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[Begrüßung Breuer] - Bundesministerium für Arbeit und Soziales

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„<strong>Arbeit</strong>er“ oder „Beamte“, <strong>und</strong> dann kommt wieder die männliche Sprache durch. Dass<br />

stattdessen z. B. als „<strong>Arbeit</strong>erinnen <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>er“, als „Beamtinnen <strong>und</strong> Beamte“ diffe-<br />

renziert werden muss, klingt erst einmal schwerfällig, dahinter verbirgt sich aber, dass<br />

sonst nicht weitergehend durchdacht wird, welche Implikationen das hat. Also wenn wir<br />

z. B. den Zugang zur Erwerbsarbeit beschreiben <strong>und</strong> das dann aber geschlechts-<br />

indifferent beschreiben, dann bedeutet das, dass die bestimmten Zugangswege, die<br />

bestimmten Barrieren beim Zugang zu Erwerbsarbeit, die geschlechtsdifferent sind,<br />

verschwinden.<br />

Es gibt ein anderes w<strong>und</strong>erbares Beispiel im Bericht, im Kapitel „Zuwanderung“. In der<br />

Überschrift ist noch von „Zuwanderinnen <strong>und</strong> Zuwanderern“ die Rede. Im ersten Satz<br />

werden dann noch einmal die „Zuwanderinnen <strong>und</strong> Zuwanderer“ sprachlich auch so<br />

ausgeführt, <strong>und</strong> dann geht es weiter, <strong>und</strong> dann kommen nur noch die „Zuwanderer“<br />

vor. Alle Auflösungen erfolgen wieder über die männliche Form – was auch daran liegt,<br />

dass es keine hinreichenden Daten gibt. Es ist ja gerade auch eine Studie in Auftrag<br />

gegeben zur Situation von Frauen in der Migration, das ist schon auch der Ausdruck<br />

da<strong>für</strong>. Nur <strong>für</strong> die Weiterführung des Berichtes muss darauf geachtet werden.<br />

Das zweite Ebene betrifft die geschlechtsdifferente Analyse der Inhalte, was wir jetzt<br />

auch an den Darstellungen des Lebenslageansatzes gesehen haben, z. B. den Zugang<br />

zur Erwerbsarbeit: Wenn Sie von subjektiven oder objektiven Handlungsspielräumen<br />

sprechen, von den subjektiven Fähigkeiten <strong>und</strong> den objektiven Verwirklichungs-<br />

chancen – dann bleibt der Begriff der Familie draußen vor. Es ist ja nicht nur die freie<br />

Entscheidung einer Frau oder eines Mannes, in Erwerbsarbeit zu gehen, sondern es<br />

sind ja ganz bestimmte soziale Verpflichtungen, die den Zugang zur Erwerbsarbeit<br />

verhindern. Oder eine ganz bestimmte strukturelle Ausstattung in einer Region z. B. in<br />

Bezug auf Kinderbetreuung ist es, die den Zugang von Frauen zur Erwerbsarbeit<br />

behindert. Und wenn dann Einkommen immer noch der Kernindikator <strong>für</strong> die Chancen<br />

ist, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen, an Bildung etc., dann sind die unter-<br />

schiedlichen geschlechtsdifferent markierten Lebenslagen nicht berücksichtigt. Ich<br />

möchte das am Beispiel des Humanvermögens noch einmal ganz klar machen. Daran<br />

wird zugleich auch deutlich, dass es auch um eine Neuformulierung von Konzepten der<br />

Berichterstattung geht, die zum Teil total androzentrisch formuliert sind. Das Human-<br />

vermögen ist im Bericht nur definiert als Qualifikationsniveau <strong>und</strong> bezogen auf das<br />

Geld, das in die Erwirtschaftung dieses Qualifikationsniveaus, also meines Bildungs-<br />

abschlusses, hineingesteckt wurde. Das bleibt auf der monetären Ebene <strong>und</strong> beim<br />

Bezug auf den Zugang zur Erwerbsarbeit – also meine Chancen, einen qualifizierten<br />

<strong>und</strong> damit einen einträglichen Beruf ergreifen zu können. Das, was als Humanvermö-<br />

gen noch existiert, z. B. in der unbezahlten <strong>Arbeit</strong>, die im Haushalt geleistet wird,<br />

kommt gar nicht vor, das wäre auch ein anderes Konzept des Armuts- <strong>und</strong> Reichtums-<br />

berichts. Da gerade die Zeitbudgetstudie neu aufgelegt wird, hätten wir <strong>für</strong> die Fort-<br />

schreibung des Armutsberichts eine große Chance. Die Zeitbudgetstudie differenziert

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