum als wünschenswert hohem Maß an<br />
Verwirklichungschancen gegenüber. Andererseits gibt es auch ein Pendant zum<br />
Mangel an Verwirklichungschancen aufgr<strong>und</strong> unzureichender instrumenteller Frei-<br />
heiten, das als ein Übermaß an instrumentellen Freiheiten bezeichnet werden kann. Es<br />
lässt sich als die Fähigkeit beschreiben, bei der Verfolgung eigener Ziele die Verwirk-<br />
lichungschancen anderer zu beeinträchtigen. Reichtum kann sich auf derart große<br />
gesellschaftliche Macht stützen, dass sich in einzelnen Fällen ein Handlungsbedarf<br />
ergibt. Beispielsweise, wenn umfassender Einfluss einzelner Gruppen die Möglichkeit<br />
anderer beeinträchtigt, ebenfalls gesellschaftlich hochrangige Entscheidungspositionen<br />
zu erreichen. Reichtum als wünschenswerte Vielfalt an Verwirklichungsmöglichkeiten<br />
<strong>und</strong> Reichtum als Phänomen von Macht <strong>und</strong> überdurchschnittlichem Einfluss beruhen<br />
nicht immer auf derselben Gr<strong>und</strong>lage – konzeptionell könnten sie daher als zwei<br />
Aspekte des Reichtums interpretiert werden. 10<br />
Reichtum als sehr umfangreiche Verwirklichungschancen<br />
Ein hohes Maß an Verwirklichungschancen durch umfangreiche individuelle Ausstat-<br />
tung stellt eines der wesentlichen individuellen Ziele in westlichen Gesellschaften dar.<br />
Umfangreiche materielle Ressourcen, Bildung, Qualifikation etc. zeigen oftmals, dass<br />
Ziele mit Hilfe umfassender Verwirklichungschancen erreicht werden konnten. Insofern<br />
ist der Reichtum an Verwirklichungschancen ein gr<strong>und</strong>sätzlich wünschenswertes<br />
gesellschaftspolitisches Ziel.<br />
Dies gilt umso mehr als finanzieller Reichtum eine Voraussetzung <strong>für</strong> umfangreiches<br />
privates Engagement im sozialen Bereich darstellt. Zu denken ist beispielsweise an<br />
sozial-karitative Stiftungen. Ferner besitzt eine Gesellschaft mit weit verbreitetem<br />
10<br />
Ein Überblick über beide Facetten des Reichtums findet sich im Sammelband von Huster<br />
(1997).