[Begrüßung Breuer] - Bundesministerium für Arbeit und Soziales
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Wilhelm <strong>Breuer</strong>:<br />
32<br />
Ich danke Ihnen, Herr Volkert, vor allem auch da<strong>für</strong>, dass Sie es wirklich geschafft<br />
haben, ein Fazit zu ziehen. Ich halte das <strong>für</strong> sehr schwierig, denn ich sehe da immer<br />
noch eine ganze Menge Probleme. Theoretisch ist das alles w<strong>und</strong>erschön, klar, die<br />
Frage ist nur letztendlich: Wenn ich es operationalisiere, wie trenne ich zwischen den<br />
Chancen <strong>und</strong> der Realisierung dieser Chancen? Darin liegt nämlich das Dilemma. Da<br />
werden wir noch ein paar Probleme bei der Operationalisierung haben; aber ich will<br />
jetzt nicht inhaltlich vorgreifen. – Nun bitte ich Herrn Dr. Voges um das zweite Impuls-<br />
referat.<br />
Perspektiven des Lebenslagenkonzeptes<br />
PD Dr. Wolfgang Voges, Zentrum <strong>für</strong> Sozialpolitik an der Universität Bremen 15<br />
1. Merkmale <strong>und</strong> Dimensionen des Lebenslagenkonzeptes<br />
1.1 Einleitung<br />
Der Begriff der Lebenslage erfährt seit Anfang der 80er Jahre im sozialwissenschaft-<br />
lichen Diskurs eine geradezu inflationäre Verwendung. Zunächst wurde der Begriff vor<br />
allem bei interdisziplinärer Betrachtung sozialer Probleme in Soziologie, Sozialpolitik<br />
<strong>und</strong> Sozialarbeit verwendet. Seit den 90er Jahren wird damit aber auch ein Kern-<br />
bereich der Sozialstrukturanalyse bzw. der empirischen Sozialforschung abgesteckt<br />
(Clemens 1994). Auch wenn sich die meisten dieser Studien auf ein Konzept zur<br />
Lebenslage berufen, handelt es sich dabei weniger um eine deduktiv abgeleitete<br />
Theorie, wie etwa beim Humankapitalansatz. Ein theoretisch konsistentes Erklärungs-<br />
modell liegt nicht vor. Die meisten Studien haben den Charakter von singulären<br />
Beschreibungen, Fallstudien <strong>und</strong> entsprechen zumeist eher Ad-hoc-Theorien als<br />
Erklärungsansätzen mittlerer Reichweite. Trotz des häufigen Bezugs in den letzten<br />
Jahren auf ein Lebenslagenkonzept, steht aber eine befriedigende theoretische<br />
Präzisierung eines Lebenslageansatzes <strong>und</strong> dessen Implementierung in eine Sozial-<br />
berichterstattung noch aus. Die unbefriedigende Entwicklung in der Theoriebildung <strong>und</strong><br />
Operationalisierung von Dimensionen der Lebenslage begünstigt das Vorherrschen<br />
einer um monetäre Einflussgrößen zentrierten Ressourcenperspektive.<br />
In der Vergangenheit wurde unter einer durch Unterversorgung gekennzeichneten<br />
Lebenslage vor allem eine Unterversorgung mit Einkommensgrößen verstanden. Als<br />
Armut wurde ein „Mangel an Ressourcen“ angesehen, die „zur Erlangung eines sozio-<br />
kulturellen Existenzminimums notwendig sind“ (Hauser, Neumann 1992). Seit Anfang<br />
15 Überarbeitete Fassung des gleichnamigen Vortrags auf dem Symposium „Perspektiven<br />
der Armuts- <strong>und</strong> Reichtumsberichterstattung in Deutschland“ am 13.12.2001 in Berlin. Für<br />
vielfältige Unterstützung <strong>und</strong> wertvolle Hinweise danke ich Petra Buhr, Olaf Jürgens, Eike<br />
Meyer <strong>und</strong> Michael Wagner.