[Begrüßung Breuer] - Bundesministerium für Arbeit und Soziales
[Begrüßung Breuer] - Bundesministerium für Arbeit und Soziales
[Begrüßung Breuer] - Bundesministerium für Arbeit und Soziales
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
24<br />
• Gleichartige individuelle Anspruchsniveaus<br />
• Gleichartige instrumentelle Freiheiten<br />
• Gleichartige nicht-monetäre Ausstattung (Qualifikation, Ges<strong>und</strong>heit etc.)<br />
Ein solches Armutsmaß ist mithin gut geeignet, wenn all diese Voraussetzungen zu-<br />
treffen. Weniger geeignet ist dieses Armutsmaß dagegen, wenn:<br />
A. das Bedarfsprinzip eingehalten werden soll, jedoch unklar ist, ob das soziokultu-<br />
relle Existenzminimum an der 50 %-Grenze noch gewährleistet ist. Eine notwen-<br />
dige Ergänzung wäre hier die Bestimmung eines konkreten, von kurzfristigen<br />
Änderungen des gesellschaftlichen Durchschnittseinkommens unabhängigen,<br />
soziokulturellen Existenzminimums.<br />
B. die individuellen Anspruchsniveaus unterschiedlich sind, z. B. ein freiwilliger Ver-<br />
zicht auf Einkommen oder bestimmte Güter im Einzelfall nicht auszuschließen ist:<br />
Ob ein niedriger Lebensstandard bewusst gewählt wurde, kann mit subjektiven<br />
Ansätzen ermittelt werden.<br />
C. instrumentelle Freiheiten in unterschiedlichem Maße gewährleistet sind, so z. B. bei<br />
bekannten „Randgruppen“. Alternativen wären direkte Ansätze <strong>und</strong> Lebenslagen-<br />
ansätze zur Bestimmung der instrumentellen Freiheiten, etwa von ungleichen<br />
Bildungschancen, mangelnder Ges<strong>und</strong>heits<strong>für</strong>sorge, schlechteren <strong>Arbeit</strong>smarkt-<br />
chancen etc.<br />
D. Unterschiede hinsichtlich der nicht-monetären Ausstattung, z. B. bei Menschen mit<br />
Behinderungen, auftreten. Menschen mit Behinderungen weisen oftmals einen sehr<br />
spezifischen behinderungsbedingten Mehrbedarf auf, so dass dieselben Res-<br />
sourcen zu einer geringeren Zielverwirklichung führen als bei nicht behinderten<br />
Menschen. Es wäre daher mit einem umfassenderen Ressourcenansatz die<br />
gesamte individuelle Ausstattung zu klären; ferner muss bei Menschen mit Behin-<br />
derungen geklärt werden, ob auch Einschränkungen bei den instrumentellen<br />
Freiheiten auftreten (z. B. schlechtere <strong>Arbeit</strong>smarktchancen).<br />
Erst wenn geklärt ist, dass die Voraussetzungen 1) – 4) gegeben oder aufgr<strong>und</strong> von<br />
Werturteilen als nicht relevant angesehen werden, stellen sich Fragen einer weiter-<br />
gehenden Operationalisierung; z. B. ob Mittelwerte als Median oder arithmetisches<br />
Mittel zu bestimmen sind, ob auch die Armutslücke eine Rolle spielen soll u.s.w.<br />
Nicht allein hinter dem hier beispielhaft diskutierten, sondern hinter allen Armuts-<br />
indikatoren stehen mindestens vergleichbar viele spezielle <strong>und</strong> weit reichende Annah-<br />
men. Die Suche nach einem Indikator, der alle wesentlichen Komponenten der