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[Begrüßung Breuer] - Bundesministerium für Arbeit und Soziales

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Diskussion der Impulsreferate<br />

Vom sozialphilosophischen Konzept der „Lebenslage“ zur empirischen Umsetzung<br />

98<br />

Bezüglich der Dimensionen der Lebenslage besteht weitgehender Konsens darüber,<br />

dass „Armut“ nicht nur als finanziell-ökonomische Deprivation zu sehen ist, sondern im<br />

Rahmen eines multidimensionalen Konzepts weitere Aspekte wie Ges<strong>und</strong>heit, Wohnen<br />

etc. zu berücksichtigen sind. In der empirischen Operationalisierung führt dieser ganz-<br />

heitliche Anspruch aber zu Problemen.<br />

In diesem Zusammenhang wird angeregt, bei der künftigen Armuts- <strong>und</strong> Reichtums-<br />

berichterstattung zunächst das Hauptaugenmerk auf einen Lebenslagenaspekt zu<br />

richten (z. B. auf Einkommen), diesen aber nicht isoliert zu betrachten, sondern als<br />

Ausgangspunkt zur Analyse von Wechselwirkungen mit anderen Aspekten zu nutzen.<br />

Da im Falle einer vollständigen Korrelation der einzelnen Dimensionen der Lebenslage<br />

die Hinzunahme weiterer Dimensionen keinen Informationsgewinn bringen würde, sind<br />

die Aspekte zu ermitteln, die mit anderen nur in geringerem Maße korrelieren, da sich<br />

darin ihre dimensionale Eigenständigkeit zeigt; so korrelieren z. B. „Bildung“ oder<br />

„Ges<strong>und</strong>heit“ weniger mit dem Einkommen als die „Wohnqualität“. Daher wird vorge-<br />

schlagen, ausgehend von der Dimension des Einkommens <strong>und</strong> Vermögens zu prüfen,<br />

welche anderen Dimensionen damit wenig korrelieren <strong>und</strong> dementsprechend eigen-<br />

ständig sind. Eine zweite Möglichkeit bestehe darin, ausgehend von einer relativen<br />

Einkommensgrenze zu versuchen, unterhalb dieser Abgrenzung Gruppen mit Mehr-<br />

fachdeprivation zu untersuchen, also mit niedrigem Einkommen <strong>und</strong> schlechter<br />

Wohnung, niedrigem Einkommen <strong>und</strong> defizitärer Bildung etc.<br />

Zu der von Volkert vorgenommenen Differenzierung in subjektive Ausstattung <strong>und</strong><br />

objektive Handlungsspielräume wird angemerkt, dass dem nicht die Unterscheidung<br />

von qualitativen <strong>und</strong> quantitativen Methoden entspricht, da auch subjektive Bewertun-<br />

gen quantifizierbar seien. Dies müsse in Form einer „Präferenzkontrolle“ Eingang in<br />

weitere Analysen finden, indem Deprivation nach subjektiver Präferenz gewichtet wird.<br />

Dieses Verfahren ist wichtig, um ein soziokulturelles Existenzminimum empirisch<br />

fassen zu können, bei dem zu unterscheiden ist zwischen jenen, die über die allgemein<br />

als notwendig angesehenen Güter nicht verfügen können <strong>und</strong> jenen, die an diesen<br />

Gütern nicht interessiert sind. Eine Grenze dieses Ansatzes besteht allerdings darin,<br />

dass individuelle Ansprüche auch über das allgemein als notwendig Erachtete hinaus-<br />

gehen können. Dies darf nicht dazu führen, dass der Armutsbegriff subjektiv beliebig<br />

wird.<br />

Im Hinblick auf die Bipolarität von „subjektiver Ausstattung“ <strong>und</strong> „objektiven Hand-<br />

lungsspielräumen“ werden Zweifel geäußert, ob sich diese Trennung konsequent<br />

durchführen lässt; so seien z. B. soziale Gr<strong>und</strong>rechte sowohl ein personenbezogenes<br />

Ausstattungsmerkmal als auch eine objektive, politisch gestaltbare Rahmenbedingung.

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