[Begrüßung Breuer] - Bundesministerium für Arbeit und Soziales
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Walter Krug (Universität Trier):<br />
52<br />
Ein Aspekt, den ich bei den Vortragenden immer wieder vermisst habe, ist jener, von<br />
dem ich meine, dass er zur Berichterstattung hinzukommen muss: Letzten Endes soll<br />
meiner Meinung nach – ich bin Statistiker – die Berichterstattung doch in quantitativen<br />
Formen enden. Das ist natürlich bei dem Thema schwierig, das gebe ich schon zu.<br />
Aber die beiden Referate gerade zeigten mir von diesem Aspekt her, dass es bei der<br />
Armut <strong>und</strong> beim Reichtum zwar auch um nicht Quantifizierbares geht – was man damit<br />
macht, das lassen wir einmal dahingestellt sein. Aber dann zeigten mir die Referate,<br />
dass es doch einen großen Teil Quantifizierbares gibt, was ich in diesem Umfang gar<br />
nicht <strong>für</strong> möglich gehalten habe. Die Trennlinie verläuft also nicht mehr zwischen<br />
subjektiv <strong>und</strong> objektiv, denn sicherlich ist auch subjektiv vieles quantifizierbar. Auch<br />
das Konzept der Chancen ist ja nicht unquantifizierbar, wie ich an Ihrem Vortrag, Herr<br />
Voges, gesehen habe mit dem Vergleich zwischen Ost <strong>und</strong> West. Also das ist schon<br />
erstaunlich.<br />
Aber was ich trotzdem bei beiden Vorträgen vermisst habe, ist, dass wir selbst dann,<br />
wenn wir die Quantifizierbarkeit von den Indikatoren her festgemacht haben, noch<br />
lange keine empirischen Ergebnisse haben. Das heißt, es muss mit erörtert werden,<br />
was an Daten vorliegt <strong>und</strong> was darüber hinaus an Daten herbeigebracht werden kann,<br />
um diese Indikatoren, wenn sie schon vom Konzept her geklärt sind, quantifizieren zu<br />
können, <strong>und</strong> dann auch, wie sich „Möglichkeiten“ quantifizieren lassen. Und daran<br />
kann dann noch einmal vieles scheitern.<br />
Reinhard Schüssler (Prognos AG):<br />
Ich habe eine Anregung <strong>für</strong> beide Referenten. Bei Herrn Volkert ist dieser Aspekt nicht<br />
vorgekommen, bei Herrn Voges schon: Was ich als Dimension von Armut sehr wichtig<br />
finde, ist die Dauer. Nehmen wir die Messung von Schmerz als analoge Fragestellung:<br />
Gehe ich zum Zahnarzt, dann habe ich allenfalls einen kurzen Schmerz, der mich nicht<br />
weiter beeinträchtigt. Habe ich einen Bandscheibenvorfall, dann leide ich ein Jahr lang<br />
unter Schmerzen <strong>und</strong> bin in allen Lebensbereichen beeinträchtigt. Das macht einen<br />
qualitativen Unterschied. Genauso macht es einen enormen Unterschied, ob ich <strong>für</strong><br />
einen Monat arbeitslos bin oder <strong>für</strong> ein Jahr, <strong>und</strong> ob ich <strong>für</strong> einen Tag Hunger habe<br />
oder überhaupt zu wenig zu essen.<br />
Ich komme deswegen auf die Dauer als wichtigen Aspekt, weil ich mich hauptsächlich<br />
mit Vermögen <strong>und</strong> Vermögensbildung beschäftige. Dabei ist die Zeit ebenfalls einer<br />
der entscheidenden Einflussfaktoren: Sparen, über die Jahre akkumuliert, ist eine der<br />
wichtigen Quellen der Vermögensbildung. Meine Anregung ist, die von Herrn Volkert<br />
vorgestellten Dimensionen der individuellen Ausstattung <strong>und</strong> der instrumentellen Frei-<br />
heiten um eine zeitliche Dimension, die Dauer, zu ergänzen.