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[Begrüßung Breuer] - Bundesministerium für Arbeit und Soziales

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ständlich kann <strong>und</strong> sollte der hier vorgestellte Ansatz der Verwirklichungschancen<br />

geschlechtsspezifische Differenzierungen beinhalten. Wenn ich Sie richtig verstanden<br />

habe, geht es Ihnen doch gerade um die Unterschiede in den Verwirklichungschancen<br />

zwischen Frauen <strong>und</strong> Männern. Um nur wenige Beispiele zu nennen: Natürlich ist es<br />

<strong>für</strong> die Betrachtung von Armut als Mangel an Verwirklichungschancen relevant, wenn<br />

die Löhne von Frauen niedriger sind als die von Männern. Weitere notwendige Infor-<br />

mationen im Rahmen unseres Ansatzes wären Unterschiede hinsichtlich bestimmter<br />

Ressourcen (z. B. Qualifikation), des <strong>Arbeit</strong>smarktzugangs, der zu mehr Teilzeitarbeit<br />

<strong>und</strong> unterschiedlicher Berufserfahrung führt, so dass am Ende Informationen zu dem<br />

vorliegen, was Ökonomen als Lohndifferenzierung bezeichnen. Frauen verdienen aber<br />

auch weniger, weil eine Lohndiskriminierung stattfindet. Unter sonst gleichen Voraus-<br />

setzungen ist der Lohn von Frauen etwa bis zu 15 Prozent niedriger als der von<br />

Männern. Dies hat viel mit den instrumentellen Freiheiten zu tun, mit den Zugangs-<br />

chancen von Frauen zum <strong>Arbeit</strong>smarkt <strong>und</strong> speziell zu Führungspositionen. Frauen<br />

verdienen aber möglicherweise auch aufgr<strong>und</strong> der überkommenen Wertvorstellungen<br />

weniger, etwa weil im Zweifel die Frau zuhause bleibt. So etwas können Sie aber nur<br />

über subjektive Ansätze ermitteln. Solche Fragen sprechen also <strong>für</strong> den hier vorge-<br />

schlagenen Methodenmix.<br />

Darüber hinaus wäre nach dem Ansatz der Verwirklichungschancen zu klären, ob<br />

Zugangsbeschränkungen <strong>für</strong> Frauen auch in anderen Bereichen auftreten, etwa bei der<br />

politischen Mitbestimmung, beim Zugang zu (höheren) Schulen <strong>und</strong> Hochschulen oder<br />

zum Ges<strong>und</strong>heitswesen. Die Beispiele zeigen, dass sich vermutlich – nicht nur hier –<br />

eine noch stärkere Differenzierung, z. B. eine gezielte Analyse von Migrantinnen <strong>und</strong><br />

ihren Töchtern, anbietet.<br />

Ich danke Ihnen, Frau Sellach, auch <strong>für</strong> den Hinweis auf die unbezahlte <strong>Arbeit</strong>, der<br />

bislang nicht genug Aufmerksamkeit zukommt. Meines Wissens gibt es auch <strong>für</strong><br />

Industriestaaten Armutsstudien, die sich mit der Quote von „nicht anerkannter zu aner-<br />

kannter <strong>Arbeit</strong>“ beschäftigen. Wir werden dem nachgehen.<br />

Herr Hauser, Sie haben völlig Recht: Man muss, wenn man ein Armutsmaß entwickeln<br />

möchte, auf Korrelationen achten. Diesen Bereich habe ich ausgespart. Nur gibt es aus<br />

unserer Sicht durchaus weitere Faktoren, die wichtig sind <strong>und</strong> vermutlich keine Korre-<br />

lationen aufweisen. Aber dass es eine ganz schwierige Aufgabe ist, ein Maß oder<br />

einen Index ohne red<strong>und</strong>ante Größen zu bestimmen, da bin ich vollkommen Ihrer<br />

Meinung. Allerdings geht es in dieser Veranstaltung nicht nur um ein Armuts- <strong>und</strong> ein<br />

Reichtumsmaß, sondern ebenso um die Berichterstattung. Und in diesem Zusammen-<br />

hang könnte es meines Erachtens sinnvoll sein, auch über jene Bereiche zu berichten,<br />

die bereits (weitgehend) über ein anderes Maß erfasst sind. Ein Beispiel: Auch wenn<br />

sich zeigen ließe, dass schlechte Wohnverhältnisse mit geringen Einkommen korrelie-<br />

ren <strong>und</strong> wenn man die Einkommensentwicklung ins Zentrum stellt, sollte dennoch auch

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